Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Stadt an ihren Waffen übten. Bis jetzt hatte sie nur ein paar der Waffen zur Ausbildung freigegeben; die diversen Gruppen wechselten sich daran ab. Die größere Zahl wurde in einem geheimen Lagerhaus in Caemlyn sicher aufbewahrt.
Sie dachte wieder an die Traumbotschaft. Sie hungerte nach Einzelheiten. Nun, irgendwann würde Egwene vermutlich einen Boten durch ein Wegetor schicken.
Die Tür öffnete sich einen Spalt, und Melfane schaute herein. »Euer Majestät?«, fragte die kleine Frau mit dem runden Gesicht. »Ist alles in Ordnung? Ich glaubte einen Schmerzensschrei gehört zu haben.« Seit die Hebamme wieder erlaubt hatte, dass Elayne aufstand, hatte sie entschieden, in dem Vorraum von Elaynes Schlafzimmer zu schlafen, um sie im Auge zu behalten.
»Das war ein Ausdruck der Freude, Melfane. Ein Gruß an den wunderbaren Morgen, der zu uns gekommen ist.«
Melfane runzelte die Stirn. In Gegenwart dieser Frau bemühte sich Elayne fröhlich zu erscheinen, um ihr begreiflich zu machen, dass keine weitere Bettruhe erforderlich war, aber vielleicht war das Letztere etwas übertrieben gewesen. Sie konnte es sich nicht leisten, den Eindruck zu erwecken, sich zum Glücklichsein zwingen zu müssen. Selbst wenn sie es tat. Diese unerträgliche Frau.
Melfane trat ein und zog die Vorhänge zurück – Sonnenlicht war gut für eine schwangere Frau, behauptete sie. In letzter Zeit hatte ein Teil von Elaynes Behandlung darin bestanden, mit zurückgeschlagener Decke auf dem Bett zu sitzen und sich von der Frühlingssonne wärmen zu lassen. Während Melfane ihren Pflichten nachkam, verspürte Elayne ein kleines Zittern im Inneren. »Oh! Da war wieder einer. Sie treten, Melfane! Kommt und fühlt!«
»Ich kann das noch nicht fühlen, Euer Majestät. Nicht bevor sie stärker sind.« Sie begann mit der üblichen täglichen Routine. Sie hörte Elaynes Herzschlag ab, dann lauschte sie nach dem des Kindes. Melfane wollte noch immer nicht glauben, dass es Zwillinge waren. Danach untersuchte und tastete sie Elayne ab und führte sämtliche Untersuchungen ihrer geheimnisvollen Liste ärgerlicher und peinlicher Dinge durch, die man mit einer Frau machen konnte.
Schließlich stemmte sie die Hände in die Hüften und musterte Elayne, die ihr Nachthemd schloss. »Ich glaube, Ihr habt Euch in letzter Zeit zu sehr verausgabt. Ich will, dass Ihr Euch auf jeden Fall genug ausruht. Die Kusine meiner Tochter Tess hat vor nicht einmal zwei Jahren ein Kind zur Welt gebracht, das bei der Geburt kaum atmen konnte. Dank dem Licht hat das Kind überlebt, aber sie musste ja bis zum Tag der Geburt bis spät in die Nacht auf dem Feld arbeiten und nicht vernünftig essen. Stellt Euch das nur vor! Achtet auf Euch, meine Königin. Eure Kinder werden es Euch danken.«
Elayne nickte und entspannte sich. »Wartet!«, sagte sie dann und richtete sich wieder auf. »Kinder?«
»Ja«, erwiderte Melfane und ging zur Tür. »In Eurem Schoß gibt es zwei Herzschläge, so wie ich zwei Arme habe. Ich kann nicht verstehen, woher Ihr das wusstet.«
»Ihr habt die Herzschläge gehört!«, rief Elayne aufgeregt.
»Ja, sie sind da, so sicher wie die Sonne.« Melfane schüttelte den Kopf und ging, schickte Naris und Sephanie herein, damit sie sie ankleiden und ihr Haar machen konnten.
Elayne ließ alles in einem Zustand des Staunens über sich ergehen. Melfane glaubte ihr! Sie konnte nicht aufhören zu lächeln.
Eine Stunde später machte sie es sich in ihrem kleinen Wohnzimmer gemütlich, in dem alle Fenster weit geöffnet waren, um das Sonnenlicht hereinzulassen, und trank warme Ziegenmilch. Meister Norry trat auf seinen langen dürren Beinen ein; hinter seinen Ohren standen Haarbüschel ab, sein Gesicht war lang und spitz wie immer, unter dem Arm klemmte die Ledermappe. Begleitet wurde er von Dyelin, die normalerweise nicht zu den Morgenkonferenzen erschien. Elayne sah die Frau stirnrunzelnd an.
»Ich habe die Informationen, um die Ihr gebeten habt, Elayne«, sagte Dyelin und schenkte sich eine Tasse des morgendlichen Tees ein. Heute war es Wolkenbeere. »Wie ich höre, hat Melfane Herzschläge gehört?«
»Das hat sie in der Tat.«
»Meinen Glückwunsch, Euer Majestät«, sagte Meister Norry. Er schlug seine Mappe auf und fing an, auf dem hohen schmalen Tisch neben ihrem Stuhl Papiere zu arrangieren. In Elaynes Gegenwart setzte er sich nur selten. Dyelin wählte einen der anderen bequemen Stühle neben dem Kamin.
Um welche Informationen hatte sie denn noch
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