Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
doch als Narren verbrennen. Als verfluchten ziegenköpfigen Narren! Er konnte vor Schmerzen kaum denken.
Sein anderes Auge blinzelte Schmerzenstränen. Es kam ihm wirklich so vor, als hätte er die Hälfte des Lichts der Welt verloren. Es war, als würde man durch ein Fenster sehen, dessen eine Hälfte geschwärzt war. Trotz des tobenden Schmerzes in der linken Augenhöhle hatte er das Gefühl, das Auge öffnen zu können.
Aber das konnte er nicht. Es war weg. Und kein Machtlenken der Aes Sedai konnte es ersetzen.
Er setzte den Hut auf und ignorierte den Schmerz trotzig. Er zog die Krempe auf der linken Seite tief ins Gesicht und beschattete die leere Augenhöhle, dann bückte er sich und hob den Ashandarei auf, stolperte kurz, blieb aber stehen.
»Ich hätte derjenige sein sollen, der bezahlt«, sagte Thom bitter. »Nicht du. Du wolltest nicht einmal herkommen.«
»Es war meine Entscheidung«, sagte Mat. »Und ich musste es sowieso tun. Es ist eine der Antworten, die mir die Aelfinn bei meinem ersten Besuch gaben. Ich würde die Hälfte des Lichts der Welt aufgeben müssen, um die Welt zu retten. Verdammte Schlangen.«
»Um die Welt zu retten?«, fragte Thom und betrachtete Moiraines friedliches Gesicht; ihr Körper war in den Flickenumhang eingehüllt. Sein Bündel lag auf dem Boden.
»Sie hat noch etwas zu erledigen«, sagte Mat. Der Schmerz ließ etwas nach. »Wir brauchen sie, Thom. Ich will verflucht sein, aber vermutlich hat es etwas mit Rand zu tun. Aber egal, das musste passieren.«
»Und wenn doch nicht? Sie sagte, sie sah …«
»Es spielt keine Rolle«, sagte Mat und wandte sich dem Ausgang zu. Die Eelfinn waren noch immer überwältigt. Wenn man so ihren Gesichtsausdruck betrachtete, hätte man zu dem Schluss kommen können, dass sie diejenigen waren, die ein Auge verloren hatten! Er legte sich sein Bündel über die Schulter und ließ Thoms da, wo es lag. Er konnte keine zwei tragen, nicht, wenn er noch kämpfen wollte.
»Jetzt habe ich etwas gesehen«, sagte Noal und betrachtete den Raum und alle Anwesenden. »Ich würde sagen, etwas, das noch kein Mann zuvor gesehen hat. Sollen wir sie töten?«
Mat schüttelte den Kopf. »Das könnte unser Geschäft zunichtemachen.«
»Werden sie sich daran halten?«, fragte Thom.
»Nicht, wenn sie sich herauswinden können«, antwortete Mat und zuckte wieder zusammen. Beim Licht, wie sein Kopf schmerzte! Nun, er konnte nicht herumsitzen und heulen, als hätte er sein Lieblingsfohlen verloren. »Gehen wir.«
Sie verließen den Saal. Noal trug eine Fackel, allerdings hatte er zögernd seinen Stab zurückgelassen und hielt nun sein Schwert.
Diesmal gab es keine Öffnungen im Korridor, und Mat hörte, wie Noal das murmelnd kommentierte. Es fühlte sich richtig an. Er hatte einen direkten Rückweg verlangt. Die Eelfinn waren Lügner und Betrüger, aber sie schienen Lügner und Betrüger wie die Aes Sedai zu sein. Dieses Mal hatte er seine Forderungen mit Bedacht gestellt, statt einfach herauszusprudeln, was ihm gerade einfiel.
Der Korridor schien kein Ende nehmen zu wollen. Noal wurde zusehends nervöser; Mat ging stur weiter, und seine Schritte passten sich dem Pochen in seinem Schädel an. Wie würde der Verlust eines Auges sein Geschick im Kampf beeinflussen? Er würde mehr auf die linke Seite achten müssen. Und er würde jetzt Probleme haben, Entfernungen richtig einzuschätzen. Tatsächlich hatte er dieses Problem jetzt schon – Wände und Boden waren auf verstörende Weise schwer einzuschätzen.
Thom hielt Moiraine eng an die Brust gedrückt wie ein Geizhals sein Gold. Was bedeutete sie ihm überhaupt? Mat war immer davon ausgegangen, dass Thom aus dem gleichen Grund wie er dabei war – weil es getan werden musste. Diese Zärtlichkeit in Thoms Miene hatte er jedenfalls nicht erwartet.
Der Korridor endete abrupt an einem fünfeckigen Durchgang. Der dahinter befindliche Raum schien der mit der Schlacke am Boden zu sein. Von dem Kampf gab es keine Spuren mehr, auf dem Boden war kein Blut.
Mat holte tief Luft und trat ein. Er verspannte sich, als er dort Eelfinn sah, die sich zischend und knurrend in die Schatten duckten. Sie rührten sich nicht, schlugen nicht zu, aber einige bellten leise. Die Schatten ließen sie noch mehr wie Füchse aussehen. Sah Mat einen direkt an, hätte er sie durchaus mit gewöhnlichen Männern und Frauen verwechseln können, aber wie sie sich in der Dunkelheit bewegten, manchmal auf allen vieren … So ging kein
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