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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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ihre Eide verraten hatten. Cadsuane hatte diese Gerüchte begierig aufgenommen, und sie fand es sehr interessant, dass Semirhage sie bestätigte.
    »Sie erscheint so viel menschlicher, als ich erwartet hätte«, sagte Sorilea zu Bair. »Ihr Ausdruck, ihr Tonfall, ihr Akzent, sie sind zwar seltsam, aber doch leicht zu verstehen. Das hätte ich nicht erwartet.«
    Die Bemerkung ließ Semirhage einen kurzen Moment lang die Stirn runzeln. Seltsam. Das war eine stärkere Reaktion, als sämtliche ihrer Bestrafungen hervorgerufen hatten. Die Lichtblitze und der Lärm provozierten nur leichte unwillkürliche Zuckungen. Aber Sorileas Bemerkung schien Semirhage auf einer gefühlsmäßigen Ebene getroffen zu haben. Konnte die Weise Frau tatsächlich so leicht einen Erfolg erringen, wo Cadsuane so lange gescheitert war?
    »Ich glaube, das ist es, woran wir uns erinnern sollten«, sagte Bair. »Eine Frau ist einfach eine Frau, ganz egal, wie alt sie ist oder an welche Geheimnisse sie sich erinnert. Fleisch kann man schneiden, Blut kann man vergießen, Knochen kann man brechen.«
    »Ehrlich gesagt bin ich beinahe enttäuscht, Cadsuane Melaidhrin«, sagte Sorilea und schüttelte den Kopf. »Dieses Ungeheuer hat nur kleine Reißzähne.«
    Semirhage reagierte nicht. Sie hatte sich wieder unter Kontrolle, ihre Miene war unbewegt, ihr Blick herrisch. »Ich habe ein paar Dinge über euch neue, eidlose Aiel und eure Interpretationen von Ehre gehört. Die Untersuchung werde ich sehr genießen, wie viel Schmerz und Leid nun wirklich erforderlich sind, bevor die Angehörigen eures Clans Schande auf sich laden. Verratet mir doch, was glaubt ihr, wieweit muss ich gehen, bevor einer von euch einen Schmied töten und sein Fleisch essen würde?«
    Sie wusste mehr als nur »ein paar Dinge«, wenn sie die beinahe heilige Stellung der Schmiede bei den Aiel verstand. Sorilea versteifte sich, als sie das hörte, erwiderte aber nichts darauf. Sie webte das Gewebe neu, das Hören verhinderte, dann hielt sie inne und erschuf die Lichtkugeln vor Semirhages Augen ebenfalls neu. Ja, sie war schwach in der Macht, aber sie lernte schnell.
    »Ist es klug, sie so gefangen zu halten?«, fragte sie Cadsuane. Ihr Tonfall deutete an, dass sie bei jedem anderen eine Forderung gestellt hätte. Aber für sie schwächte sie die Worte ab, und das hätte beinahe ein Lächeln auf Cadsuanes Lippen gebracht. Sie waren wie zwei alt gewordene Falken, Sorilea und sie, gewohnt, das Nest zu beherrschen, aber nun gezwungen, in einem Nachbarbaum zu nisten. Keiner von ihnen fiel Rücksichtnahme leicht.
    »Wäre es meine Entscheidung«, fuhr Sorilea fort, »ich glaube, ich würde ihr die Kehle durchschneiden und die Leiche in den Staub legen, damit sie austrocknen kann. Sie am Leben zu halten ist so, als würde man sich eine Schwarzschlange als Haustier halten.«
    »Pff!«, machte Cadsuane und schnitt eine Grimasse. »Ihr habt recht, was die Gefahr betrifft, aber sie jetzt zu töten wäre noch schlimmer. Al’Thor kann – oder will – mir nicht genau sagen, wie viele der Verlorenen er getötet hat, aber er deutet an, dass mindestens die Hälfte von ihnen noch lebt. Sie werden in der Letzten Schlacht kämpfen, und jedes Gewebe, das wir von Semirhage lernen, ist ein Gewebe weniger, mit dem sie uns überraschen können.«
    Sorilea schien nicht überzeugt zu sein, aber sie ließ das Thema fallen. »Und der Gegenstand?«, fragte sie. »Darf ich ihn sehen?«
    Um ein Haar hätte Cadsuane Nein gefaucht. Aber … Sorilea hatte ihr das Schnelle Reisen beigebracht, ein unglaublich mächtiges Werkzeug. Das war ein Angebot gewesen, eine ausgestreckte Hand. Sie musste mit diesen Frauen zusammenarbeiten. Vor allem mit Sorilea. Al’Thor war ein größeres Projekt, als eine Frau allein bewältigen konnte.
    »Kommt mit«, sagte sie und verließ das Zimmer. Die Weisen Frauen folgten ihr. Draußen instruierte sie die Schwestern – Daigian und Sarene –, dafür zu sorgen, dass Semirhage wach gehalten wurde und die Augen nicht schließen konnte. Es würde vermutlich nichts ausrichten, aber es war die beste Strategie, die ihr im Moment zur Verfügung stand.
    Obwohl … da war dieser kurze Ausdruck auf Semirhages Gesicht gewesen, dieses kurze Aufflackern von Wut bei Sorileas Bemerkung. Konnte man die Wut einer Person kontrollieren, dann kontrollierte man auch ihre restlichen Emotionen. Aus diesem Grund hatte sie sich so sehr darauf konzentriert, al’Thor beizubringen, sein Temperament zu

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