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Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)

Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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seines Scheiterns wie auch seines Erfolgs. Seines Stolzes und seines Opfers.
    »Die Wölfe«, sagte Perrin. »Sie sammeln sich für die Letzte Jagd?«
    Ja. Wenn sie stattfindet.
    Perrin wandte sich wieder dem Wolf zu. »Du hast gesagt, das würde sie. ›Die Letzte Jagd kommt‹, hast du gesagt.«
    Es muss eine Entscheidung fallen, Junger Bulle. Ein Weg führt zur Letzten Jagd.
    »Und der andere?«
    Springer antwortete nicht sofort. Er schaute zum Drachenberg. Der andere Weg führt nicht zur Letzten Jagd.
    »Ja, aber wohin führt er dann ?«
    Ins Nichts.
    Perrin öffnete den Mund, um den Wolf zu einer klareren Antwort zu drängen, aber dann traf ihn die Bedeutung von Springers Botschaft. Für den Wolf bedeutete »das Nichts« ein leer stehender Bau, aus dem Fallensteller sämtliche Welpen entfernt hatten. Ein Nachthimmel ohne Sterne. Ein verblassender Mond. Der Geruch von altem Blut, das trocken abblätterte.
    Perrin schloss den Mund. Am Himmel wogte noch immer der schwarze Sturm. Er konnte ihn im Wind riechen, der Geruch von zerbrochenen Bäumen und Erde, von überfluteten Feldern und von Blitzen ausgelösten Feuersbrünsten. Wie so oft und vor allem in letzter Zeit erschienen diese Gerüche als Kontrast zu der Welt um ihn herum. Einer seiner Sinne verriet ihm, dass er genau im Zentrum einer Katastrophe stand, die die anderen einfach nicht wahrnahmen.
    »Diese Entscheidung. Warum treffen wir sie nicht einfach?«
    Es ist nicht unsere Entscheidung, Junger Bulle.
    Perrin fühlte sich von den Wolken angezogen. Unwillkürlich stieg er den Hang hinauf. Springer folgte ihm. Dort oben ist es gefährlich, Junger Bulle.
    »Ich weiß.« Aber Perrin konnte einfach nicht stehen bleiben. Stattdessen beschleunigte er seine Schritte noch. Springer rannte neben ihm her und passierte Bäume, Felsen, Gruppen zusehender Wölfe. Perrin und Springer kamen immer höher, stiegen weiter, bis die Bäume aufhörten und der Boden kalt durch Frost und Eis war.
    Schließlich näherten sie sich der Wolke selbst. Wie ein finsterer Nebel erschien sie, wirbelte herum und erzitterte durch die in ihr tobenden Strömungen. An ihrem Rand zögerte Perrin kurz, dann trat er hinein. Es war wie der Eintritt in einen Albtraum. Die Luft knisterte vor Energie, gewaltige Böen wehten. Der Sturm wirbelte Blätter, Erde und Geröll umher, und Perrin war gezwungen, zum Schutz eine Hand zu heben.
    Nein, dachte er.
    Um ihn herum tat sich eine kleine Blase beruhigter Luft auf. Der Sturm wütete nur Zoll von seinem Gesicht entfernt, und er musste sich anstrengen, um nicht wieder von ihm erfasst zu werden. Dieser Sturm war kein Albtraum oder ein Traum; er war etwas viel Größeres, etwas viel Realeres . Diesmal war Perrin derjenige, der mit seiner sicheren Blase etwas Unnatürliches erschuf.
    Mühsam ging er weiter und hinterließ bald Spuren im Schnee. Springer stemmte sich gegen den Wind und schwächte ebenfalls seine Wirkung ab. Er war besser darin als Perrin – Perrin schaffte es kaum, seine Blase aufrechtzuerhalten. Aber ohne sie würde er bestimmt in den Sturm gesogen und in die Luft geschleudert. Große Äste wirbelten vorbei, sogar ein paar kleine Bäume.
    Springer wurde langsamer, dann setzte er sich in den Schnee. Er schaute nach oben, in Richtung Gipfel. Ich kann nicht bleiben. Ich gehöre nicht an diesen Ort.
    »Ich verstehe.«
    Der Wolf verschwand, aber Perrin ging weiter. Er konnte nicht erklären, was ihn da eigentlich anzog, aber er wusste, dass er dabei sein musste. Jemand musste Zeuge sein. Er ging weiter, und es kam ihm wie Stunden vor, dabei konzentrierte er sich allein auf zwei Dinge: den Wind abzuwehren und einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Der Sturm wurde zusehends wilder. Hier oben war er so schlimm, dass Perrin ihn nicht mehr völlig abwehren konnte, sondern nur die schlimmsten Auswirkungen abschwächen. Er passierte den zerborstenen Kamm, an dem der Gipfel zerbrochen war, suchte sich einen Weg daran vorbei, machte sich dabei so klein wie möglich, um den Böen keine große Angriffsfläche zu bieten; zu beiden Seiten war es ein tiefer Sturz. Der Wind peitschte seine Kleider, Staub und Schnee in der Luft ließen ihn die Augen zusammenkneifen.
    Aber er marschierte weiter. Hielt auf den Gipfel zu, der vor ihm über die zerstörte Bergseite aufragte. Dort oben würde er finden, was er gesucht hatte, das wusste er. Dieser schreckliche Mahlstrom war die Reaktion des Wolfstraums auf etwas Großes, etwas Schreckliches. Manchmal waren die Dinge an

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