Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
›Steine fallen in den Teich‹ – alles Schwertfiguren, die die Position stabilisierten, während man gegen mehrere Gegner kämpfte.
Trotz der vielen Übung in den letzten Monaten war Tam nicht einmal mehr annähernd so stark wie in seiner Jugend. Glücklicherweise brauchte ein Schilfrohr keine Kraft. Er war nicht mehr so geübt wie einst, aber ein Schilfrohr brauchte nicht zu üben, wie man sich im Wind bog.
Es tat es einfach.
Jahre der Reife und des Alterns hatten Tam ein tiefes Verständnis für den Zustand des Nichts in seinem Inneren gebracht. Er verstand es jetzt, und zwar besser als je zuvor. Die Jahre, in denen er Rand Verantwortungsgefühl beigebracht hatte, die Jahre, in denen er mit Kari zusammengelebt hatte, die Jahre, in denen er dem leisen Rauschen des Windes und dem Rascheln der Blätter gelauscht hatte …
Tam al’Thor wurde zum Nichts. Er brachte es den Trollocs, zeigte es ihnen und schickte sie in seine Tiefen.
Er tänzelte um eine ziegenköpfige Kreatur, zog die Klinge zur Seite und schlitzte der Bestie den Unterschenkel bis zur Ferse auf. Sie stolperte, und er drehte sich um und überließ sie den Männern hinter ihm. Die Klinge fuhr in die Höhe – wobei sich das Blut von ihr in einem feinen Regen löste – und sprühte die dunklen Tropfen in die Augen eines Tiermenschen mit einer Fratze aus einem Albtraum. Geblendet heulte er auf, und Tam floss mit ausgestreckten Armen vorwärts und schlitzte den Bauch unterhalb des Brustpanzers auf. Das Ungeheuer stolperte einem dritten Trolloc vor die Füße, der gerade mit der Axt auf Tam einschlagen wollte und stattdessen seinen Kameraden traf.
Jeder Schritt war Teil eines Tanzes, und Tam lud die Trollocs ein, sich ihm anzuschließen. Nur einmal hatte er auf diese Weise gekämpft, vor langer Zeit, aber die Leere ließ keine Erinnerungen zu. Er dachte nicht an andere Zeiten; er dachte an rein gar nichts. Falls ihm bewusst war, dass er so etwas schon einmal getan hatte, lag das am Widerhall seiner Bewegungen, einem Begreifen, das von seinen Muskeln auszugehen schien.
Er stach einem Trolloc mit einem beinahe menschlichen Gesicht und nur ein paar zu vielen Haaren auf den Wangen in den Hals. Die Bestie kippte nach hinten und brach zusammen, und plötzlich fand Tam keinen Gegner mehr. Er blieb stehen, riss das Schwert nach oben und verspürte einen sanften Windhauch. Die Bestien strömten in wilder Panik flussabwärts, verfolgt von Reitern mit den Wimpeln der Grenzländer. In wenigen Augenblicken würden sie auf die wie eine Mauer stehende Legion des Drachen stoßen und zwischen ihr und den sie jagenden Grenzländern zerschmettert werden.
Tam reinigte die Klinge und verließ das Nichts in sich. Der Ernst der Situation traf ihn. Beim Licht! Seine Männer müssten tot sein. Wären diese Grenzländer nicht eingetroffen …
Er schob das Schwert zurück in die lackierte Scheide. Der rot-goldene Drache fing funkelnd das Sonnenlicht ein, obwohl Tam nicht gedacht hätte, dass etwas durch diese Wolkendecke kam. Er hielt nach der Sonne Ausschau und entdeckte sie hinter den Wolken beinahe am Horizont. Der Einbruch der Nacht stand kurz bevor!
Glücklicherweise hatte es den Anschein, als würden die Trollocs hier in der Schlacht an den Ruinen endlich aufgeben. Ernsthaft geschwächt von der langen Flussüberquerung, gaben sie endlich nach, als Lans Männer sie hinterrücks trafen.
Nach kurzer Zeit war es vorbei. Tam hatte die Stellung gehalten.
Ein schwarzes Pferd trottete heran. Sein Reiter Lan Mandragoran – gefolgt von seinem Standartenträger und Leibwächtern – betrachtete die Männer aus den Zwei Flüssen.
»Ich habe mich das oft gefragt«, sagte Lan zu Tam. »Der Mann, der Rand diese Klinge mit dem Reiherzeichen gab. Ich hatte mich gefragt, ob er sie sich wirklich verdient hatte. Jetzt weiß ich es.« Lan hob sein Schwert und salutierte.
Tam drehte sich zu seinen Männern um, einer erschöpften, blutverschmierten Gruppe, die sich an ihren Waffen festhielt. Der Weg ihres Keils war leicht auf dem zertrampelten Boden auszumachen; Dutzende gefallener Trollocs lagen dort, wo der Keil in sie hineingeschnitten hatte. Im Norden hoben die Männer des Zweiten Keils ihre Waffen. Man hatte sie fast bis zum Wald zurückgedrängt, aber sie hatten dort durchgehalten, und am Ende hatten einige von ihnen überlebt. Tam musste sich damit abfinden, dass Dutzende guter Männer gestorben waren.
Seine erschöpften Soldaten setzten sich einfach zwischen die Toten
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