Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Nähe war es in der kühlen Luft still.
Sie zerschnitt ein weiteres Tuch. Das war einmal ein Hemd gewesen. Jetzt war es Verbandsmaterial. Kein großer Verlust; allem Anschein nach war es kein besonders schönes Hemd gewesen.
»Die Schlacht ist vorbei?«, fragte Berelain leise. Sie und Faile arbeiteten in der Nähe, saßen einander gegenüber auf Hockern, während sie Stoff entzweischnitten.
»Ja, so sieht es zumindest aus«, erwiderte Faile.
Beide verstummten. Alliandre runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Irgendetwas ging zwischen den beiden vor. Warum taten sie plötzlich so, als wären sie die besten Freundinnen? Damit schienen sie viele der Männer im Lager zu täuschen, aber die Art und Weise, wie sich ihre Lippen spannten, wenn sie sich ansahen, verriet Alliandre die Wahrheit. Es war weniger ausgeprägt, seit Faile Berelain das Leben gerettet hatte, aber es hatte sich nicht völlig in Luft aufgelöst.
»Ihr hattet recht mit ihm«, sagte Berelain.
»Ihr klingt überrascht.«
»Ich irre mich nicht oft, wenn es um Männer geht.«
»Mein Gemahl ist nicht wie andere Männer. Es …« Faile unterbrach sich. Mit zusammengekniffenen Augen schaute sie zu Alliandre herüber.
Verdammte Asche, dachte Alliandre. Sie saß zu weit weg, weswegen sie angestrengt lauschte. Das war verdächtig.
Die beiden verstummten wieder, und Alliandre hob die Hand, als wollte sie ihre Nägel mustern. Ja, dachte sie. Ignoriert mich. Ich bin ja bloß eine Frau, die mit allem schrecklich überfordert ist und sich anstrengen muss, um mitzuhalten. Natürlich waren Faile und Berelain nicht dieser Ansicht, genauso wenig wie die Männer von den Zwei Flüssen je an Perrins Untreue geglaubt hatten. Hätte man sich zu ihnen gesetzt und sie danach gefragt, sie dazu gebracht, ernsthaft darüber nachzudenken, wären sie zu dem Schluss gekommen, dass etwas anderes passiert sein musste.
Aber Dinge wie Aberglaube und Vorurteile wogen schwerer als bloße Gedanken. Was die anderen beiden über Alliandre dachten und was sie instinktiv fühlten , waren zwei verschiedene Dinge. Davon abgesehen war Alliandre tatsächlich eine Frau, die schrecklich überfordert war und sich anstrengen musste, um mitzuhalten.
Es war immer besser, wenn man wusste, wo seine Stärken lagen.
Alliandre konzentrierte sich wieder auf die Herstellung von Verbänden. Faile und Berelain hatten darauf bestanden zu helfen; Alliandre konnte nicht gehen. Nicht, wo sich die beiden in letzter Zeit so verdammt faszinierend benahmen. Davon abgesehen hatte sie nichts gegen die Arbeit. Verglichen mit der Gefangenschaft bei den Aiel war das sogar recht angenehm. Leider führten die beiden ihre Unterhaltung nicht weiter fort. Tatsächlich stand Berelain sogar mit frustrierter Miene auf und ging zur anderen Seite der Lichtung.
Alliandre konnte förmlich spüren , wie diese Frau ihre Kälte verlor. Berelain blieb stehen, wo andere Stoffstreifen aufwickelten. Alliandre stand auf und trug Hocker, Schere und Stoff zu Faile hinüber. »Ich glaube, ich habe sie noch nie so durcheinander gesehen«, sagte sie.
»Sie hat nicht gern unrecht«, bemerkte Faile. Sie holte tief Luft und schüttelte dann den Kopf. »Sie betrachtet die Welt als Gespinst aus Halbwahrheiten und Einmischungen, unterstellt den einfachsten Männern komplizierte Motive. Ich vermute, das macht sich bei Hofe sehr gut. Aber ich würde so nicht leben wollen.«
»Sie ist sehr klug«, sagte Alliandre. »Sie sieht Dinge, Faile. Sie versteht die Welt, aber wie die meisten von uns ist sie für einige Dinge einfach blind.«
Faile nickte abwesend. »Am Traurigsten finde ich daran die Tatsache, dass ich trotz allem nicht glaube, dass sie jemals in Perrin verliebt war. Sie jagte ihm nach, weil es ihr Spaß machte, um politische Vorteile zu erringen und für Mayene. Am Ende ging es mehr um die Herausforderung als um alles andere. Sie mag ihn ja schätzen, aber das ist es auch schon. Vielleicht könnte ich sie eher verstehen, wenn es um Liebe gegangen wäre.«
Danach hielt Alliandre den Mund und schnitt Binden. Sie stieß auf ein schönes blaues Seidenhemd in dem Stapel. Damit konnte man doch sicherlich etwas Besseres anfangen! Sie stopfte es zwischen zwei andere und legte sie neben sich, als wollte sie diesen Stapel später zerschneiden.
Perrin betrat die Lichtung, gefolgt von Arbeitern in blutiger Kleidung. Er ging sofort zu Faile und setzte sich auf Berelains Hocker, stellte seinen wunderbaren Hammer auf dem Gras ab. Er sah erschöpft
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