Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Finsternis wirklich bedeutete, jedenfalls nicht richtig. Das hier war Finsternis. Das hier war das Nichts. Das absolute Ende von allem. Normale Dunkelheit flößte Furcht ein, weil keiner wusste, was sich möglicherweise darin verbarg. Diese Dunkelheit war anders; verschlang sie einen, löschte sie für alle Ewigkeit die Existenz aus.
Perrin stolperte zurück, obwohl der Wind, der durch den Tunnel strich, nicht stark war. Einfach nur … regelmäßig, wie ein Fluss, der ins Nichts floss. Perrin hielt den Traumnagel fester, dann zwang er sich, sich von Rand abzuwenden. In der Nähe kniete eine Gestalt mit gesenktem Haupt, als würde sie sich gegen eine Macht stemmen, die aus der Leere kam. Moiraine? Ja, und rechts von ihr kniete Nynaeve.
Hier war der Schleier zwischen den Welten sehr dünn. Wenn er Moiraine und Nynaeve sehen konnte, dann konnten sie ihn vielleicht auch sehen oder hören.
Er trat zu Nynaeve. »Nynaeve? Kannst du mich hören?«
Sie blinzelte, drehte den Kopf. Ja, sie konnte ihn hören! Aber anscheinend konnte sie ihn nicht sehen. Verwirrt blickte sie sich um, während sie sich an den aus dem Boden ragenden Steinzahn klammerte, als ginge es um ihr Leben.
»Nynaeve!«, brüllte Perrin.
»Perrin?«, flüsterte sie und blickte sich um. »Wo bist du?«
»Ich werde etwas tun, Nynaeve«, sagte er. »Ich werde es unmöglich machen, Wegetore an diese Stelle zu weben. Will man diesen Ort mit Reisen erreichen oder ihn verlassen, dann muss man sein Tor draußen vor der Höhle erschaffen. In Ordnung?«
Sie nickte und blickte sich dabei noch immer um. Obwohl sich die reale Welt im Wolfstraum widerspiegelte, galt dies anscheinend nicht andersherum. Perrin rammte den Traumnagel in den Boden, dann aktivierte er ihn, wie Lanfear es ihm gezeigt hatte, erschuf die purpurne Kuppel nur um die Höhle. Er eilte zurück in den Tunnel und schob sich durch den Wall aus purpurnem Glas, um sich zu Gaul und den Wölfen zu gesellen.
»Licht«, sagte Gaul. »Ich wollte gerade nach dir suchen. Was hat so lange gedauert?«
»Lange?«, fragte Perrin.
»Du warst mindestens zwei Stunden weg.«
Perrin schüttelte den Kopf. »Das ist die Bohrung, die mit unserem Zeitgefühl spielt. Nun, da dieser Traumnagel dort steckt, wird es dem Schlächter einige Mühe bereiten, Rand zu erreichen.«
Nachdem der Schlächter den Traumnagel gegen ihn eingesetzt hatte, war es sehr befriedigend, das Ter’angreal gegen den Mann zu benutzen. Perrin hatte die Schutzkuppel gerade groß genug gemacht, um die Höhle auszufüllen und Rand, die Bohrung und seine Begleiter zu umgeben. Der Standort bedeutete, dass sich die Kuppelwand abgesehen von der Stelle am Höhleneingang im Felsen befand.
Der Schlächter würde nicht mitten in die Höhle springen und zuschlagen können; er würde den Eingang benutzen müssen. Entweder das oder eine Möglichkeit finden, sich durch den Felsen zu graben, was im Wolfstraum wohl möglich war, wie Perrin vermutete. Aber es würde ihn viel Zeit kosten, und die brauchte Rand.
»Ich brauche euch, um diesen Ort zu beschützen«, sagte Perrin zu den versammelten Wölfen, von denen viele ihre Wunden leckten. »Dort drinnen kämpft Schattentöter und jagt die gefährlichste Beute, die die Welt je gesehen hat. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Schlächter ihn erreicht.«
Wir werden diesen Ort bewachen, Junger Bulle, erwiderte einer. Andere sammeln sich. Er kommt nicht an uns vorbei.
»Könnt ihr das hier tun?« Perrin schickte das Bild von Wölfen, die in allen Grenzlanden verteilt einander schnell Botschaften übermittelten. Abertausende von ihnen streiften in dieser Gegend umher.
Perrin war stolz auf seine Übertragung. Er schickte sie nicht als Worte oder Bilder, sondern als ein mit Gerüchen vermengtes Konzept mit einem Hauch Instinkt. Stellten sich die Wölfe so auf, wie er es ihnen gesagt hatte, konnten sie ihm durch dieses Netz beinahe sofort mitteilen, wenn der Schlächter zurückkehrte.
Das können wir, sagten die Wölfe.
Perrin nickte, dann winkte er Gaul zu.
»Wir bleiben nicht?«, fragte der Aiel-Mann.
»Es geschieht zu viel«, sagte Perrin. »Hier vergeht die Zeit zu langsam. Ich will nicht, dass der Krieg an uns vorbeizieht.«
Außerdem stand noch immer die Frage im Raum, was Graendal da eigentlich trieb.
KAPITEL 26
Erwägungen
E s gefällt mir nicht, an der Seite dieser Seanchaner kämpfen zu müssen«, sagte Gawyn leise und begab sich an Egwenes Seite.
Ihr gefiel das genauso wenig, und sie wusste,
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