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Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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Geheimgängen suchen sollte, bevor er sich entschied, an einem Gebäude mit verfluchten vier Stockwerken hochzuklettern.
    Leise betrat er den Garten. Dem Grünzeug ging es gar nicht gut. Diese Farne hätten viel mehr Wedel haben müssen, und die Bäume waren so nackt wie eine Tochter im Schweißzelt. Eigentlich keine Überraschung. Das ganze Land welkte schneller dahin als ein Junge bei Bel Tine ohne Tanzpartnerin. Mat war sich ziemlich sicher, dass Rand daran schuld war. Rand oder der Dunkle König. Er konnte jedes verdammte Problem seines Lebens zu dem einen oder anderen zurückverfolgen.
    Das Moos lebte noch. Mat hatte noch nie davon gehört, dass man Moos in einem Garten pflegte, aber er hätte schwören können, dass man es hier in Mustern auf Steinen wachsen ließ. Vielleicht nahmen die Gärtner ja alles, was noch da war, nachdem der Rest abgestorben war.
    Er musste eine Weile suchen und durch vertrocknete Büsche und vorbei an toten Blumenbeeten spähen, um Tuon zu finden. Eigentlich erwartete er, sie friedlich sitzend vorzufinden, wie sie über etwas nachdachte, aber er hätte es besser wissen sollen.
    Neben einem Farn ging Mat in die Hocke, ohne von dem Dutzend Totenwächtern bemerkt zu werden, die in einem Kreis um Tuon standen, die sich gerade im waffenlosen Kampf übte. Sie wurde von zwei Laternen angestrahlt, die ein seltsames, gleichmäßiges blaues Licht abgaben. Etwas brannte in ihnen, aber es war keine normale Flamme.
    Das Licht leuchtete auf ihrer glatten Haut, die den Farbton besonders dunkler Erde hatte. Sie trug ein helles A’solma , ein an den Seiten geschlitztes Gewand, das die engen blauen Beinkleider darunter enthüllte. Tuon war zierlich; einst hatte er fälschlicherweise angenommen, sie sei eine zarte Person. Das war sie nicht.
    Sie hatte sich wieder den Kopf rasiert, da sie sich nicht länger verbarg. Die Kahlheit stand ihr, so seltsam das auch war. Sie bewegte sich in dem blauen Lichtschein und führte mit geschlossenen Augen eine Reihe Handbewegungen des waffenlosen Kampfes aus. Sie schien mit ihrem eigenen Schatten zu kämpfen.
    Mat zog dem Kampf mit leeren Händen ein gutes Messer vor – oder noch besser, seinen Ashandarei . Je mehr Abstand er zwischen sich und einen Burschen brachte, der ihn umzubringen versuchte, umso besser. Tuon schien beides nicht zu brauchen. Als er ihr so zusah, wurde ihm bewusst, wie viel Glück er in der Nacht gehabt hatte, in der er sie entführt hatte. Ohne Waffen war sie tödlich.
    Sie wurde langsamer und beschrieb ein sanftes Muster vor dem Körper, dann stieß sie die Hände schnell zur Seite. Sie atmete ein und brachte sie zur anderen Seite, wobei sich ihr ganzer Körper drehte.
    Liebte er sie?
    Die Frage bereitete ihm Unbehagen. Schon seit Wochen nagte sie am Rand seines Verstandes, wie eine Ratte, die unbedingt zum Korn wollte. Es war nicht die Art von Frage, die ein Matrim Cauthon stellen sollte. Matrim Cauthon interessierte sich allein für das Mädchen auf seinem Schoß und den nächsten Wurf der Würfel. Fragen über Liebesangelegenheiten überließ man besser den Ogiern, die hatten genug Zeit zu sitzen und den Bäumen beim Wachsen zuzusehen.
    Er hatte sie geheiratet. Aber das war so etwas wie ein Zufall gewesen, oder nicht? Die verfluchten Füchse hatten ihm das vorhergesagt. Sie hatte ihn ebenfalls heiraten wollen. Den wahren Grund dafür kannte er noch immer nicht. Hatte es etwas mit diesen Omen zu tun gehabt, von denen sie immer sprach? Ihre Brautwerbung war mehr ein Spiel als eine Romanze gewesen. Er mochte Spiele, und er spielte immer, um zu siegen. Tuons Hand war der Gewinn gewesen. Aber was sollte er jetzt, wo er sie hatte, damit anfangen?
    Sie machte weiter mit ihren Übungen und bewegte sich wie ein Schilfrohr im Wind. Eine Neigung in diese Richtung, dann eine anmutige Bewegung in die andere. Die Aiel bezeichneten einen Kampf als Tanz. Was würden sie wohl hiervon halten? Tuon bewegte sich so anmutig wie jeder Aiel. Wenn eine Schlacht tatsächlich ein Tanz war, dann wurde er hauptsächlich zur Musik eines ausgelassenen Schenkraums aufgeführt. Das hier folgte der rhythmischen Melodie eines Meisterbarden.
    Hinter Tuons Schulter bewegte sich etwas. Mat spannte sich an und spähte in die Dunkelheit. Ah, es war bloß ein Gärtner. Ein ganz gewöhnlich aussehender Bursche mit einer Mütze auf dem Kopf und Sommersprossen auf den Wangen. Kaum der Beachtung wert. Mat ignorierte ihn und beugte sich vor, um mehr von Tuon sehen zu können. Ihre

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