Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
schüchternen Jungen geworden, dem ich half, aus den Zwei Flüssen zu entkommen?«
»Er ist durch das Feuer eines Schmiedes gegangen«, sagte Perrin leise.
Thom nickte und schien zu verstehen.
»Und du, Mat?«, sagte Perrin. »Kann ich dir irgendwie behilflich sein? Dich vielleicht zwischen Zelten Reisen lassen?«
»Nein. Ich komme schon klar.«
»Wie willst du dich schützen?«
»Mit meinem Verstand.«
»So etwas hast du?«, sagte Perrin. »Wird ja auch Zeit.«
Mat schnaubte. »Was hat in letzter Zeit denn jedermann an meinem Verstand auszusetzen? Ich komme schon zurecht, vertraut mir. Erinnere mich daran, dir von dem Abend zu erzählen, an dem mir das erste Mal bewusst wurde, dass ich jedes Würfelspiel gewinnen kann, wenn ich nur will. Das ist eine gute Geschichte. Hat etwas mit Stürzen von Brücken zu tun. Zumindest einer Brücke.«
»Nun … du kannst sie uns ja jetzt erzählen«, sagte Perrin.
»Ist nicht der richtige Augenblick. Außerdem spielt es keine Rolle. Du musst wissen, dass ich bald aufbreche.«
Thom roch aufgeregt.
»Perrin, du leihst uns doch ein Wegetor, oder?«, wollte Mat wissen. »Ich hasse es, die Bande zu verlassen. Sie werden untröstlich sein, dass ich nicht da bin. Wenigstens haben sie diese Drachen, mit denen sie Dinge in die Luft jagen können.«
»Aber wo willst du hin?«, fragte Perrin.
»Das sollte ich wohl erklären«, sagte Mat. »Das war der eigentliche Grund für dieses Treffen, abgesehen von der angenehmen Unterhaltung.« Er beugte sich vor. »Perrin, Moiraine lebt.«
»Was?«
»Es stimmt«, sagte Mat. »Oder zumindest glauben wir das. Sie schickte Thom einen Brief und behauptete, sie hätte den Kampf mit Lanfear vorausgesehen und wüsste, dass sie … Wie dem auch sei, da gibt es diesen Turm westlich von hier am Fluss Arinelle. Er besteht völlig aus Metall. Es ist …«
»Der Turm von Ghenjei«, sagte Perrin leise. »Ja, ich habe davon gehört.«
Mat blinzelte. »Du? Soll man mich doch zu Asche verbrennen. Wann bist du denn zum Gelehrten geworden?«
»Ich habe lediglich das eine oder andere gehört. Mat, das ist ein Ort des Bösen.«
»Nun, Moiraine ist dort«, sagte Mat. »Gefangen. Ich will sie zurückholen. Ich muss die Schlangen und Füchse schlagen. Verdammte Falschspieler.«
»Schlangen und Füchse?«, fragte Perrin.
Thom nickte. »Das Kinderspiel ist nach den Wesen benannt, die in diesem Turm leben. Das glauben wir zumindest.«
»Ich bin ihnen begegnet«, sagte Mat. »Und … nun, dafür ist jetzt wirklich nicht der richtige Augenblick.«
»Wenn du sie retten willst«, sagte Perrin, »dann sollte ich vielleicht mitkommen. Oder zumindest einen der Asha’man schicken.«
»Ich würde mich über ein Wegetor freuen«, sagte Mat. »Aber du kannst nicht mitkommen. Das hat Moiraine in ihrem Brief erklärt. Es dürfen nur drei Männer kommen, und ich weiß bereits, wer das sein wird.« Er zögerte. »Weißt du, Olver wird mich verdammt noch mal umbringen, weil ich ihn nicht mitnehme.«
Perrin schüttelte den Kopf. »Mat. Was du da sagst, ergibt nicht den geringsten Sinn.«
Mat seufzte. »Dann erzähle ich dir doch die ganze Geschichte.« Er warf einen Blick auf den Ale-Krug. »Da brauchen wir aber Nachschub, und du solltest Grady besser sagen, dass es noch etwas dauert …«
KAPITEL 48
Nahe Avendesora
A viendha tat den letzten Schritt und verließ den Wald aus Glassäulen. Sie holte tief Luft, dann schaute sie auf den Pfad zurück, den sie gekommen war.
Der Hauptplatz von Rhuidean war ein Ehrfurcht gebietender Anblick. Abgesehen von der genauen Mitte war der ganze Platz mit glatten weißen Steinplatten gefliest. Dort erhob sich ein gewaltiger Baum, dessen weit ausladende Äste in die Höhe griffen, um die Sonne zu umarmen. Der riesige Baum wies eine Perfektion auf, die Aviendha nicht erklären konnte. Da war eine natürliche Symmetrie – keine fehlenden Äste, keine klaffenden Löcher in der Blätterkrone. Das beeindruckte vor allen Dingen deshalb, weil er, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, geschwärzt und verbrannt gewesen war.
In einer Welt, in der andere Pflanzen ohne jede Erklärung abstarben, war der Baum wieder geheilt und schneller erblüht, als möglich hätte sein sollen. Seine Blätter raschelten beruhigend im Wind, und die knorrigen Wurzeln stachen wie die alten Finger eines weisen Greises aus dem Boden hervor. Der Baum entfachte in ihr den Wunsch, sich hinzusetzen und sich im einfachen Frieden des Augenblicks zu sonnen.
Es
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