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Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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genauso wenig, wie das hier sein Körper war. Um etwas so unermesslich Großes wie das Gewebe der Schöpfung erfassen zu können, erschuf sein Verstand irgendwelche Bilder. Und das war seine Wahl gewesen.
    Die Fäden wanden sich so ähnlich wie bei einem Gewebe der Einen Macht, nur dass es Abertausende davon waren, und es gab viel mehr Farben, und alles war viel lebendiger. Diese Fäden waren ganz gerade, wie eine straff gespannte Saite. Oder ein Lichtstrahl.
    Sie kamen zusammen wie das Produkt eines Webstuhls und erschufen eine Vision um Rand. Ein Boden aus schleimiger Erde, mit schwarzen Flecken übersäte Pflanzen, Bäume mit herabhängenden Ästen wie kraftlose Arme.
    Alles verfestigte sich zu einem Ort. Einer Realität. Rand stand mühsam auf und konnte die Erde fühlen. Er konnte Rauch riechen. Hörte ein … Schluchzen. Er drehte sich um und entdeckte, dass er auf einem fast kargen Hang über einer schwarzen Stadt mit schwarzen Steinmauern stand. Gedrungene, leblos wirkende Häuser, von denen jedes wie eine kleine Festung wirkte.
    »Was ist das?«, flüsterte Rand. Etwas an dem Ort kam ihm vertraut vor. Er blickte in den Himmel, aber eine undurchdringliche Wolkenschicht verdeckte die Sonne.
    DAS, WAS SEIN WIRD.
    Rand tastete nach der Einen Macht, zuckte aber angeekelt zurück. Der Makel war zurückgekehrt, aber er war schlimmer geworden – viel schlimmer. Wo er das geschmolzene Licht Saidins einst wie eine dunkle Schicht umgeben hatte, war er nun wie der Schlamm aus einem Abwasserkanal, so dick, dass Rand ihn nicht durchdringen konnte. Um an die darunterliegende Eine Macht zu gelangen, würde er diese Dunkelheit trinken müssen, sich darin kleiden – falls sich die Macht überhaupt noch dort befand. Allein schon die Vorstellung ließ seinen Mageninhalt emporsteigen, und er musste mit aller Kraft darum kämpfen, sich nicht zu übergeben.
    Die Festung in der Nähe zog ihn magisch an. Warum hatte er nur das Gefühl, diesen Ort zu kennen? Er befand sich in der Fäule, das bewiesen schon die Pflanzen. Davon abgesehen konnte er die Fäulnis in der Luft riechen. Die Hitze war wie in einem Sumpf im Sommer – trotz der Wolken erdrückend und atemraubend.
    Er ging den Hügel hinunter und entdeckte in der Nähe ein paar Gestalten bei der Arbeit. Männer hackten mit Äxten auf Bäume ein. Es waren vielleicht ein Dutzend. Auf dem Weg sah Rand zur Seite und erblickte in der Ferne die Leere, die der Dunkle König war, als wäre sie eine Grube am Horizont, die einen Teil der Landschaft verschlang. Eine Erinnerung, dass das, was Rand hier sah, nicht real war?
    Er passierte ein paar Baumstümpfe. Sammelten die Männer Feuerholz? Der dumpfe Schlag der Äxte und die Haltung der Arbeiter wiesen nichts von der unerschütterlichen Stärke auf, die typisch für die Waldläufer war. Die Schläge kamen schleppend, die Männer arbeiteten mit hängenden Schultern.
    Der Mann auf der linken Seite … Als Rand näher kam, erkannte er ihn trotz seiner gebückten Haltung und der faltigen Haut. Licht! Tam musste mindestens siebzig sein, vielleicht auch achtzig. Warum war er hier draußen und schuftete so schwer?
    Es ist eine Vision. Ein Albtraum. Die Schöpfung des Dunklen Königs. Nicht real.
    Aber da er sich jetzt mittendrin befand, fiel es ihm schwer, nicht so zu reagieren, als wäre es in der Tat real. Und auf gewisse Weise war es das auch. Der Dunkle König benutzte schattenhafte Fäden des Musters für diese Schöpfung – potenzielle Möglichkeiten , die sich wie die von einem Stein verursachten Wellen auf einem Teich in der Schöpfung ausbreiteten.
    »Vater?«, fragte er.
    Tam drehte sich um, aber sein Blick konzentrierte sich nicht auf Rand.
    Rand berührte seine Schulter. »Vater!«
    Einen Augenblick lang stand Tam wie benommen da, dann machte er sich wieder an die Arbeit und hob die Axt. In der Nähe hackten Dannil und Jori auf einen Baumstumpf ein. Auch sie waren gealtert und jetzt Männer in ihren mittleren Jahren. Dannil schien eine schlimme Krankheit zu haben, sein Gesicht war leichenblass, seine Haut war mit irgendwelchen Geschwüren übersät.
    Joris Axt biss tief in die bittere Erde, und eine schwarze Flut quoll aus dem Untergrund – Insekten aus dem Fuß des Stumpfes. Die Klinge hatte ihren Bau durchbohrt.
    Die Insekten schwärmten aus, krabbelten in Windeseile den Axtschaft hinauf und bedeckten Jori. Schreiend schlug er darauf ein, aber sein aufgerissener Mund bot ihnen einen Weg hinein. Rand hatte schon von

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