Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
eifrig auf das Spiel gestürzt? Waren sie zu leichtsinnig mit ihrem Wetteinsatz gewesen? Was bedeutete dieser Ausdruck in ihren Augen, ein Ausdruck, den er mit Müdigkeit verwechselt hatte? Hatten sie getrunken, um das Ende ihres Tagwerks zu feiern, oder hatten sie bloß diese Heimsuchung in ihrem Blick verbannen wollen?
    »Vielleicht hattet Ihr recht«, sagte Mat zu Talmanes, der die Sonne mit beinahe genauso viel Unruhe wie der Bürgermeister beobachtete. Ihr letztes Licht bestäubte die Spitzdächer und färbte die Schindeln in ein dunkleres Orange. Der Sonnenuntergang war ein feuriges Schauspiel hinter den Wolken.
    »Wir können also gehen?«, fragte Talmanes.
    »Nein«, erwiderte Mat. »Wir bleiben.«
    Und die Würfel in seinem Kopf hörten auf zu klappern. Es kam so plötzlich und die Stille war so unerwartet, dass er erstarrte. Unwillkürlich fragte er sich, ob er nicht die falsche Entscheidung getroffen hatte.
    »Verdammt, wir bleiben«, wiederholte er. »Ich bin noch vor keiner Wette davongelaufen, und ich habe auch nicht die Absicht, jetzt damit anzufangen.«
    Eine Gruppe Reiter kehrte mit Säcken voller Korn auf ihren Pferden zurück. Es war erstaunlich, wie ein paar Münzen die Motivation fördern konnten. Als weitere Reiter eintrafen, kam ein Junge die Straße entlanggelaufen. »Bürgermeister«, sagte er und zupfte an Barldens purpurner Weste, die vorn geflickte Risse zeigte. »Mutter sagt, dass die fremden Frauen noch nicht mit dem Bad fertig sind. Sie hat versucht, sie anzutreiben, aber …«
    Der Bürgermeister versteifte sich. Er warf Mat einen bösen Blick zu.
    Mat schnaubte. »Glaubt bloß nicht, dass ich diesen Haufen antreiben könnte«, meinte er. »Würde ich zu ihnen gehen, um sie zur Eile zu mahnen, würden sie sich einfach nur wie Maulesel sträuben und alles doppelt so lange in die Länge ziehen. Soll sich zur Abwechslung verdammt noch mal jemand anders um sie kümmern.«
    Talmanes schaute immer wieder auf die länger werdenden Schatten auf der Straße. »Soll man mich doch zu Asche verbrennen«, murmelte er. »Sollten wieder diese Geister auftauchen, Mat …«
    »Das ist etwas anderes«, sagte Mat, als die Neuankömmlinge ihr Getreide auf den Wagen warfen. »Es fühlt sich anders an.«
    Auf der Ladefläche türmten sich die Nahrungsmittel; eine gute Ausbeute für ein Dorf dieser Größe. Das war genau das, was die Bande brauchte, genug, um sie weiterzubringen und bis zur nächsten Stadt zu ernähren. Natürlich waren diese Lebensmittel nicht das Gold in der Truhe wert, aber es entsprach ungefähr dem, was Mat beim Würfelspiel verloren hatte, vor allem, wenn man die Pferde und den Wagen dazurechnete. Es waren gute Zugtiere, ihrem Fell und den Hufen nach zu urteilen, hatte man sie gut gepflegt.
    Mat wollte schon sagen, dass es reichte, dann zögerte er, als er bemerkte, dass sich der Bürgermeister mit einer Gruppe von Männern unterhielt. Sie waren zu sechst; ihre Westen waren zerschlissen, ihr Haar ungekämmt. Einer von ihnen gestikulierte in Mats Richtung und hielt allem Anschein nach ein Blatt Papier in der Hand. Barlden schüttelte den Kopf, aber der Mann mit dem Papier gestikulierte nur noch mehr.
    »Was ist da los?«, sagte Mat leise.
    »Mat, die Sonne …«, sagte Talmanes.
    Der Bürgermeister streckte energisch die Hand aus, und die zerlumpten Männer verdrückten sich. Die Männer, die die Lebensmittel gebracht hatten, drängten sich in der dunkler werdenden Straßenmitte zusammen. Die meisten schauten zum Horizont.
    »Bürgermeister«, rief Mat. »Das reicht. Macht Euren Wurf!«
    Barlden zögerte, sah ihn an, dann sah er auf die Würfel in seiner Hand, als hätte er sie vergessen. Die Männer um ihn herum nickten eifrig, und so machte er eine hohle Faust, hob sie in die Höhe und schüttelte die Würfel. Er suchte quer über die Straße Mats Blick, dann warf er sie auf den Boden. Sie erschienen zu laut, ein winziger klappernder Sturm, wie Knochen, die gegeneinanderstießen.
    Mat hielt den Atem an. Es war eine Weile her, seit er Grund gehabt hatte, sich wegen eines Wurfs zu sorgen. Er beugte sich vor und sah zu, wie die weißen Würfel durch den Staub rollten. Wie würde sein Glück reagieren, wenn jemand anders warf?
    Die Würfel kamen zur Ruhe. Zwei Vieren. Ein Siegeswurf. Mat stieß einen langen, erleichterten Seufzer aus, obwohl er den Schweiß fühlte, der ihm die Schläfe hinunterrann.
    »Mat …«, sagte Talmanes leise und ließ ihn aufsehen. Die Männer auf der

Weitere Kostenlose Bücher