Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
fördern sollen, statt dich deinen einfachen Illusionen zu überlassen. Das Leben ist nicht so einfach wie der Wurf einer Münze, die eine Seite oder die andere. Habe ich dir je von dem Prozess gegen Tham Felmley erzählt?«
Galad schüttelte den Kopf. Er schien gereizt zu sein.
»Hör mir zu. Er war Maurer in Caemlyn, ein ehrenwerter Mann. In den frühen Tagen meiner Herrschaft wurde er angeklagt, seinen Bruder ermordet zu haben. Sein Ruf war gut genug und der Fall wichtig genug, dass ich selbst die Richterin war. Am Ende wurde er gehängt.«
»Das gerechte Ende für einen Mörder.«
»Ja«, sagte Morgase. »Leider ging der wahre Mörder frei aus. Tatsächlich hatte einer seiner Arbeiter die Tat begangen. Das kam erst zwei Jahre später heraus, als der Mann wegen eines anderen Mordes verhaftet wurde. Als wir ihn hängten, lachte er uns aus. Felmley war unschuldig gewesen. Der wirkliche Täter, der Mörder, gehörte zu denen, die ihn während des Prozesses verurteilten.«
Galad schwieg.
»Es ist das einzige Mal, dass ich mit Sicherheit wusste, dass ich jemanden versehentlich aufhängte. Also sage mir, Galad. Sollte ich für meinen Fehler hängen, einen unschuldigen Mann verurteilt zu haben?«
»Du tatest dein Bestes, Mutter.«
»Und trotzdem ist ein Mann tot, der es nicht verdiente.«
Galad sah verstört aus.
»Die Kinder sprechen gern davon, dass sie das Licht beschützt«, sagte Morgase, »dass es ihr Urteilsvermögen leitet und Menschen zur Gerechtigkeit führt. So funktioniert das aber nicht, Galad. Valda beanspruchte den Segen des Lichts für sich und konnte schreckliche Dinge tun. Und ich hoffte auf die Führung durch das Licht und habe ungerechtfertigterweise getötet.
Ich behaupte nicht, dass Aybara unschuldig ist. Dazu weiß ich nicht genug über die Sache. Aber ich will, dass du begreifst. Manchmal kann ein guter Mann etwas Falsches tun. Manchmal ist es angebracht, ihn zu bestrafen. Manchmal dient eine Strafe niemandem, und es ist das Beste, ihn weitermachen und lernen zu lassen. So wie ich weitermachte und lernte, nachdem ich eine so schlechte Entscheidung traf.«
Galad runzelte die Stirn. Das war gut. Schließlich schüttelte er den Kopf, und seine Miene hellte sich auf. »Wir werden sehen, was die Verhandlung ergibt. Es …«
Es klopfte an dem Pfosten draußen. Galad drehte sich stirnrunzelnd um. »Ja?«
»Mein Kommandierender Lordhauptmann«, sagte ein Weißmantel, schob den Zelteingang zur Seite und betrat das Zelt. Er war ein hagerer Mann mit tief liegenden Augen. »Wir haben gerade eine Nachricht aus dem Lager der Kreatur Aybara erhalten. Sie bitten darum, den Tag der Verhandlung zu verschieben.«
Galad stand auf. »Wozu?«, verlangte er zu wissen.
»Ein Zwischenfall in ihrem Lager, behaupten sie«, sagte der Weißmantel. »Irgendetwas über Verwundete, die behandelt werden müssen. Mein Kommandierender Lordhauptmann … es ist offensichtlich ein Trick. Irgendeine List. Wir sollten sie angreifen oder zumindest diese sinnlose Verlängerung ablehnen.«
Galad zögerte. Er sah Morgase an.
»Das ist keine List, mein Sohn«, sagte sie. »Wenn Aybara sagt, dass er mehr Zeit braucht, dann meint er das ehrlich.«
»Bah«, schnaubte Galad und gab dem Boten das Zeichen zu gehen. »Ich denke darüber nach. Zusätzlich zu den Dingen, die du sagtest, Mutter. Vielleicht ist etwas mehr Zeit zum Nachdenken ja … willkommen.«
»Die Machtlenker sagen, dass sie so schnell arbeiten, wie sie können«, erklärte Gaul, der neben Perrin ging, während sie verschiedene Teile des Lagers inspizierten. »Aber sie sagen, dass es Tage dauern könnte, sich um jeden zu kümmern.«
Die Sonne sank dem Horizont entgegen, aber vermutlich würde es für viele von ihnen eine lange Nacht werden, da sie sich um die Verletzten kümmern mussten. Tausende waren verwundet worden, auch wenn die meisten Verletzungen – glücklicherweise – nicht gravierend waren. Sie hatten ein paar Menschen verloren. Zu viele, vielleicht genauso viele, wie den Schlangenbissen zum Opfer gefallen waren.
Perrin grunzte. Gaul selbst trug einen Arm in der Schlinge; er hatte seine Speere abgewehrt, nur um beinahe von einem seiner Pfeile getötet zu werden. Er hatte ihn mit dem Unterarm blockiert. Als Perrin gefragt hatte, hatte er gelacht und gesagt, dass es Jahre her sei, seit er das letzte Mal mit seinem eigenen Pfeil auf sich geschossen hatte. Aiel-Humor.
»Haben sich die Weißmäntel gemeldet?«, fragte Perrin und wandte sich an
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