Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
Wächtern eine solche Angst eingejagt hatte, dass sie sie doch tatsächlich in die Freiheit geschmuggelt hatten.
Andere hatten schlimmere Verletzungen davongetragen. Eine kleine schwarze Sul’dam und eine große blonde Damane lagen verbunden durch einen A’dam auf dem Boden und starrten mit bereits starr werdenden Augen in die Sonne, ein anderes Paar lag aneinandergeklammert auf den Knien; Blut lief ihnen ins Gesicht und verklebte das Haar. Die anderen Paare standen so steif wie Semirhage da, und er konnte die Abschirmungen um drei der Damane sehen. Sie sahen wie betäubt aus. Eine der Sul’dam , eine schlanke, dunkelhaarige junge Frau, schluchzte leise.
Auch Narishmas Gesicht war blutverschmiert, sein Mantel erschien angesengt. Genau wie bei Sandomere; ein Knochen durchstieß seinen linken Ärmel, rot verschmiertes Weiß, bis Nynaeve den Arm mit festem Ruck richtete. Er verzog gequält das Gesicht und stieß ein gutturales Stöhnen aus. Sie legte die Hände über den Bruch, und Augenblicke später spannte er den Arm an und bewegte die Finger und murmelte einen Dank. Logain erschien unversehrt, genau wie Nynaeve und Cadsuane, die Semirhage musterte, so wie eine Braune ein zuvor noch nie gesehenes exotisches Tier studieren würde.
Da klafften überall um das Herrenhaus herum Wegetore auf und spuckten berittene Asha’man und Aes Sedai und Behüter aus, desgleichen verschleierte Töchter. Bashere ritt an der Spitze seiner Männer. Ein Asha’man und eine Aes Sedai, die sich zu einem Zirkel verknüpften, konnten ein beträchtlich größeres Tor erschaffen, als Rand allein imstande gewesen wäre. Also musste es jemand geschafft haben, das Signal zu geben, eine rote, zerplatzende Flammenkugel am Himmel. Jeder Asha’man war mit Saidin gefüllt, und Rand vermutete, dass die Aes Sedai gleichermaßen viel Saidar hielten. Die Töchter schwärmten zwischen den Bäumen aus.
»Aghan, Hamad, durchsucht das Haus!«, rief Bashere. »Matoun, formiert die Lanzenreiter! Sie werden sich auf uns stürzen, so schnell sie können!« Zwei Soldaten rammten ihre Lanzen in die Erde, sprangen aus den Sätteln und stürmten mit gezogenen Schwertern ins Haus, während der Rest in zwei Reihen Aufstellung bezog.
Ayako warf sich förmlich aus dem Sattel und eilte zu Sandomere; dabei achtete sie nicht einmal auf ihre Röcke, die durch den Schlamm schleiften. Merise ritt zu Narishma, bevor sie direkt vor ihm zu Boden glitt und wortlos seinen Kopf zwischen die Hände nahm. Er bäumte sich auf und hätte fast den Kopf losgerissen, während sie ihn Heilte. Sie kannte sich kaum in Nynaeves Heilungsmethode aus.
Nynaeve ignorierte die Aufregung, raffte die Röcke mit blutverschmierten Händen und eilte zu Rand. »Oh, Rand«, sagte sie, als sie den Arm erblickte, »es tut mir so leid. Ich … ich werde tun, was ich kann, aber ich werde ihn nicht wieder so hinbekommen, wie er war.« In ihren Augen lag Qual.
Wortlos streckte er den linken Arm aus. In ihm pulsierte der Schmerz. Seltsamerweise konnte er noch immer seine Hand spüren. Er schien Finger, die nicht länger da waren, zu einer Faust formen zu können. Seine Gänsehaut wurde intensiver, als sie viel mehr Saidar schöpfte, und der Qualm verschwand von seinem Ärmel. Sie ergriff den Arm oberhalb des Handgelenks. Der ganze Arm fing an zu kribbeln, und der Schmerz verschwand. Langsam wich geschwärzte Haut glatter Haut, die nach unten zu quellen schien, bis sie den kleinen Höcker umgab, der sein Handballen gewesen war. Ein wunderbarer Anblick. Auch der Drache mit den scharlachroten und goldenen Schuppen wuchs wieder, soweit das möglich war, und endete in einem Stück goldener Mähne. Rand konnte noch immer die ganze Hand fühlen.
»Es tut mir so leid«, sagte Nynaeve erneut. »Lass mich nach anderen Verletzungen Ausschau halten.« Sie fragte, aber natürlich wartete sie keine Antwort ab. Sie nahm seinen Kopf zwischen die Hände, und ein Schauder durchfuhr ihn. »Da stimmt etwas nicht mit deinen Augen«, sagte sie stirnrunzelnd. »Ich habe Angst, das zu Heilen, ohne es vorher zu studieren. Der kleinste Fehler könnte dich erblinden lassen. Wie gut kannst du sehen? Wie viele Finger halte ich hoch?«
»Zwei. Ich kann gut sehen«, log er. Die schwarzen Flecken waren verschwunden, aber alles schien immer noch unter Wasser zu liegen, und er wollte die Augen zusammenkneifen, um sie vor einer Sonne zu schützen, die scheinbar zehnmal heller als zuvor zu sein schien. Die alten Wunden in seiner Seite
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