Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
begriffen habe.« Er sah sie ganz unschuldig an.
Das brachte ihm endlich ein Lächeln ein. Zwar nur eine Andeutung, aber das reichte. Sie lächelte wenig in diesen Tagen. So wie alle.
»Übrigens«, sagte er, nahm ihre Zügel und half ihr vom Pferd, als sie das Befehlszelt erreicht hatten, »habe ich nie besonders über die Tatsache nachgedacht, dass ein Behüter die Drei Eide natürlich ignorieren kann. Ich frage mich, wie oft Schwestern das recht nützlich fanden?«
»Ich hoffe, nicht zu oft«, bemerkte Egwene. Eine sehr diplomatische Antwort. Im Zelt schaute Gareth Bryne durch sein mittlerweile gewohntes Wegetor; eine unscheinbare Graue, die Gawyn nicht kannte, hielt es geöffnet. Bryne trat an seinen mit Karten übersäten Tisch, an dem Siuan Ordnung zu schaffen versuchte. Er machte ein paar Notizen, nickte zufrieden, dann schaute er auf, um zu sehen, wer da gerade eingetreten war.
»Mutter«, sagte der General und ergriff ihre Hand, um den Ring zu küssen.
»Die Schlacht scheint günstig für uns zu verlaufen«, meinte Egwene und nickte Siuan zu. »Wir haben uns gut gehalten. Ihr habt Pläne für einen Vorstoß?«
»Wir können hier nicht für alle Ewigkeit bleiben, Mutter«, sagte Bryne. »Königin Elayne hat mich darum gebeten, einen Vorstoß weiter nach Kandor hinein in Betracht zu ziehen, und ich glaube, das war klug von ihr. Ich mache mir Sorgen, dass sich die Trollocs in die Hügel zurückziehen und Stellungen aufbauen. Euch ist aufgefallen, dass sie jede Nacht immer mehr Leichen vom Feld holen?«
»Ja.«
Gawyn fühlte ihre Unzufriedenheit; es wäre so wünschenswert gewesen, wenn die Aes Sedai die nötige Kraft gehabt hätten, die Trolloc-Kadaver jeden Tag mit der Einen Macht zu verbrennen.
»Sie sammeln Proviant«, sagte Bryne. »Möglicherweise entscheiden sie sich, nach Osten zu gehen, um uns dann zu umgehen. Wir müssen sie hier zum Kampf zwingen, was bedeuten könnte, sie in diese Hügel zu treiben. Normalerweise würde uns das viele Männer kosten, aber jetzt …« Er schüttelte den Kopf und trat an das Wegetor, um seine Frontlinien zu betrachten. »Eure Aes Sedai dominieren dieses Schlachtfeld, Mutter. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.«
»Es gibt einen Grund, warum der Schatten alles in seiner Macht Stehende getan hat, um die Weiße Burg zu vernichten. Er wusste Bescheid. Die Weiße Burg hat die Macht, diesen Krieg zu beherrschen.«
»Wir müssen auf die Schattenlords aufpassen«, mahnte Siuan und suchte in einigen Papieren herum. Vermutlich Kundschafterberichte, nahm Gawyn an. Obwohl er Siuan Sanches Leben verschont hatte, wusste er nur sehr wenig über sie, aber Egwene sprach oft über die Gier dieser Frau nach Informationen.
»Ja«, sagte Egwene. »Sie werden kommen.«
»Die Schwarze Burg«, sagte Bryne stirnrunzelnd. »Vertraut Ihr den Worten von Lord Mandragoran?«
»Mit meinem Leben«, sagte Egwene.
»Asha’man, die für den Feind kämpfen. Warum hat der Wiedergeborene Drache nichts unternommen? Beim Licht, wenn sich alle Asha’man auf die Seite des Schattens schlagen …«
Egwene schüttelte den Kopf. »Bryne, ich möchte, dass Ihr Reiter in die Nähe der Schwarzen Burg schickt, wo man noch Wegetore erschaffen kann. Sie sollen schnell zu den Schwestern reiten, die noch immer vor der Schwarzen Burg lagern.«
»Ihr wollt sie angreifen lassen?«, fragte Gawyn erfreut.
»Nein. Sie sollen sich so weit zurückziehen, wie es sein muss, um Wegetore zu weben, und dann sollen sie hier zu uns stoßen. Wir können uns keine weiteren Verzögerungen mehr leisten. Ich will sie hier haben.«
Sie klopfte mit dem Finger auf den Tisch. »Taim und seine Schattenlords werden kommen. Von diesem Schlachtfeld haben sie sich bisher ferngehalten und sich stattdessen auf Lord Mandragoran konzentriert. Damit konnten sie ihr Schlachtfeld so dominieren wie wir hier das unsere. Ich werde weitere Schwestern zum Heer der Grenzländer schicken. Irgendwann müssen wir uns ihnen entgegenstellen.«
Gawyn sagte nichts, presste aber die Lippen aufeinander. Weniger Schwestern bedeutete noch mehr Arbeit für Egwene und die anderen.
»Und jetzt«, sagte Egwene, »muss ich …« Sie verstummte, als sie Gawyns Miene sah. »Ich schätze, ich muss schlafen. Falls ich gebraucht werde, schickt einen Boten zu … Licht, ich weiß gar nicht, wo ich heute schlafe. Gawyn?«
»Ich habe dich in Maerin Sedais Zelt untergebracht. Sie hat jetzt Dienst, also solltest du in Ruhe vier Stunden schlafen
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