Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
dann geh weiter. Siuan und die anderen würden sich auch um Halimas Pläne kümmern müssen.
    Egwenes Hintern schmerzte, aber die Schmerzen hatten eine immer geringere Bedeutung für sie. Manchmal lachte sie, wenn man sie schlug, manchmal auch nicht. Der Riemen war unwichtig. Der größere Schmerz – was man Tar Valon angetan hatte – setzte ihr viel mehr zu. Sie nickte einer Gruppe weiß gekleideter Novizinnen zu, die ihr entgegenkamen, und sie machten einen Knicks. Egwene runzelte die Stirn, rief sie aber nicht zur Ordnung – sie hoffte nur, dass die Roten in ihrem Schlepptau ihnen keine Buße auferlegten, weil sie Egwene ihre Ehrerbietung erwiesen.
    Ihr Ziel war das Quartier der Braunen Ajah, die Sektion, die sich nun unten im Flügel befand. Meidani hatte sich Zeit gelassen, sich freiwillig zu melden, um Egwene Unterricht zu geben. Heute war endlich die Anweisung gekommen, Wochen nach dem ersten Abendessen bei Elaida. Seltsamerweise hatte Bennae Nalsad ebenfalls angeboten, sie an diesem Tag zu unterrichten. Egwene hatte seit der vor Wochen erfolgten Unterhaltung nicht mehr mit der shienarischen Braunen gesprochen. Sie hatte keine Lektion bei derselben Schwester wiederholt. Und doch hatte man ihr am Morgen gesagt, dass das der erste Besuch des Tages für sie zu sein hatte.
    Als sie den Ostflügel erreichte, in dem sich nun der Sektor der Braunen in der Burg befand, nahmen ihre Roten Aufpasser zögernd im Korridor davor Aufstellung, um auf ihre Rückkehr zu warten. Vermutlich wäre es Elaida lieber gewesen, wenn sie bei Egwene geblieben wären, aber nachdem die Roten ihr Gebiet so übertrieben beschützten, konnte man nicht davon ausgehen, dass eine andere Ajah zwei Rote Schwestern in ihr Quartier ließen – nicht einmal die sanften Braunen. Egwene beschleunigte ihre Schritte, als sie den Teil mit den braunen Bodenfliesen erreichte, passierte hin- und hereilende Frauen in unauffälligen Kleidern. Es würde ein langer Tag werden, mit den Terminen bei den Schwestern, den bereits anberaumten Strafsitzungen und der üblichen Novizinnenarbeit wie Böden schrubben und anderen Pflichten.
    Sie kam zu Bennaes Tür, zögerte dann aber. Die meisten Schwestern erklärten sich nur gezwungenermaßen bereit, sie zu unterrichten, und es war oft eine unerfreuliche Erfahrung. Manche ihrer Lehrerinnen verabscheuten sie wegen ihrer Verbindung zu den Rebellen, andere ärgerte es, wie mühelos sie Gewebe webte, und wiederum andere waren außer sich, wenn ihnen klar wurde, dass sie ihnen nicht den Respekt einer Novizin erweisen würde.
    Allerdings waren diese »Lektionen« oftmals die beste Möglichkeit, die Saat gegen Elaida zu säen. Bei dem ersten Besuch bei Bennae hatte sie etwas davon eingepflanzt. War sie nun erblüht?
    Egwene klopfte und trat ein, nachdem man sie dazu aufforderte. Das Wohnzimmer war vollgestopft mit dem angesammelten Ramsch eines gelehrten Lebens. Bücherstapel lehnten wie miniaturisierte Stadttürme aneinander. Skelette diverser Kreaturen waren in verschiedenen Stadien der Konstruktion montiert; die Frau besaß genug Knochen, um eine Menagerie zu bevölkern. Ein in der Ecke stehendes menschliches Skelett ließ Egwene frösteln; es stand aufrecht und war mit Garn zusammengebunden, mit schwarzer Tinte waren Anmerkungen direkt auf die Knochen geschrieben.
    Hier war kaum genug Raum, um sich zu bewegen, und nur ein Sitzplatz – Bennaes gepolsterter Stuhl, dessen Armlehnen zwei identische abgeschabte Einbuchtungen aufwiesen. Zweifellos ruhten dort die Arme der Braunen während zahlloser spätnächtlicher Lesestunden. Die niedrige Decke fühlte sich noch niedriger an, weil von ihr mehrere mumifizierte Vögel und astronomische Apparate hingen. Egwene musste wegen eines Modells der Sonne den Kopf senken, um den Platz zu erreichen, an dem Bennae gerade einen Stapel in Leder eingebundener Bücher durchblätterte.
    »Ah«, sagte sie, als sie Egwene bemerkte. »Gut.« Auf eine knochige Weise schlank, hatte das Alter ihr dunkles Haar mit grauen Strähnen durchzogen. Das Haar hatte sie zu einem festen Knoten zurückgebunden, und wie viele Braune trug sie ein einfaches Kleid, das schon seit zwei Jahrhunderten nicht mehr modern war.
    Bennae ging zu ihrem Lehnstuhl und ignorierte die härteren Stühle vor dem Kamin – seit Egwenes letztem Besuch hatten sich dort Papierstapel angesammelt. Egwene räumte einen Stuhl leer und stellte ein staubiges Rattenskelett zwischen zwei Bücherstapel über die Herrschaft Artur

Weitere Kostenlose Bücher