Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
möglicherweise auch respektieren zu können. Was war wohl aus dem Spielbrett geworden, auf dem sie und Niall so oft eine Partie Steine gespielt hatten? Die Vorstellung, dass es beim Angriff der Seanchaner zerbrochen war, erfüllte sie mit Unmut.
Würde Galad ein Kommandierender Lordhauptmann wie Niall werden oder vielleicht sogar noch besser? Die Königin in ihr, die wiedererweckte Königin, wollte eine Möglichkeit finden, sein Licht zum Vorschein zu bringen und den Schatten zu verbannen.
»Galad«, sagte sie. »Was wirst du tun?«
»Wegen der Gerichtsverhandlung?«
»Nein. Mit deinem Heer.«
»Wir kämpfen in der Letzten Schlacht.«
»Bewundernswert. Aber weißt du, was das bedeutet?«
»Es bedeutet, an der Seite des Wiedergeborenen Drachen zu kämpfen.«
»Und an der Seite der Aes Sedai.«
»Wir können eine Weile an der Seite der Hexen dienen, wenn es dem Allgemeinwohl nutzt.«
Sie schloss die Augen und atmete aus. »Galad, hör doch einmal, was du da sagst. Du bezeichnest sie als Hexen? Du bist zu ihnen gegangen, um bei ihnen zu lernen, vielleicht sogar ein Behüter zu werden!«
»Ja.«
Sie öffnete die Augen. Er schien so ernst zu sein. Aber selbst der tödlichste und gewalttätigste Hund konnte ernst sein. »Weißt du, was sie mit Elayne gemacht haben, Mutter?«
»Du meinst sie zu verlieren?« Darüber war Morgase noch immer wütend.
»Sie haben sie auf Missionen geschickt«, sagte er angewidert. »Sie haben mir verweigert, sie zu sehen, vermutlich weil sie sich irgendwo in der Welt in Gefahr brachte. Ich bin ihr später begegnet, außerhalb der Burg.«
»Wo war sie?«, fragte Morgase begierig.
»Hier im Süden. Meine Männer bezeichnen die Aes Sedai als Hexen. Manchmal frage ich mich, ob das wirklich so sehr von der Wahrheit entfernt ist.«
»Galad …«
»Nicht alle Frauen, die über die Eine Macht gebieten, sind grundsätzlich böse«, sagte er. »Das ist ein lange bewahrter Irrtum der Kinder. Der Weg des Lichts stellt diese Behauptung nicht auf; dort steht nur, dass die Versuchung, die Eine Macht zu benützen, korrumpieren kann. Ich bin der Ansicht, dass die Frauen, die jetzt in der Weißen Burg den Befehl haben, sich von ihren Plänen und selbstsüchtigen Intrigen blenden ließen.«
Sie nickte, weil sie darüber nicht diskutieren wollte. Man konnte dem Licht dafür danken, dass Elaida nicht hier war, um diese Logik zu hören!
»Aber egal. Wir werden an ihrer Seite kämpfen, und an der des Wiedergeborenen Drachen. Und an der dieses Perrin Aybara, falls es nötig ist. Der Kampf gegen den Schatten übertrifft alle anderen Sorgen.«
»Dann lass uns gemeinsam in diesen Kampf eintreten!«, sagte sie. »Galad, vergiss diesen Prozess! Aybara will einen Teil seines Heeres auflösen und den Rest an al’Thor übergeben.«
Er erwiderte ihren Blick und nickte dann. »Ja, ich erkenne jetzt, dass das Muster dich zu mir geführt hat. Wir reisen mit dir. Nachdem dieser Prozess zu Ende ist.«
Sie seufzte.
»Das ist nicht meine Entscheidung«, sagte Galad und stand wieder auf. »Aybara hat selbst vorgeschlagen, dass man ihn vor Gericht stellt. Diesem Mann macht sein Gewissen zu schaffen, und es wäre falsch, ihm diese Gelegenheit zu verweigern. Soll er uns und sich selbst seine Unschuld beweisen. Dann können wir weitermachen.« Er zögerte, berührte das Schwert in der weißen Scheide auf seinem Ankleidetisch. »Und wenn wir ohne ihn weitermachen, dann wird er im Licht ruhen, weil er für seine Verbrechen bezahlt hat.«
»Galad«, sagte sie, »du weißt, dass Lini unter den Leuten ist, die du aus Perrins Lager festhältst.«
»Sie hätte etwas sagen sollen, sich mir zu erkennen geben. Ich hätte sie freigelassen.«
»Aber sie hat es nicht getan. Ich habe gehört, dass du damit gedroht hast, die Gefangenen hinzurichten, wenn sich Perrin nicht im Kampf stellt. Hättest du das tatsächlich getan?«
»Ihr Blut wäre auf sein Haupt gegangen.«
»Linis Blut, Galad?«
»Ich … ich hätte sie unter den anderen gesehen und aus der Gefahr gebracht.«
»Also hättest du die anderen umgebracht«, sagte Morgase. »Menschen, die nichts falsch gemacht haben, die sich nichts anderes haben zuschulden kommen lassen, als sich von Aybara täuschen zu lassen?«
»Es wäre nie zu den Hinrichtungen gekommen. Das war lediglich eine Drohung.«
»Eine Lüge.«
»Bah! Mutter, worauf willst du eigentlich hinaus?«
»Ich will dich zum Nachdenken bringen, mein Sohn. Auf eine Weise, die ich schon zuvor hätte
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