Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
noch nie zuvor gesehen. Der Sturm wütete auch hier, war aber bedeutend schwächer.
Perrin rutschte aus und landete mit einem Grunzen auf dem Boden. Die Schmerzen in seiner Schulter flammten auf. Mühsam rollte er sich herum und starrte in den Himmel. Der Sturz hatte den Pfeil zerbrechen lassen.
Es ist … es ist der Wolfstraum. Ich kann den Pfeil einfach verschwinden lassen.
Er versuchte die nötige Kraft dafür zu sammeln, war aber zu schwach. Er trieb dahin, und er sandte seine Gedanken aus, suchte nach Wölfen. Er entdeckte einige von ihnen, und sie reagierten überrascht.
Ein Zweibeiner, der sprechen kann? Was ist das? Wer bist du?
Seine Natur schien ihnen Angst zu machen, und sie stießen ihn aus ihrem Bewusstsein. Wie konnten sie nicht wissen, wer er war? Wölfe hatten ein langes Gedächtnis. Sicherlich … sicherlich …
Faile, dachte er. So schön, so klug. Ich sollte zu ihr gehen. Ich muss bloß dieses … bloß diesen Eingang zu den Kurzen Wegen schließen … dann kann ich zurück zu ihr, zu den Zwei Flüssen …
Perrin kämpfte sich auf die Knie. War das sein Blut auf dem Boden? So viel Rot. Er starrte es blinzelnd an.
»Da seid Ihr ja«, sagte eine Stimme.
Lanfear. Er schaute zu ihr hoch und konnte sie nur verschwommen wahrnehmen.
»Also hat er Euch besiegt«, sagte sie und verschränkte die Arme. »Enttäuschend. Ihn wollte ich nicht wählen müssen. Ich finde Euch viel ansprechender, Wolf.«
»Bitte«, krächzte er.
»Ich bin ja versucht, obwohl ich es nicht sein sollte«, sagte sie. »Ihr habt Euch als schwach erwiesen.«
»Ich … ich kann ihn besiegen.« Plötzlich überwältigte Perrin die Scham, vor ihr versagt zu haben. Wann hatte er angefangen, sich darüber Gedanken zu machen, was Lanfear von ihm hielt? Er vermochte es nicht genau zu sagen.
Sie trommelte mit dem Finger auf ihren Arm.
»Bitte …«, sagte Perrin und hob die Hand. »Bitte.«
»Nein.« Sie wandte sich ab. »Ich habe aus dem Fehler gelernt, mein Herz auf jemanden zu setzen, der es nicht verdient. Lebt wohl, Wolfswelpe.«
Sie verschwand und ließ Perrin auf Händen und Knien an diesem seltsamen Ort zurück.
Faile, sagte eine Stimme in seinem Kopf. Mach dir keine Sorgen wegen Lanfear. Du musst zu Faile gehen.
Ja … Ja, er konnte zu ihr gehen, oder nicht? Wo steckte sie? Das Feld von Merrilor. Dort hatte er sie verlassen. Dort würde sie sein. Er versetzte sich dorthin, schaffte es irgendwie, sich genug zu konzentrieren, um es zu schaffen. Aber natürlich war sie nicht da. Er befand sich im Wolfstraum.
Das Portal, das Rand schicken würde. Hier würde es sein. Er musste es bloß dorthin schaffen. Er musste … er musste …
Er brach zusammen und rollte sich auf den Rücken. Er fühlte, wie seine Gedanken dahintrieben, dem Nichts entgegen. Er starrte in den stürmischen Himmel, und sein Blick trübte sich. Zumindest … zumindest war ich für Rand da, dachte er.
Die Wölfe konnten Shayol Ghul jetzt auf dieser Seite halten, nicht wahr? Sie konnten Rand beschützen … Sie würden es schaffen müssen.
Faile stocherte mit einem Stock in ihrem armseligen Lagerfeuer herum. Es war dunkel geworden, das Feuer verbreitete ein schwaches rotes Glühen. Sie hatten nicht gewagt, es größer zu machen. In der Fäule schlichen tödliche Kreaturen umher. Trollocs gehörten hier noch zu den geringsten Gefahren.
Die Luft hatte einen durchdringenden Geruch an sich, und Faile erwartete, hinter jedem schwarz gesprenkelten Busch eine verfaulende Leiche zu finden. Wo sie hintrat, zersprang die trockene Erde, als hätte es hier schon seit Jahrhunderten nicht mehr geregnet. In der Ferne entdeckte sie eine Lichtergruppe, die einen kränklich grünen Schimmer absonderte und über den Silhouetten einer Baumgruppe vorbeischwebte. Es erinnerte an einen glühenden Insektenschwarm. Sie wusste genug über die Fäule, um den Atem anzuhalten, bis sie vorbei waren. Sie wusste nicht, was das genau war, und sie wollte es auch nicht herausfinden.
Sie hatte ihre Gruppe auf eine kleine Anhöhe geführt, um dort ihr Lager aufzuschlagen. Auf dem Weg war ein Karawanenarbeiter von einem Zweig getötet worden, ein anderer war gestorben, weil er in etwas getreten war, das wie Schlamm aussah – und sein Bein aufgelöst hatte. Etwas davon hatte er auch ins Gesicht bekommen. Er war wild um sich schlagend und schreiend gestorben.
Sie hatten ihn knebeln müssen, damit der Lärm keine anderen Schrecken brachte.
Die Fäule. Hier konnten sie
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