Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
gesagt stellt das Urteil fest, dass es bei der Auseinandersetzung keine Unschuldigen gab – darum seid Ihr auch nicht des Mordes angeklagt. Stattdessen habt Ihr illegal getötet.«
»Da gibt es einen Unterschied?«, fragte Dannil stirnrunzelnd.
»Das ist eine Frage der Auslegung«, sagte Galad, die Hände noch immer hinter dem Rücken verschränkt. Perrin fing seinen Geruch auf; Neugier. »Ja, das ist eine gute Entscheidung, Mutter. Aber ich glaube, die Strafe ist trotzdem der Tod.«
»Das kann sie sein«, sagte Morgase. »Galad, Ihr tragt die Verantwortung für die getöteten Männer, oder zumindest kommt Ihr dem am nächsten. Ich übertrage Euch das Strafmaß. Ich habe das Urteil gesprochen und die legale Definition festgelegt. Ihr entscheidet die Strafe.«
Galad und Perrin starrten sich quer durch den Pavillon an. »Ich verstehe«, sagte Galad. »Eine seltsame Entscheidung, Euer Gnaden. Aybara, die Frage stellt sich erneut. Fügt Ihr Euch dem Urteil dieses Verfahrens, das Ihr selbst angeregt habt? Oder muss das durch einen Kampf entschieden werden?«
Faile spannte sich an seiner Seite an. Perrin hörte genau, wie hinter ihm sein Heer in Bewegung geriet, Männer murmelnd Schwerter in ihren Scheiden lockerten. Die Botschaft verbreitete sich unter ihnen wie ein leises Summen. Lord Perrin, für schuldig befunden. Sie werden versuchen ihn zu ergreifen. Das lassen wir nicht zu, oder?
Im Pavillon vermengten sich die bitteren Gerüche von Furcht und Zorn; beide Seiten starrten sich bedrohlich an. Und über allem konnte Perrin das in der Luft liegende Übel riechen.
Kann ich weiter davonlaufen?, dachte er. Verfolgt von diesem Tag? Ta’veren kannten keine Zufälle. Warum hatte ihn das Muster an diesen Ort gebracht, um sich den Albträumen seiner Vergangenheit zu stellen?
»Ich füge mich, Damodred«, verkündete Perrin.
»Was?«, keuchte Faile.
»Aber«, fuhr Perrin fort und hob einen Finger, »nur solange Ihr versprecht, das Urteil erst dann zu vollstrecken, nachdem ich in der Letzten Schlacht meine Pflicht tat.«
»Ihr akzeptiert das Urteil nach der Letzten Schlacht?«, fragte Bornhald verwirrt. »Nach dem Ereignis, das möglicherweise das Ende der Welt selbst ist? Nachdem Ihr Zeit zur Flucht hattet, uns vielleicht verraten habt? Was soll das denn für ein Versprechen sein?«
»Das Einzige, das ich geben kann«, erwiderte Perrin. »Ich weiß nicht, was uns die Zukunft bringt, oder ob wir sie je erleben. Aber wir kämpfen um unser Überleben. Vielleicht sogar das Überleben der Welt. Dem gegenüber sind alle anderen Dinge zweitrangig. Das ist die einzige Möglichkeit, mit der ich dienen kann.«
»Woher sollen wir wissen, dass Ihr Euer Wort haltet?«, fragte Galad. »Meine Männer halten Euch für Schattengezücht.«
»Ich kam her, oder nicht?«, fragte Perrin.
»Weil wir Eure Leute gefangen hatten.«
»Würde Schattengezücht darauf etwas geben?«, wollte Perrin wissen.
Galad zögerte.
»Ich schwöre es«, sagte Perrin. »Beim Licht und meiner Hoffnung auf Erlösung und Wiedergeburt. Bei meiner Liebe für Faile und bei dem Namen meines Vaters. Ihr bekommt Eure Gelegenheit, Galad Damodred. Überlebt Ihr und ich das bis zum Ende, unterwerfe ich mich Eurer Autorität.«
Galad musterte ihn, dann nickte er. »Also gut.«
»Nein!«, rief Byar. »Das ist doch Wahnsinn!«
»Wir gehen, Kind Byar«, sagte Galad und ging auf den Rand des Pavillons zu. »Ich habe meine Entscheidung getroffen. Mutter, begleitest du mich?«
»Es tut mir leid, Galad«, sagte Morgase. »Nein. Aybara ist auf dem Weg zurück nach Andor, und ich muss mit ihm gehen.«
»Nun gut.« Galad ging weiter.
»Wartet«, rief Perrin. »Ihr habt mir noch nicht gesagt, welche Strafe ich zu erwarten habe, wenn ich mich Euch unterwerfe.«
»Nein«, sagte Galad und ging weiter. »Das habe ich nicht.«
KAPITEL 35
Die richtige Entscheidung
I hr versteht, was Ihr zu tun habt?«, wollte Egwene wissen und schlug den Weg zu ihren Gemächern in der Weißen Burg ein.
Siuan nickte.
»Wenn sie auftauchen, lasst Ihr Euch nicht in einen Kampf verwickeln.«
»Wir sind keine Kinder, Mutter«, sagte Siuan trocken.
»Nein, Ihr seid Aes Sedai – fast genauso schlimm darin, Befehle zu befolgen.«
Siuan warf ihr einen schwer zu deutenden Blick zu, und Egwene bereute ihre Worte. Das war unangebracht gewesen; sie war nervös. Sie zwang sich zur Ruhe.
Bis jetzt hatte sie Mesaana mit mehreren verschiedenen Ködern herauslocken wollen, aber sie war nicht
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