Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
in die Höhe. Nachdem sie den Stein losgelassen hatte, gelang es ihr, sich in einer Mischung aus Rutschen und Laufen zu dem anderen Stalagmiten vorzuarbeiten. Dort wählte sie den nächsten aus, ließ vorsichtig los und schlang die Arme um den neuen Halt.
Sie kam nur ganz langsam voran. Rand, du wollköpfiger Narr, dachte sie. Hätte er sie oder Moiraine den Zirkel führen lassen, dann hätten sie vielleicht etwas unternehmen können, während er kämpfte!
Sie erreichte den nächsten Stalagmiten und hielt inne, als sie rechts von sich etwas sah. Beinahe hätte sie aufgeschrien. Dort kauerte eine Frau an der Wand, vom Felsen vor dem Wind geschützt. Sie schien zu weinen.
Nynaeve warf einen Blick auf Rand, der noch immer mit Moridin erstarrt war, dann näherte sie sich der Frau. Hier befanden sich mehr Stalagmiten, was bedeutete, dass sie weniger gefährdet kriechen konnte, da der Stein den Sog des Nichts abschwächte.
Nynaeve erreichte die Frau. Sie war an die Wand gekettet. »Alanna?«, übertönte Nynaeve den Wind. »Beim Licht, was macht Ihr denn hier?«
Die Aes Sedai blinzelte mit geröteten Augen in Nynaeves Richtung. Ihre Augen starrten ausdruckslos, als wäre sie nicht bei Verstand. Dann fiel Nynaeve auf, dass Alannas ganze linke Seite von einer Messerwunde im Bauch blutgetränkt war. Licht! Das hätte ihr eigentlich bereits die totenblasse Haut der Frau verraten müssen.
Warum auf sie einstechen und sie dann hier zurücklassen? Aber dann wurde es Nynaeve schlagartig bewusst. Sie teilt mit Rand den Bund. O beim Licht! Es war eine Falle. Moridin hatte sie blutend zurückgelassen und sich dann Rand entgegengestellt. Wenn Alanna starb, würde Rand als ihr Behüter in blindwütigen Zorn verfallen, und Moridin würde ihn mühelos töten können.
Warum war ihm das denn nicht aufgefallen? Nynaeve suchte in ihren Gürteltaschen nach Kräutern, dann hielt sie inne. Konnten Kräuter in diesem Zustand überhaupt noch etwas ausrichten? Um eine solche Wunde Heilen zu können, brauchte sie die Eine Macht. Nynaeve riss die Kleidung der Frau auseinander, machte einen provisorischen Verband und versuchte Saidar in sich zu ziehen, um sie zu Heilen.
Rand hielt es fest und ließ auch nicht los. Hektisch versuchte sie ihn wegzustoßen, aber er hielt eisern fest. Dann noch fester, als sie sich gegen ihn stemmte. Irgendwie schien er doch die Macht zu lenken, aber sie konnte keine Gewebe sehen. Zwar fühlte sie irgendetwas, aber mit dem heulenden Wind und der seltsamen Natur des einst durch die Bohrung verursachten Kraters im Gefüge der Welt kam es ihr so vor, als stände sie mitten in einem Wirbelsturm. Die Macht war damit irgendwie verbunden.
Verflucht! Sie brauchte Saidar ! Es war nicht Rands Fehler. Er konnte ihr nun einmal keine Macht überlassen, solange er den Zirkel leitete.
Nynaeve drückte die Hand gegen Alannas Wunde und kam sich völlig hilflos vor. Wagte sie es, Rand zuzurufen, sie aus dem Zirkel zu entlassen? Falls sie das tat, würde sich Moridin zweifellos gegen sie wenden und Alanna angreifen.
Was sollte sie nur tun? In dem Moment, in dem diese Frau starb, würde Rand die Kontrolle verlieren. Das bedeutete höchstwahrscheinlich sein Ende … und das der Letzten Schlacht.
Mat hackte mit der Axt auf ein Holzstück ein, um es anzuspitzen. »Seht ihr«, sagte er, »das muss nicht aufwendig sein. Spart euch eure Schnitzkünste, um die Tochter des Bürgermeisters zu beeindrucken.«
Die Männer und Frauen ringsum nickten mit grimmiger Entschlossenheit. Sie waren Bauern, Dörfler und Handwerker, genau wie die Menschen, die er in den Zwei Flüssen gekannt hatte. Tausende von ihnen standen unter seinem Befehl. Nie hätte er gedacht, dass so viele von ihnen da sein würden. Die guten Menschen dieses Landes waren gekommen, um zu kämpfen.
Mat hielt sie alle für verrückt. Hätte er entkommen können, dann hätte er sich irgendwo in einem Keller versteckt. Verflucht, er hätte es auf jeden Fall versucht.
In seinem Kopf ratterten diese Würfel, wie sie es seit dem Augenblick getan hatten, in dem Egwene ihm den Oberbefehl über die Heere des Lichts übergeben hatte. Ein verdammter Ta’veren zu sein war keine zwei Kupfermünzen wert.
Er hackte weiter und spitzte seinen Pfahl für die Palisaden zu. Ein Bursche sah ihm ganz besonders genau auf die Finger, ein alter Bauer mit so ledriger Haut, dass die Schwerter der Trollocs vermutlich einfach daran abprallen würden. Aus irgendeinem Grund kam er Mat bekannt
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