Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
wer? Konnte Perrin genügend Aes Sedai oder Asha’man aufgetrieben haben, um das Lager anzugreifen? Aber etwas war sehr seltsam. Sie wusste, wie viele der Weisen Frauen im Lager die Macht lenken konnten, und es schienen bei Weitem nicht genug Feuerbälle und Blitze zu sein. Vielleicht war es gar nicht Perrin. Unter den Weisen Frauen gab es Fraktionen. Nicht nur bei denen, die für oder gegen Sevanna waren, sondern auch zwischen Septen mit alten Bündnissen oder Animositäten. Vielleicht bekämpften sich ja zwei solche Fraktionen. Das erschien zwar sehr unwahrscheinlich, aber die Vorstellung, dass Perrin genug Aes Sedai für einen Angriff gefunden hatte und die Weisen Frauen nicht mit allem zurückschlugen, was sie hatten, war nicht minder albern.
»Als die Blitze anfingen, sagte Rolan, es würde eine Schlacht geben«, erwiderte Aravine, als Faile sie fragte. »Das ist alles. Keiner wollte hingehen und mehr herausfinden, bevor wir wussten, dass Ihr in Sicherheit seid.«
Faile knirschte frustriert mit den Zähnen. Selbst wenn sie sich nicht mit Rolan hätte auseinandersetzen müssen, was sich auch immer da vor den Stadtmauern abspielte, machte jede Flucht noch schwieriger. Wenn sie nur gewusst hätte, worum es da ging, wäre ihr eine Möglichkeit eingefallen, wie sie die Schlacht hätte meiden können. Oder sie benutzen. »Niemand geht irgendwohin, Aravine. Es könnte gefährlich sein.« Und sie könnten bei ihrer Rückkehr unabsichtlich Shaido mitbringen. Beim Licht, was ging dort bloß vor?
Maighdin stolperte an Kinhuin vorbei und rieb sich das Hinterteil. »Er hat mich gekniffen!« Ihre Stimme war belegt, aber ihr war deutlich ihre Empörung anzuhören. Faile verspürte einen Stich der … Nein, keine Eifersucht. Bestimmt nicht. Der verdammte Kerl konnte kneifen, wen er wollte. Er war nicht Perrin.
Mit einer Grimasse gab sie der blonden Frau den Wasserschlauch, und Maighdin spülte sich schnell den Mund aus, bevor sie durstig mit großen Schlucken trank. Im Augenblick war sie nicht so blond, ihre Locken waren schweißverklebt und genau wie ihr erhitztes Gesicht voller Staub. Im Augenblick war sie nicht einmal hübsch.
Arrela kam aus der Ruine, rieb sich den Hintern und schaute so grimmig wie der Tod aus, aber sie griff dankbar nach dem Wasserschlauch, den Aldin ihr hinhielt. Der hochgewachsene junge Amadicianer, ein Bursche mit breiten Schultern, der eher wie ein Soldat aussah denn wie der Buchhalter, der er war, schaute sie hingerissen an, während sie trank. Arrela mochte Männer nicht auf diese Weise, aber Aldin weigerte sich einzusehen, dass es sinnlos war, sie zu einer Heirat zu überreden. Lacile erschien – sie rieb sich den Hintern! – und Jhoradin gab ihr einen anderen Wasserschlauch, streichelte mit dem Finger über ihre schmutzige Wange. Sie lächelte zu ihm hoch, bevor sie trank. Sie bereitete schon ihren Weg zurück unter seine Decke vor, falls Rolan sich als uneinsichtig erweisen würde. Zumindest glaubte Faile, dass sie das tat.
Endlich stolzierte Alliandre an Kinhuin vorbei, und auch wenn sie sich nicht das Hinterteil rieb, sprach die frostige Wut auf ihrem Gesicht doch Bände. Kinhuin glitt rückwärts aus der Öffnung und stand auf, während sich Rolan aus dem gefährlichen Trümmerhaufen arbeitete.
»Meine Lady«, rief Aravine entsetzt, und Faile drehte sich um und fand die Frau mit dem unscheinbaren Gesicht auf den Pflastersteinen kniend vor, wo sie Maighdins Kopf auf den Schoß bettete. Maighdins Lider flatterten, aber sie bekam sie nie weiter als bis zur Hälfte geöffnet. Ihre Lippen bewegten sich schwach, aber es ertönte bloß ein unverständliches Gemurmel.
»Was ist passiert?«, fragte Faile und eilte zu ihnen, kniete nieder.
»Ich weiß es nicht, meine Lady. Sie trank, als wollte sie den Schlauch leeren, dann taumelte sie auf einmal. Dann brach sie einfach so zusammen.« Aravines Hände bewegten sich wie fallende Blätter.
»Sie muss sehr müde sein«, sagte Faile, glättete das Haar ihrer Dienerin und versuchte nicht darüber nachzudenken, wie sie die Frau aus dem Lager schaffen sollten, wenn sie nicht gehen konnte. Dann würden sie sie eben tragen müssen. Beim Licht, ihr war selbst leicht schwindelig. »Sie hat uns gerettet, Aravine.« Die Amadicianerin nickte ernst.
»Ich werde dich bis heute Abend an einem sicheren Ort verstecken, Faile Bashere«, sagte Rolan und schloss die letzten Schnallen seines Futteralgeschirrs. Seine braune Shoufa war bereits um seinen Kopf
Weitere Kostenlose Bücher