Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
sie.
»Mesaana hat ihnen befohlen zu fliehen«, sagte Egwene.
»Sie können nicht weit gekommen sein«, sagte Siuan. »Die Kuppel ist noch immer da.«
»Ja«, sagte Bair. »Aber es ist Zeit, dass dieser Kampf endet. Der Feind ist besiegt. Wir sprechen uns, Egwene al’Vere.«
Egwene nickte. »Ich stimme beidem zu. Bair, Amys, Melaine, ich danke Euch für Eure dringend benötigte Hilfe. Ihr habt damit viel Ji errungen, und ich stehe in Eurer Schuld.«
Melaine musterte die Verlorene, als sich Egwene aus dem Traum schickte. »Ich glaube, wir und die Welt selbst stehen in Eurer Schuld, Egwene al’Vere.«
Die anderen nickten, und als Egwene aus Tel’aran’rhiod verblasste, hörte sie Bair murmeln: »Was für eine Schande, dass sie nicht zu uns zurückgekehrt ist.«
Perrin drängte sich in einer brennenden Stadt durch Horden verängstigter Menschen. Tar Valon! In Flammen! Die Steine brannten, der Himmel war dunkel gerötet. Der Boden erbebte wie ein verletzter Hirschbock, der um sich trat, während ein Leopard ihn am Hals ausbluten ließ. Vor Perrin klaffte plötzlich der Boden auf, und er stolperte, als Flammen in die Höhe schossen und die Haare auf seinen Unterarmen ansengten.
Menschen schrien, als ein paar von ihnen in diesen schrecklichen Abgrund stürzten und zu Asche verbrannten. Plötzlich war der Boden mit Leichen übersät. Zu seiner Rechten fing ein schönes Gebäude mit Bogenfenstern an zu schmelzen, der Stein verflüssigte sich, und Lava blutete aus den Fugen und Öffnungen.
Perrin stand wieder auf. Das ist nicht real.
»Tarmon Gai’don!«, riefen die Leute. »Die Letzte Schlacht ist da! Alles endet! Beim Licht, alles endet!«
Perrin stolperte erneut, zog sich an einem Felsblock nach oben und versuchte zu stehen. Sein Arm schmerzte, und seine Finger wollten nicht richtig zupacken, aber die schlimmste Wunde war die in seinem Bein, wo ihn der Pfeil getroffen hatte. Hose und Mantel waren feucht von Blut, und der Gestank seines eigenen Entsetzens stieg ihm in die Nase.
Er wusste, dass dieser Albtraum nicht real war. Aber wie sollte man sich diesem Schrecken entziehen? Im Westen brach der Drachenberg aus, wütende Rauchwolken quollen dem Himmel entgegen. Der gesamte Berg schien in Flammen zu stehen, rote Flüsse strömten seine Flanken hinab. Perrin konnte fühlen, wie er erzitterte und starb. Gebäude zersprangen, erbebten, schmolzen, zerbrachen. Menschen starben, von Steinen erschlagen oder verbrannt.
Nein. Er würde sich nicht dort hineinziehen lassen. Vor ihm verwandelten sich die zerborstenen Pflastersteine in saubere Bodenfliesen und den Dienstboteneingang der Weißen Burg. Perrin zwang sich auf die Füße und erschuf einen Stab, an dem er humpeln konnte.
Er vernichtete den Albtraum nicht; er musste den Schlächter finden. Möglicherweise war er an diesem schrecklichen Ort im Vorteil. Der Schlächter kannte sich sehr gut mit Tel’aran’rhiod aus, aber vielleicht – falls das Glück auf Perrins Seite stand – war der Mann geschickt genug gewesen, um Albträumen in der Vergangenheit aus dem Weg zu gehen. Vielleicht würde er sich von dem hier überraschen und in ihn hineinziehen lassen.
Zögernd schwächte Perrin seine Entschlossenheit und ließ sich wieder in den Albtraum ziehen. Der Schlächter würde in der Nähe sein. Perrin stolperte über die Straße und hielt sich von dem Gebäude fern, aus dessen Fenstern Lava brodelte. Es fiel schwer, sich von den Schmerzensschreien abzuwenden. Von den Hilferufen.
Da, dachte Perrin, als er zu einer Gasse kam. Dort stand der Schlächter mit gesenktem Kopf und stützte sich mit einer Hand an der Hauswand ab. Neben dem Mann klaffte ein Riss im Boden, in dessen Tiefe Magma brodelte. Menschen klammerten sich schreiend an den Rand des Abgrunds. Der Schlächter ignorierte sie. Wo seine Hand die Wand berührte, fing sie an, sich von weiß getünchten Ziegeln in den grauen Stein des Burginneren zu verwandeln.
Das Ter’angreal hing noch immer an der Taille des Schlächters. Perrin musste schnell handeln.
Die Mauer schmilzt durch die Hitze, dachte Perrin und konzentrierte sich auf die Wand neben dem Schlächter. Hier fiel es leichter, auf diese Art die Dinge zu verändern – man ließ der von dem Albtraum erschaffenen Welt freie Bahn.
Fluchend riss der Schlächter die Hand zurück, als die Wand plötzlich aufglühte. Unter ihm grollte der Boden, und er riss alarmiert die Augen auf. Er fuhr herum, als sich neben ihm eine Spalte öffnete, die Perrin
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