Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
das Kinn. »Ihr werdet dem Kristallthron gut dienen. Es wäre eine Schande, Euch zu früh umbringen zu lassen. Ich werde dafür sorgen, dass die Ersten, die ich zu Euch schicke, noch unerfahren sind, damit Ihr sie mühelos aufhalten könnt.«
Mat fühlte, wie sein Mund offen stehen blieb. Der Mann sagte das doch tatsächlich mit völliger Offenheit, beinahe schon mit Zuneigung. Als wollte er Mat mit dem Versuch, ihn umzubringen, einen Gefallen tun!
»Die Trollocs da …« – er zeigte auf eine Gruppe tief unter ihnen – »… werden sich bald zurückziehen.«
»Da stimme ich zu«, erwiderte Galgan.
Mat rieb sich das Kinn. »Wir müssen abwarten, was Demandred mit ihnen macht. Ich habe die Befürchtung, die Sharaner könnten in der Nacht versuchen, einige ihrer Marath’Damane einzuschmuggeln. Sie beweisen eine erstaunliche Hingabe an ihre Sache. Oder eine verfluchte Missachtung jeglicher Selbsterhaltung.«
Aes Sedai und Sul’dam konnte man nun wirklich nicht als furchtsam bezeichnen, aber für gewöhnlich waren sie vorsichtig. Auf die sharanischen Machtlenker traf das nicht einmal ansatzweise zu, vor allem nicht auf die Männer.
»Ein paar Damane sollen am Fluss Licht machen«, sagte Mat. »Und riegelt das Lager ab, und ein Kreis aus Damane soll im ganzen Lager verteilt nach Machtlenkern Ausschau halten. Niemand lenkt die Macht, nicht einmal, um eine verdammte Kerze zu entzünden.«
»Das könnte den … Aes Sedai nicht gefallen«, meinte General Galgan. Auch er zögerte, die Worte Aes Sedai auszusprechen. Mat hatte den Befehl gegeben, diesen Begriff zu benutzen statt Marath’Damane , und er hatte damit gerechnet, dass Tuon ihn widerrufen würde. Aber das hatte sie nicht.
Diese Frau verstehen zu lernen würde viel Vergnügen machen, falls sie beide diesen verdammten Schlamassel überleben sollten.
Tylee betrat den Raum. Hochgewachsen und mit einem vernarbten Gesicht versehen, bewegte sich die dunkelhäutige Frau mit dem Selbstbewusstsein einer langjährigen Soldatin. Sie warf sich mit ihrer blutverschmierten und verbeulten Rüstung vor Tuon zu Boden. Ihre Legion hatte heute Prügel bezogen, und vermutlich fühlte sie sich wie ein Teppich, an dem sich die Hausfrau ausgetobt hatte.
»Ich sorge mich um unsere Position hier.« Mat drehte sich wieder um und ging in die Hocke, spähte durch das Loch. Wie er vorhergesagt hatte, zogen sich die Trollocs zurück.
»Warum?«, wollte General Galgan wissen.
»Wir haben unsere Machtlenker völlig erschöpft. Und wir sind zum Fluss zurückgewichen, eine schwierige Position, wenn man sie lange verteidigen will, vor allem gegen ein so großes Heer. Sollten sie ein paar Wegetore weben und einen Teil der Sharaner in der Nacht auf diese Flussseite schaffen, könnten sie uns zerschmettern.«
Galgan schüttelte den Kopf. »Ich verstehe, was Ihr meint. Mit ihrer Stärke werden sie uns weiter bedrängen, bis wir erschöpft sind, dann können sie uns eine Schlinge umlegen und zuziehen.«
Mat blickte Galgan in die Augen. »Ich glaube, es wird Zeit, diese Position aufzugeben.«
»Ich stimme zu, das scheint der einzig vernünftige Ausweg zu sein.« Galgan nickte. »Warum suchen wir uns kein Schlachtfeld aus, das uns größere Vorteile bietet? Werden Eure Freunde von der Weißen Burg einem Rückzug zustimmen?«
»Finden wir es heraus.« Mat richtete sich wieder auf. »Jemand soll nach Egwene und den Sitzenden schicken.«
»Sie werden nicht kommen«, sagte Tuon. »Die Aes Sedai werden sich nicht mit uns hier treffen. Ich bezweifle, dass diese Amyrlin mich in ihr Lager lässt, nicht bei den Schutzmaßnahmen, die ich verlangen würde.«
»Schön.« Mat deutete auf das Wegetor im Boden, das die Damane daraufhin schloss. »Benutzen wir eben ein Wegetor und sprechen da durch, als wäre es eine Tür.«
Tuon erhob keine Einwände, also schickte Mat Boten. Es dauerte eine Weile, bis alles geregelt war, aber Egwene schien die Idee ebenfalls zu gefallen. Tuon unterhielt sich während der Wartezeit damit, ihren Thron auf die andere Seite des Raumes schaffen zu lassen – Mat hatte nicht die geringste Ahnung, wozu das gut sein sollte. Dann fing sie an, Min zu ärgern. »Und der hier?«, fragte die Kaiserin, als ein schlanker Angehöriger des Blutes eintrat und sich verneigte.
»Er wird bald heiraten«, sagte Min.
»Ihr werdet zuerst die Omen nennen«, verlangte Tuon, »und dann die Interpretation, wenn es Euch danach verlangt.«
»Ich weiß genau, was dieses Bild zu bedeuten
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