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Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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dass er es in ihr fühlte. Was sollte sie sagen? Sie konnte die Seanchaner nicht fortschicken. Der Schatten hatte die Sharaner geholt, damit sie unter seinem Banner kämpften. Also würde Egwene aufbieten müssen, was ihr zur Verfügung stand. Alles, was ihr zur Verfügung stand.
    Ihr Nacken juckte, als sie das Feld zu dem Treffpunkt etwa eine Meile östlich von der Furt nach Arafel überquerte. Bryne hatte schon den größten Teil ihrer Streitkräfte dort aufgestellt. Aes Sedai waren bereits auf den Hügeln direkt südlich davon zu sehen, und zahlenmäßig starke Schwadronen Bogenschützen und Pikenmänner besetzten die Hänge darunter. Die Truppen waren ausgeruht. Die Tage des Rückzugs hatten etwas von der zermürbenden Belastung des ständigen Kampfes genommen, obwohl der Feind immer wieder versucht hatte, sie in Kämpfe zu verwickeln.
    Für Egwene hing alles davon ab, dass sich die Seanchaner an der Schlacht beteiligten und die Machtlenker der Sharaner angriffen. Ihr drehte sich der Magen um. Sie hatte einmal gehört, dass in Caemlyn skrupellose Männer halb verhungerte Hunde in Gruben warfen und dann darauf wetteten, wer den Kampf überleben würde. Das hier kam ihr genauso vor. Die seanchanischen Damane waren keine freien Frauen; sie konnten sich nicht aussuchen, ob sie kämpfen wollten. Und was die Machtlenker der Sharaner anging, diese Männer waren ihr fast schon wie Tiere vorgekommen.
    Sie hätte mit jedem Atemzug gegen die Seanchaner kämpfen sollen und sich nicht mit ihnen verbünden. Jeder ihrer Instinkte begehrte dagegen auf, als sie sich der Versammlung der Seanchaner näherte. Ihre Anführerin verlangte eine Audienz mit Egwene. Mochte das Licht dafür sorgen, dass es schnell vorüber war.
    Egwene hatte Berichte über diese Fortuona erhalten, also wusste sie, was zu erwarten war. Die zierliche Kaiserin von Seanchan stand auf einer wenige Fuß hohen Plattform und betrachtete die Schlachtvorbereitungen. Sie trug ein funkelndes Gewand, dessen lächerlich lange Schleppe von acht Da’covale getragen wurde, diesen Dienern in dieser schrecklich unanständigen Kleidung. Verschiedene Angehörige des Blutes standen in Gruppen beisammen und warteten in sorgfältigen Posen. Totenwächter in ihrer beinahe schwarzen Rüstung standen wie Felsblöcke um die Kaiserin aufgereiht.
    Egwene trat näher, bewacht von ihren eigenen Soldaten und dem größten Teil des Saales der Burg. Natürlich hatte Fortuona zuerst darauf bestanden, dass Egwene sie in ihrem Lager besuchte. Und genauso selbstverständlich hatte Egwene das abgelehnt. Es hatte Stunden gedauert, eine Einigung zu erzielen. Beide würden an diesen Ort in Arafel kommen, und beide würden eher stehen als sitzen, damit keine den Eindruck erwecken konnte, die andere zu überragen. Trotzdem ärgerte es Egwene, dass die Frau bereits auf sie wartete. Sie hatte dieses Treffen so arrangieren wollen, dass sie beide gleichzeitig eintrafen.
    Fortuona wandte sich von dem Schauspiel der Soldaten ab und blickte Egwene entgegen. Es hatte den Anschein, als wären viele von Siuans Berichten falsch. Sicherlich wirkte Fortuona mit dieser zierlichen Gestalt und den zarten Gesichtszügen kindlich. Aber damit hörten die Ähnlichkeiten auch schon auf. Kein Kind auf der Welt hatte einen so scharfen und berechnenden Blick. Egwene erkannte, dass ihre Erwartungen sie getäuscht hatten. Sie hatte sich Fortuona als verwöhnte Heranwachsende vorgestellt, das Ergebnis eines behüteten Lebens.
    »Ich habe darüber nachgedacht«, ergriff Fortuona das Wort, »ob es wohl angebracht ist, persönlich mit Euch zu sprechen, mit meiner eigenen Stimme.«
    Einige Angehörige des seanchanischen Blutes – diese Leute mit den bemalten Fingernägeln und teilweise rasierten Schädeln – keuchten auf. Egwene ignorierte sie. In unmittelbarer Nähe der Adligen standen mehrere Pärchen Sul’dam und Damane . Auf keinen Fall durfte sie sich von ihnen ablenken lassen, sonst gewann womöglich ihr Temperament die Oberhand.
    »Ich habe selbst darüber nachgedacht, ob es wohl angebracht ist, mit einer wie Euch zu sprechen«, sagte Egwene, »die so schreckliche Gräueltaten angerichtet hat.«
    »Ich habe entschieden, dass ich mit Euch spreche«, fuhr Fortuona fort und ignorierte die Bemerkung. »Ich glaube, dass es für den Augenblick besser sein dürfte, Euch nicht als Marath’Damane zu betrachten, sondern als Königin der Bevölkerung dieses Landes.«
    »Nein«, widersprach Egwene. »Ihr werdet mich als das

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