Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
gestikulierte Selucia.
Ja, gestikulierte Fortuona. Unser vorheriger Angriff wird sie zu den Waffen greifen lassen.
Dann muss unser nächster Zug entscheidend sein, gestikulierte Selucia. Aber stellt es Euch nur vor. Tausende Soldaten durch einen verborgenen Kellerraum in die Weiße Burg zu befördern. Zuzuschlagen mit der Macht von tausend Hämmern auf tausend Ambossen!
Fortuona nickte.
Die Weiße Burg war zum Untergang verurteilt.
»Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen, Perrin«, sagte Thom und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Tabakrauch stieg aus seiner langstieligen Pfeife auf. Es war eine warme Nacht, und sie hatten kein Feuer im Kamin. Nur ein paar Kerzen auf dem Tisch mit etwas Brot, Käse und einem Krug Ale.
Perrin paffte seine eigene Pfeife. In dem Zimmer befanden sich nur er, Thom und Mat. Gaul und Grady warteten draußen im Gemeinschaftsraum. Mat hatte geflucht, dass Perrin die beiden mitgebracht hatte – ein Aiel und ein Asha’man waren nicht gerade unauffällig. Aber Perrin fühlte sich mit den beiden Männern sicherer als mit einer ganzen Kompanie Soldaten.
Er erzählte seine Geschichte zuerst, von Malden, dem Propheten, Alliandre und Galad. Dann berichteten sie von ihren Abenteuern. Es verblüffte Perrin, wie viel seit ihrem Abschied geschehen war.
»Kaiserin der Seanchaner, was?«, sagte Perrin und sah dem Rauch nach.
»Tochter der Neun Monde«, sagte Mat. »Das ist ein Unterschied.«
»Und du bist verheiratet.« Perrin grinste. »Matrim Cauthon. Verheiratet.«
»Diesen Teil hättest du auch für dich behalten können«, sagte Mat zu Thom.
»Aber das habe ich doch, das kann ich dir versichern.«
»Für einen Gaukler scheinst du die meisten heldenhaften Dinge, die ich getan habe, zu unterschlagen«, sagte Mat. »Wenigstens hast du den Hut erwähnt.«
Perrin lächelte zufrieden. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr er es vermisst hatte, am Abend mit seinen Freunden zusammenzusitzen und mit ihnen zu plaudern. Draußen vor dem Fenster hing ein Holzschild, von dem Regenwasser herabtropfte. Es zeigte Gesichter mit einem übertriebenen Lächeln, die seltsame Hüte trugen. Zur fröhlichen Schar. Vermutlich steckte eine Geschichte hinter dem Namen.
Die drei saßen in einem privaten Speiseraum, den Mat bezahlt hatte. Sie hatten drei der großen Kaminstühle des Gasthauses hereingeholt. Die passten zwar nicht zum Tisch, aber sie waren bequem. Mat lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Tisch. Er griff nach einem Ziegenkäse und biss ein Stück ab, dann balancierte er den Rest auf der Stuhllehne.
»Weißt du, Mat«, sagte Perrin, »deine Frau wird vermutlich erwarten, dass man dir ein paar Tischmanieren beibringt.«
»Ach, die hat man mir beigebracht«, erwiderte Mat. »Ich habe sie mir bloß nicht gemerkt.«
»Ich glaube, ich würde sie gern kennenlernen«, fuhr Perrin fort.
»Sie ist interessant«, sagte Thom.
»Interessant«, meinte Mat. »Ja.« Er sah wehmütig aus. »Aber egal, du weißt jetzt das meiste, Perrin. Die verdammte Braune hat uns hergebracht. Ich habe sie jetzt seit über zwei Wochen nicht mehr gesehen.«
»Kann ich den Brief sehen?«, fragte Perrin.
Mat klopfte ein paar Taschen ab und fischte dann ein zusammengefaltetes Stück weißes Papier heraus, das mit rotem Wachs versiegelt war. Er warf es auf den Tisch. Die Ecken waren krumm und das Papier voller Flecken, aber der Brief war nicht geöffnet worden. Matrim Cauthon war ein Mann von Wort, zumindest wenn man ihm einen Eid abringen konnte.
Perrin nahm die Botschaft. Sie roch leicht nach Parfüm. Er drehte sie um, dann hielt er sie vor eine Kerze.
»Funktioniert nicht«, sagte Mat.
Perrin grunzte. »Was glaubst du, was dort steht?«
»Keine Ahnung«, sagte Mat. »Diese verdammten verrückten Aes Sedai. Ich meine, die sind doch alle seltsam. Aber Verin ist völlig durchgedreht. Ich nehme nicht an, dass du etwas von ihr gehört hast?«
»Nein.«
»Ich hoffe, ihr geht es gut. Sie klang besorgt, dass ihr etwas zustoßen könnte.« Mat nahm den Brief wieder entgegen und klopfte damit auf den Tisch.
»Öffnest du ihn?«
Mat schüttelte den Kopf. »Ich öffne ihn, wenn ich zurückkomme. Ich …«
Es klopfte an der Tür, dann öffnete sie sich quietschend und enthüllte den Wirt, einen jungen Mann namens Denezel. Er war hochgewachsen, hatte ein schmales Gesicht und den Kopf kahl rasiert. Soweit Perrin hatte sehen können, war er so gut wie ein Drachenverschworener; er hatte sogar ein Porträt von Rand in
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