Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)

Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
der auf Hochglanz poliert worden war.
    Die zwei zurückgebliebenen Männer blieben in der Mitte des Torbogens stehen, als wollten sie die Schwestern vom Eintritt abhalten. Einer war ein Saldaeaner, ein dürrer Mann mit breiter Nase, der kurz vor den mittleren Jahren stand und etwas vom Aussehen eines Schreibers hatte, der leicht gebeugt dastand, als hätte er viele Stunden über einem Schreibpult verbracht; der andere war ein Junge, kaum älter als ein Kind, der sich das dunkle Haar mit den Fingern aus der Stirn strich, nur damit der Wind es schnell wieder zurückwehen konnte. Keiner von ihnen schien auch nur das geringste Unbehagen zu verspüren, sechs Schwestern allein gegenüberzustehen. Falls sie allein waren. Hielten sich die anderen in den Türmen auf? Pevara vermied es, zu den Türmen hochzuschauen.
    »Du da, Junge«, sagte Desala in glockenhellem Tonfall. Glocken, die vor Wut läuteten. Die sicherste Methode, ihr Temperament in Wallung zu bringen, bestand darin, einem Kind zu schaden. »Du solltest zu Hause sein, wo deine Mutter dich das Schreiben lehrt. Was tust du hier?« Der Junge wurde knallrot und strich sich wieder das Haar aus der Stirn.
    »Saml ist schon in Ordnung, Aes Sedai«, sagte der Saldaeaner und klopfte dem Jungen auf die Schulter. »Er lernt schnell, und man muss ihm nichts zweimal zeigen, damit er es beherrscht.« Der Junge stand sehr gerade da, Stolz auf dem Gesicht, und steckte die Daumen hinter den Schwertgürtel. Ein Schwert, in seinem Alter! Sicher, der Sohn eines Adligen würde in Saml al’Seens Alter schon seit Jahren den Umgang mit dem Schwert erlernen, aber man würde ihm nicht erlauben, das Ding in der Öffentlichkeit zu tragen!
    »Pevara«, sagte Tarna kühl, »keine Kinder. Ich wusste, dass sie Kinder hier haben, aber keine Kinder.«
    »Beim Licht!«, keuchte Melare. Ihre weiße Stute spürte ihre Anspannung und warf den Kopf zurück. »Mit Sicherheit keine Kinder!«
    »Das wäre abscheulich«, sagte Jezrail.
    »Keine Kinder«, stimmte Pevara schnell zu. »Ich glaube, wir sollten nichts mehr sagen, bevor wir Meister … den M’Hael gesprochen haben.« Javindhra schnaubte.
    »Keine Kinder, Aes Sedai?«, fragte Enkazin stirnrunzelnd. »Wieso keine Kinder?«, fragte er erneut, als er keine Antwort erhielt.
    Jetzt erschien er weniger wie ein Schreiber. Die gebeugte Haltung blieb, aber etwas in seinen schräg stehenden Augen erschien plötzlich … gefährlich. Hielt er die männliche Hälfte der Macht? Die Möglichkeit ließ Pevara frösteln, aber sie widerstand dem Wunsch, Saidar zu umarmen. Einige Männer, die die Macht lenken konnten, schienen spüren zu können, wenn eine Frau sie hielt. Enkazin sah jetzt aus, als könnte er sehr schnell übereilt reagieren.
    Sie warteten in aller Stille, abgesehen vom gelegentlichen Hufscharren. Pevara zwang sich zur Geduld, Javindhra murmelte etwas vor sich hin. Pevara konnte die Worte nicht verstehen, aber sie erkannte wütendes Gemurmel, wenn sie es hörte. Tarna und Jezrail holten Bücher aus den Satteltaschen und lasen. Gut. Sollten diese Asha’man sehen, dass sie unbesorgt waren. Leider erschien nicht einmal der Junge beeindruckt. Er und der Saldaeaner standen einfach in der Mitte des Tors und beobachteten sie, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
    Nach vielleicht einer halben Stunde öffnete sich ein größeres Wegetor, und der Murandianer trat hindurch. »Der M’Hael wird Euch im Palast empfangen, Aes Sedai. Geht durch.« Er deutete mit dem Kopf auf die Öffnung.
    »Zeigt Ihr uns den Weg?«, fragte Pevara und stieg ab. Das Wegetor war größer, aber sie hätte sich ducken müssen, wenn sie geritten wäre.
    »Auf der anderen Seite wartet jemand, der Euch führt.« Er bellte ein Lachen. »Der M’Hael gibt sich nicht mit meinesgleichen ab.« Pevara merkte sich das, um später darüber nachzudenken.
    Sobald die Letzte von ihnen hindurch und in der Nähe der weißen Steinplattform mit dem spiegelhellen schwarzen Stein war, schloss sich das Tor wieder, aber sie waren nicht allein. Vier Männer und zwei Frauen in schlichter Wolle übernahmen die Zügel der Pferde, und ein dunkelhäutiger, schwergewichtiger Mann mit dem Silberschwert und einer schlangenhaften Figur in Rot und Gold, einem Drachen, am hohen Kragen, deutete eine Verbeugung an.
    »Folgt mir«, sagte er knapp mit einem tairenischen Akzent. Seine Augen waren stechend wie Dolche.
    Der Palast, von dem der Murandianer gesprochen hatte, war genau das, zwei Stockwerke aus weißem

Weitere Kostenlose Bücher