Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
da war. Allerdings ärgerte er sich darüber.
»Wenn ich sie hier töte, wird sie das dann für alle Ewigkeit töten?«
»Nein«, antwortete sie. »So funktioniert das nicht bei Männern.«
Konnte er ihr vertrauen? Aus irgendeinem unerfindlichen Grund ertappte er sich in diesem Augenblick dabei, dass er das tat. Warum sollte sie ihn anlügen? Trotzdem, unbewaffnete Männer zu töten … verglichen mit ihm waren die hier kaum mehr als hilflose Säuglinge.
Nein. Er betrachtete die toten Wölfe. Keine Säuglinge. Sie sind viel gefährlicher.
»Diese beiden sind Umgedreht worden«, sagte die Verlorene, verschränkte die Arme und deutete mit dem Kopf auf die beiden Machtlenker. »In diesen Tagen werden viele von ihnen geboren, aber diese beiden haben zugefeilte Zähne. Sie wurden genommen und Umgedreht.«
Gaul murmelte etwas. Es hörte sich an wie ein Fluch, aber es klang auch andächtig. Es war die Alte Sprache, und Perrin verstand die Bedeutung nicht. Aber danach hob Gaul einen Speer. Er roch nach Bedauern. »Ihr habt ihm ins Auge gespuckt, also benutzt er euch, meine Brüder. Schrecklich …«
Umgedreht, dachte Perrin. Wie diese Männer in der Schwarzen Burg. Er runzelte die Stirn, trat auf einen der Männer zu, die sich in seiner Gewalt befanden, und nahm seinen Kopf zwischen die Hände. Konnte er den Mann mit seinem Willen zurück ins Licht schicken? Wenn er gezwungen werden konnte, sich dem Bösen anzuschließen, konnte er dann auch wieder Geheilt werden?
Als Perrin gegen das Bewusstsein dieser Männer drückte, traf er auf etwas Gewaltiges. Sein Wille glitt ab wie ein Zweig, der ein Eisentor auframmen wollte. Er taumelte zurück.
Kopfschüttelnd blickte er Gaul an. »Ich kann nichts für sie tun.«
»Ich tue es«, erwiderte Gaul. »Sie sind Brüder.«
Zögernd nickte Perrin, als Gaul beiden Männern die Kehle durchschnitt. Es war besser so. Trotzdem zerriss es ihn innerlich, sich das ansehen zu müssen. Er hasste, was der Kampf mit Menschen anstellte, was er mit ihm anstellte. Der Perrin, den es noch vor Monaten gegeben hatte, hätte niemals hier stehen und bei so etwas zusehen können. Licht … hätte Gaul das nicht getan, hätte er es selbst getan. Das war ihm klar.
»Ihr könnt so kindisch sein«, sagte Lanfear, die noch immer die Arme unter den Brüsten verschränkte und ihn beobachtete. Dann seufzte sie und ergriff seinen Arm. Eine Welle eiskalten Heilens durchfuhr ihn. Die Wunde auf seiner Wange schloss sich.
Perrin holte tief Luft, dann wies er mit dem Kopf auf Gaul.
»Ich bin nicht Eure Dienerin, Wolfswelpe«, sagte sie.
»Ihr wollt mich davon überzeugen, dass Ihr keine Feindin seid?«, fragte er. »Das ist eine gute Gelegenheit, um damit anzufangen.«
Sie seufzte, dann winkte sie Gaul ungeduldig heran. Er kam hinkend zu ihr, und sie Heilte ihn.
Ein fernes Grollen erschütterte die Höhle hinter ihnen. Mit zusammengekniffenen Augen schaute sie in ihre Richtung. »Ich kann hier nicht bleiben«, sagte sie. Dann war sie verschwunden.
»Ich weiß nicht, was von ihr zu halten ist«, sagte Gaul und rieb sich den Arm an der Stelle, wo die Kleidung verbrannt, die Haut aber geheilt war. »Ich glaube, sie spielt mit uns, Perrin Aybara. Ich weiß nur nicht, was für ein Spiel das ist.«
Perrin grunzte zustimmend.
»Dieser Schlächter … er kommt wieder.«
»Ich denke da an eine Möglichkeit, etwas deswegen zu unternehmen«, sagte Perrin. Er griff an die Taille, wo er den Traumnagel an den Gürtel gebunden hatte. Er löste ihn. »Pass hier auf«, sagte er zu Gaul, dann betrat er die Höhle.
Perrin ging an den wie Zähne wirkenden Steinen vorbei. Es fiel schwer, sich dem Gefühl zu entziehen, in den Rachen eines Schattenhundes zu kriechen. Das Licht am Ende des Abstiegs blendete, aber Perrin erschuf eine getönte Blase um sich herum. Er konnte Rand und einen anderen ausmachen, die neben einer tiefen Grube mit Schwertern kämpften.
Nein, es war keine Grube. Perrin keuchte. Hier schien die ganze Welt zu enden, die Höhle führte in ein unermessliches Nichts. Eine grenzenlose Weite wie die Finsternis in den Kurzen Wegen, nur schien diese Weite ihn in sich hineinzuziehen . Ihn und alles andere. An den draußen wütenden Sturm hatte er sich gewöhnt, darum war ihm der Wind im Tunnel nicht aufgefallen. Jetzt, da er sich darauf konzentrierte, fühlte er ihn durch die Höhle in dieses Loch strömen.
Als er in diese Lücke blickte, wurde ihm bewusst, dass er nie zuvor begriffen hatte, was
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