Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
diene ihnen«, sagte Androl. »Ich leiste dem Großen Herrn meinen Treueid.«
»Das ist gut, Androl. Aber wir können dich nicht gehen lassen, bevor du Umgedreht worden bist. M’Hael verlässt sich nicht bloß auf einen Eid. Aber das ist schon in Ordnung. Ich habe ihnen gesagt, dass man dich mühelos Umdrehen kann. Das wirst du doch machen, oder? Keinen Widerstand mehr?«
»Ich leiste keinen Widerstand.«
»Dem Großen Herrn sei Dank«, sagte Evin und entspannte sich.
Ach, Evin. Du warst nie besonders helle.
»Evin«, sagte Androl leise. »Ihr müsst auf Abors aufpassen. Das wisst Ihr doch, oder?«
»Ich bin jetzt einer von ihnen. Ich brauche mir wegen ihnen keine Sorgen mehr zu machen.«
»Das ist gut«, flüsterte Androl. »Was er über Euch gesagt hat, hat also keine Bedeutung.«
Evin erschien plötzlich unruhig. Dieser Ausdruck in seinen Augen …
Es war Furcht. Der Makel war entfernt worden. Jonneth, Emarin und die anderen neuen Asha’man würden niemals irrsinnig werden.
Aber der Wahnsinn zeigte sich bei jedem der älteren Asha’man anders und in unterschiedlichem Ausmaß. Jedoch war Furcht am häufigsten. Sie kam in Wellen; zum Zeitpunkt der Reinigung hatte sie Evin gerade aufgefressen. Androl hatte mit ansehen müssen, wie man Asha’man töten musste, weil sie der Makel überwältigte. Er kannte diesen Ausdruck in Evins Augen nur zu gut. Auch wenn der Junge Umgedreht worden war, trug er noch immer den Wahnsinn in sich. Das würde sich auch niemals ändern.
»Was hat er gesagt?«, wollte Evin wissen.
»Er war nicht erfreut, dass man Euch Umgedreht hat. Er glaubt, Ihr wolltet seinen Platz einnehmen.«
»Oh.«
»Evin … möglicherweise will er Euch umbringen. Passt auf Euch auf.«
Evin erhob sich. »Danke, Androl.«
Er entfernte sich und ließ Androl ungeknebelt zurück.
Das kann … unmöglich funktionieren, dachte Pevara benommen.
Sie hatte nicht lange genug unter ihnen gelebt. Sie hatte nicht gesehen, was der Wahnsinn anrichten konnte, und sie konnte ihn auch nicht in den Augen der Asha’man erkennen. Verfiel einer von ihnen in diesen Zustand, packte man ihn für gewöhnlich und sperrte ihn ein, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Falls das nicht funktionierte, schüttete ihnen Taim etwas in den Wein, und sie wachten nie wieder auf.
Hielt man sie nicht auf, verfielen sie am Ende in blinde Zerstörungswut. Sie würden jene umbringen, die ihnen am nächsten standen, würden zuerst auf die Menschen einschlagen, die sie geliebt hatten.
Androl kannte diesen Wahnsinn. Er trug ihn ebenfalls in sich, das wusste er. Das ist ein Fehler, Taim, dachte er. Du benutzt unsere Freunde gegen uns, aber wir kennen sie besser als du.
Evin schlug auf Abors ein. Mit einem gewaltigen Aufflammen der Einen Macht. Eine Sekunde später löste sich Androls Abschirmung auf.
Androl umarmte die Quelle. Er war nicht sehr stark darin, aber er hatte genug Macht, um die Fesseln wegzubrennen. Mit blutigen Händen rollte er sich aus den Seilresten und sah sich in dem Raum um. Zuvor hatte er nicht alles sehen können.
Der Raum war größer, als er angenommen hatte, wies beinahe die Größe eines Thronsaals auf, und das andere Ende wurde von einem breiten, kreisrunden Podest dominiert, auf dem ein Kreis aus Myrddraal und darin einer aus Frauen stand. Der Anblick der Blassen ließ ihn erschaudern. Beim Licht, dieser augenlose Blick war furchtbar.
Taims erschöpfte Männer, die Asha’man, die darin versagt hatten, Logain Umzudrehen, lehnten an der anderen Wand. Logain selbst saß auf dem Podest in der Mitte des doppelten Kreises auf einen Stuhl gefesselt. Fast schon ein Thron. Logains Kopf rollte zur Seite; seine Augen waren geschlossen. Anscheinend flüsterte er etwas.
Außer sich vor Wut war Taim zu Evin herumgewirbelt, der neben Abors qualmender Leiche mit Mishraile kämpfte. Beide Männer hielten die Eine Macht und wälzten sich auf dem Boden. Evin hielt ein Messer in der Hand.
Androl hastete auf Emarin zu und wäre beinahe auf das Gesicht gefallen, als seine Beine nachgaben. Licht! Er war sehr schwach, aber es gelang ihm, zuerst Emarins Fesseln und dann Pevaras abzubrennen. Sie schüttelte den Kopf, versuchte ihn klarzubekommen. Emarin nickte dankbar.
»Könnt Ihr weben?«, flüsterte Androl. Taims Aufmerksamkeit war noch immer auf Evins Kampf gerichtet.
Emarin schüttelte den Kopf. »Was sie uns da eingeflößt haben …«
Androl klammerte sich an die Eine Macht. Um ihn herum wuchsen die
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