Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
mit langen Locken und einem schwarzen Mantel mit auf dem Rücken verschränkten Händen stand. Logain hatte vierzig Aes Sedai und Asha’man dabei. Er musterte Lans Streitmacht, dann streckte er eine Hand gen Himmel und zerknüllte einen gewaltigen herabstürzenden Feuerball wie ein Blatt Papier. Es krachte wie bei einem Blitzeinschlag, der auseinanderbrechende Feuerball versprühte Funken und Rauch nach allen Seiten. Ausgebrannte Asche rieselte auf den dahinströmenden Fluss und sprenkelte die Oberfläche mit einem Muster aus schwarzen und weißen Flocken.
Lan zügelte Mandarb, als er sich der Hawalfurt unmittelbar südlich der Polov-Anhöhe näherte. Logain stieß die andere Hand in Richtung Fluss. Das Wasser brodelte und bäumte sich dann hoch auf, als würde es über eine unsichtbare Rampe fließen. Auf der anderen Seite stürzte es dann als wilder Wasserfall wieder in die Tiefe, und ein Teil des Wassers trat über die Flussufer.
Lan nickte Logain zu und ritt weiter, führte Mandarb unter den Wasserfall und überquerte das noch immer feuchte Flussbett. Sonnenlicht durchdrang das in der Höhe fließende Wasser und funkelte auf Lan herab, als er gefolgt von Andere und den Malkieri durch den Tunnel preschte. Links von ihm rauschte die Gischt lautstark nach unten.
Lan fröstelte, als er wieder ins Licht kam, dann galoppierte er durch den Korridor auf die Sharaner zu. Zu seiner Rechten erhob sich die Anhöhe, zu seiner Linken wartete das Moor, aber hier gab es einen geraden und festen Weg. Oben auf dem Plateau bereiteten sich Bogenschützen, Armbrustmänner und Drachenmänner vor, den anrückenden Gegner mit Salven zu empfangen.
Sharaner an der Front, ein gewaltiges Trolloc-Heer dahinter, alle direkt westlich von der Anhöhe. Das Donnern des Drachenfeuers erschütterte auf dem Plateau die Luft, und bald hatten die Sharaner selbst mit Explosionen zu kämpfen.
Lan senkte die Lanze, zielte auf einen sharanischen Soldaten, der zur Polov-Anhöhe galoppierte, und bereitete sich auf den Zusammenprall vor.
Elaynes Kopf fuhr zur Seite. Dieses schreckliche Lied, wie ein Schlaflied, ein Summen, wunderschön und zugleich schrecklich. Sie trieb Mondschatten an, von der leisen Melodie angezogen. Wo kam sie nur her?
Sie ertönte irgendwo tiefer im seanchanischen Lager am Fuß des Dasharfelsens. Mat anzuschreien, weil er ihr seine Kriegspläne nicht verraten hatte, konnte warten. Sie musste die Quelle dieses Liedes finden, dieses wunderschönen Liedes, das …
»Elayne!«, rief Birgitte.
Elayne trieb ihr Pferd noch energischer an.
»Elayne! Draghkar!«
Draghkar. Elayne schüttelte sich, dann schaute sie nach oben und entdeckte die Kreaturen, die wie Regentropfen ins Lager fielen. Gardistinnen senkten mit weit aufgerissenen Augen die Schwerter, als das Summen weiterhin ertönte.
Elayne webte einen gewaltigen Donnerschlag. Er zerriss die Luft, hallte über die Gardistinnen und ließ sie aufschreien und die Ohren zuhalten. Schmerz stach durch Elaynes Kopf und sie fluchte, schloss unwillkürlich die Augen. Und dann … dann hörte sie nichts.
Darum ging es ja auch.
Sie zwang die Augen wieder auf und entdeckte überall um sich herum Draghkar mit ihren dürren Körpern und unmenschlichen Augen. Das Schattengezücht öffnete die Lippen, um zu singen, aber Elaynes taube Ohren konnten ihr Lied nicht hören. Lächelnd webte sie Feuerpeitschen und schlug die Kreaturen nieder. Ihre Schmerzensschreie konnte sie auch nicht hören, was eine echte Schande war.
Elaynes Gardistinnen kamen zu sich, erhoben sich von ihren Knien und nahmen die Hände von den Ohren. Ihre benommenen Mienen verrieten ihr, dass sie ebenfalls nichts mehr hören konnten. Im Handumdrehen hatte Birgitte dafür gesorgt, dass sie auf die überraschten Draghkar einschlugen. Drei der Kreaturen versuchten, sich in die Lüfte zu schwingen, aber Birgitte erwischte jede von ihnen mit einem weiß gefiederten Pfeil. Das letzte Ungeheuer krachte in ein nahe gelegenes Zelt.
Elayne winkte und erregte Birgittes Aufmerksamkeit. Die ersten Draghkar-Laute waren nicht vom Himmel gekommen, sondern aus dem Lager. Elayne zeigte in die Richtung, trieb Mondschatten an und führte ihre Truppe zwischen die Seanchaner. Überall lagen Männer am Boden und starrten mit offen stehendem Mund gen Himmel. Viele schienen zu atmen, aber sie starrten mit toten Augen. Die Draghkar hatten ihre Seelen verschlungen, die Körper aber am Leben gelassen; als würde man vom Brot eines reichen Mannes nur
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