Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
und zwang sich zu einem trockenen Lächeln. »Rajar, das wisst Ihr doch. Was? Habt Ihr Angst, dass ich von Banditen überfallen werde?«
Rajar entspannte sich und kicherte. »Ihr? Da erwischen sie eher Sleete. Also gut. Aber vergesst nicht, mir nach Eurer Rückkehr einen Boten zu schicken. Wenn Ihr nicht zurückkehrt, bleibe ich die halbe Nacht lang wach und mache mir Sorgen.«
Es tut mir leid, dass ich dich Schlaf kosten werde, mein Freund, dachte Gawyn und nickte. Rajar lief zurück, um die Schwertübungen zu überwachen, und Gawyn war kurz darauf ein Stück außerhalb des Lagers und löste die Fußfesseln von Herausforderer, während ein Dorfjunge, der als Stallbursche eingesprungen war, seinen Sattel holte.
»Ihr seht aus wie ein Mann, der sich entschieden hat«, sagte eine leise Stimme plötzlich.
Gawyn fuhr herum, griff nach dem Schwert. Einer der Schatten in der Nähe bewegte sich. Bei genauerem Hinsehen erkannte er die Umrisse eines schattenhaften Mannes mit schiefer Nase. Diese verfluchten Behüter-Umhänge!
Er bemühte sich, die gleiche Unbekümmertheit wie bei Rajar vorzutäuschen. »Ich bin wohl froh, etwas zu tun zu haben«, sagte er und wandte sich von Sleete ab, als der Stalljunge näher kam. Er warf ihm eine Kupfermünze zu und nahm ihm den Sattel ab, dann schickte er den Jungen weg.
Sleete sah aus dem Schatten einer gewaltigen Kiefer zu, wie er den Sattel auf Herausforderers Rücken richtete. Der Behüter wusste Bescheid. Gawyn hatte jeden täuschen können, aber er spürte, dass das bei diesem Mann nicht funktionieren würde. Beim Licht! Würde er noch einen Mann töten müssen, den er respektierte? Sei verflucht, Elaida! Sei verflucht, Siuan Sanche und deine ganze Weiße Burg. Hört auf, Menschen zu benutzen. Hört auf, mich zu benutzen!
»Wann soll ich Euren Männern sagen, dass Ihr nicht zurückkehrt?«
Gawyn zog den Sattelgurt fest und wartete, dass sein Pferd ausatmete. Er blickte stirnrunzelnd über Herausforderer hinweg. »Ihr wollt mich nicht daran hindern?«
Sleete kicherte. »Heute habe ich dreimal gegen Euch gekämpft und nicht einmal gewonnen, obwohl ich einen guten Mann an meiner Seite hatte. Ihr seht wie ein Mann aus, der falls nötig tötet, und ich dürste nicht so sehr nach dem Tod, wie manche annehmen.«
»Ihr würdet gegen mich kämpfen«, sagte Gawyn und war endlich mit dem Sattel zufrieden, legte die Satteltaschen auf und band sie fest. Herausforderer schnaubte. Zusätzliches Gepäck hatte diesem Pferd noch nie gefallen. »Ihr würdet sterben, hieltet Ihr es für nötig. Würdet Ihr angreifen, würde das Lärm machen, selbst wenn ich Euch töte. Ich könnte nie erklären, warum ich einen Behüter getötet habe. Ihr könntet mich aufhalten.«
»Das ist wahr.«
»Warum lasst Ihr mich dann gehen?«, fragte Gawyn, zog den Wallach herum und nahm die Zügel. Er erwiderte den Blick aus diesen im Schatten liegenden Augen und glaubte den leisesten Hauch eines Lächelns darin entdeckt zu haben.
»Vielleicht sehe ich einfach nur gern einen Mann, der sich kümmert«, sagte Sleete. »Vielleicht hoffe ich ja, dass Ihr eine Möglichkeit findet, um zu helfen, das hier zu beenden. Vielleicht bin ich auch einfach nur faul heute, und die vielen Niederlagen haben meinen Geist so zermürbt, dass er ganz wund ist. Möget Ihr finden, was Ihr sucht, junger Trakand.« Und Sleete zog sich mit raschelndem Umhang zurück und verschmolz mit der Dunkelheit der hereinbrechenden Nacht.
Gawyn schwang sich in den Sattel. Ihm fiel nur ein Ort ein, wo er Hilfe finden konnte, um Egwene zu retten.
Mit einem Tritt seiner Fersen ließ er Dorlan hinter sich zurück.
KAPITEL 14
Ein Kasten wird geöffnet
D as ist also eine der Schattenbeseelten«, sagte Sorilea. Die weißhaarige Weise Frau umkreiste die Gefangene, musterte Semirhage nachdenklich. Natürlich hatte Cadsuane von jemandem wie Sorilea keine Furcht erwartet. Die Aiel-Frau war eine robuste Kreatur, wie eine Statue, die einen Sturm nach dem anderen geduldig überstanden hatte. Selbst für eine Aiel war diese Weise Frau eine besonders starke Persönlichkeit. Sie war erst kürzlich in dem Herrenhaus eingetroffen, zusammen mit den anderen aus Bandar Eban, die Rand al’Thor Bericht erstattet hatten.
Bei den Aiel, die Rand al’Thor folgten, hatte Cadsuane vieles erwartet: wilde Krieger, seltsame Sitten, Ehre und Loyalität, Unerfahrenheit in spitzfindigem Benehmen und in der Politik. Und sie hatte recht gehabt. Aber was sie mit Sicherheit nicht
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