Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
bloß die Frau des Wiedergeborenen Drachen«, antwortete Mat unbekümmert.
Catrona, die auf der anderen Seite des Raumes auf dem Bauch lag, stieß einen erstickten Laut aus. Mit hervortretenden Augen starrte sie zu Min hoch.
Licht, dachte Min. Vermutlich glaubt sie jetzt, sie hätte mich beleidigt.
»Wie drollig«, sagte Fortuona. »Das würde sie ja zu Eurer Gleichgestellten machen, Knotai. Natürlich scheint Ihr schon wieder das Verbeugen vergessen zu haben.«
»Mein Vater wäre entsetzt«, erwiderte Mat. »Er war immer so stolz auf mein Erinnerungsvermögen.«
»Und wieder beschämt Ihr mich in der Öffentlichkeit.«
»Nur so sehr ich mich selbst beschäme.« Er lächelte, dann zögerte er, als würde er diese Worte noch einmal überdenken.
Die Kaiserin lächelte ebenfalls, aber bei ihr sah es sehr raubtierhaft aus. Sie ging weiter, und die Anwesenden erhoben sich, also stand auch Min wieder auf. Mat fing sofort an, sie in Richtung Tür zu drängen.
»Mat, warte«, flüsterte sie.
»Einfach weitergehen«, sagte er leise. »Riskiere bloß nicht, dass sie sich dich schnappt. Sie ist nicht gerade gut darin, Dinge wieder gehen zu lassen, sobald sie sie erst einmal hat.« Als er das sagte, klang er allen Ernstes stolz.
Du bist doch genauso verrückt wie sie, dachte Min. »Mat, eine blutige Blume.«
»Was?« Er drängte sie noch immer weiter.
»Eine blutige Blume um ihren Kopf«, sagte Min. »Eine Todeslilie. Jemand wird schon bald versuchen, sie zu ermorden.«
Mat erstarrte. Fortuona drehte sich ruckartig um.
Min war sich gar nicht bewusst, dass sich zwei Wächter bewegten, bis sie plötzlich am Boden lag und dort festgehalten wurde. Das waren die merkwürdigen Männer in der schwarzen Rüstung – obwohl sie jetzt aus dieser Nähe erkennen konnte, dass es sich eigentlich um ein dunkles Grün handelte.
Du Närrin, dachte sie, als man ihr Gesicht in den Staub drückte. Ich hätte mich zuerst von Mat aus dem Raum bringen lassen sollen. So einen Fehler hatte sie schon seit Jahren nicht mehr gemacht – laut genug von einer Vision zu sprechen, dass andere sie mitbekamen. Was war bloß los mit ihr?
»Halt!«, sagte Mat. »Lasst sie aufstehen!«
Man hatte ihn zwar zum Blut erhoben, aber offensichtlich hatten die Wächter nicht das geringste Problem damit, einen direkten Befehl von ihm zu ignorieren.
»Woher weiß sie das, Knotai?«, fragte Fortuona und kam näher. Sie klang wütend. Vielleicht auch enttäuscht. »Was geht hier vor?«
»Nicht das, was Ihr annehmt, Tuon«, sagte Mat.
Nein, nicht …
»Sie sieht Dinge«, fuhr Mat fort. »Nichts, weswegen man ärgerlich werden müsste. Das ist bloß eine Marotte des Musters. Min sieht bei Menschen Visionen, die sie wie kleine Bilder umschwirren. Ihre Worte waren bedeutungslos.« Er lachte. Es klang gezwungen.
Stille trat in den Raum ein. Es war sogar so still, dass Min wieder die Explosionen in der Ferne hören konnte.
»Unheilseherin«, flüsterte Fortuona.
Plötzlich ließen die Wächter Min los und wichen zurück. Stöhnend setzte sie sich auf. Die Wächter hatten sich schützend an die Seiten ihrer Kaiserin begeben, aber derjenige, der sie berührt hatte, zog seine Panzerhandschuhe aus und schleuderte sie zu Boden. Er wischte sich die Hand am Harnisch ab, als versuchte er verzweifelt, sie von etwas zu säubern.
Fortuona schien keine Angst zu haben. Sie trat näher an Min heran, erschien beinahe schon ehrfürchtig. Die junge Kaiserin streckte die Hand aus und berührte ihr Gesicht. »Was er da sagt … ist das wahr?«
»Ja«, gab Min widerstrebend zu.
»Was seht Ihr bei mir?«, fragte Fortuona. »Sprecht es aus, Unheilseherin. Ich werde Eure Omen beurteilen können und wissen, ob Ihr die Wahrheit sagt oder lügt!«
Das klang gefährlich. »Ich sehe eine blutige Todeslilie, wie ich Mat bereits sagte«, erklärte Min. »Und drei segelnde Schiffe. Ein Insekt in der Dunkelheit. Rote Lichter ausgebreitet auf einem Feld, das üppig und reif sein sollte. Ein Mann mit den Zähnen eines Wolfes.«
Fortuona holte zischend Luft. Sie schaute zu Mat hoch. »Ihr habt mir ein großartiges Geschenk gebracht, Knotai. Genug, um Eure Strafe zu bezahlen. Selbst genug für einen darüber hinausgehenden Kredit. Solch ein wunderbares Geschenk.«
»Nun … Ich …«
»Ich gehöre niemandem«, protestierte Min. »Ausgenommen vielleicht Rand, und er gehört mir.«
Fortuona ignorierte sie. »Diese Frau ist meine neue Soe’feia . Unheilseherin, Wahrheitssprecherin!
Weitere Kostenlose Bücher