Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Ihr?«
»Fraktion?«, fragte Rand.
»Und wo sind Eure Wächter?«, fuhr die Frau fort. »Natürlich hat ein so reicher Mann wie Ihr Leibwächter.«
Rand erwiderte ihren Blick, dann rannte er los, als die Frau wieder nach ihrer Waffe griff. Er duckte sich um eine Ecke. Der Ausdruck in ihren Augen … ein völliger Mangel an Menschlichkeit oder Anteilnahme. Sie hätte ihn getötet, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Das war ihm klar.
Andere Passanten musterten ihn. Sie stießen ihre Begleiter an, zeigten auf ihn. Ein Mann, an dem er vorbeirannte, rief: »Benennt Eure Fraktion!« Andere nahmen die Verfolgung auf.
Rand eilte um die nächste Ecke. Die Eine Macht. Wagte er, sie zu benutzen? Er wusste nicht, was in dieser Welt vor sich ging. Wie zuvor fiel es ihm schwer, Abstand zu der Vision zu halten. Er wusste, dass sie nicht völlig real war, aber er konnte nicht verhindern, dass ein Teil von ihm daran glaubte.
Er riskierte die Eine Macht nicht und verließ sich für den Augenblick auf seine Füße. In Caemlyn kannte er sich nicht besonders gut aus, aber dieser Stadtteil kam ihm bekannt vor. Wenn er das Ende dieser Straße erreichte und abbog … ja, da! Voraus erhob sich ein vertrautes Gebäude mit einem Schild, das einen knienden Mann vor einer Frau mit rotblonden Haaren zeigte. Der Königin Segen.
Rand erreichte den Eingang in dem Augenblick, als seine Verfolger hinter ihm um die Ecke kamen. Sie blieben wie angewurzelt stehen, als Rand an einem Hünen vorbei durch die Tür eilte. Ein neuer Türwächter? Er war Rand unbekannt. Gehörte das Gasthaus noch immer Basil Gill, oder hatte es den Besitzer gewechselt?
Mit klopfendem Herzen platzte Rand in den Schenkraum. Mehrere Männer, die sich mit ihren Bechern Nachmittagsale beschäftigten, schauten ihn an. Rand hatte Glück; Basil Gill stand höchstpersönlich hinter der Theke und polierte mit einem Lappen einen Pokal.
»Meister Gill!«, rief Rand.
Der stämmige Mann drehte sich stirnrunzelnd um. »Kenne ich Euch?« Er musterte Rand von Kopf bis Fuß. »Mein Lord?«
»Ich bin es, Rand!«
Gill legte den Kopf schief, dann grinste er. »Oh, Ihr seid es! Ich hatte Euch schon ganz vergessen. Euren Freund habt Ihr nicht dabei, oder? Der mit dem finsteren Ausdruck in den Augen?«
Also erkannten die Menschen dieses Ortes Rand nicht als den Wiedergeborenen Drachen. Was hatte der Dunkle König mit ihnen gemacht?
»Ich muss mit Euch sprechen, Meister Gill«, sagte Rand und ging auf ein privates Speisezimmer zu.
»Worum geht es denn, Junge?«, fragte Gill und folgte ihm. »Steckt Ihr in irgendwelchen Schwierigkeiten? Schon wieder?«
Rand schloss hinter dem Wirt die Tür. »Welches Zeitalter haben wir?«
»Das Vierte Zeitalter natürlich.«
»Also gab es die Letzte Schlacht?«
»Ja, und wir haben sie gewonnen!«, sagte Gill. Er betrachtete Rand genauer, kniff die Augen zusammen. »Alles in Ordnung, mein Sohn? Wie könnt Ihr nicht wissen …«
»Ich verbrachte die letzten Jahre im Wald«, behauptete Rand. »Voller Angst vor den Geschehnissen.«
»Ach so, dann. Ihr wisst nicht über die Fraktionen Bescheid?«
»Nein.«
»Beim Licht, mein Sohn! Da steckt Ihr aber mächtig in Schwierigkeiten. Wartet, ich besorge Euch ein Fraktionssymbol. Das braucht Ihr schnell!« Gill öffnete die Tür und eilte hinaus.
Rand verschränkte die Arme und bemerkte missmutig, dass im Kamin eine Leere schwebte. »Was hast du mit ihnen gemacht?«, verlangte er zu wissen.
ICH LIESS SIE GLAUBEN, SIE HÄTTEN GEWONNEN.
»Warum?«
VIELE VON DENEN, DIE MIR FOLGEN, VERSTEHEN NICHT, WAS TYRANNEI IST.
»Was hat das denn mit …« Rand unterbrach sich, als Gill zurückkehrte. Er brachte kein »Fraktionssymbol«, was auch immer das sein sollte. Stattdessen hatte er drei stämmige Wächter geholt. Er zeigte auf Rand.
»Gill …«, sagte Rand, wich zurück und umarmte die Quelle. »Was tut Ihr?«
»Nun, ich schätze, dieser Mantel wird ein paar Münzen einbringen«, sagte der Wirt. Er klang nicht im Mindesten reumütig.
»Also wollt Ihr mich berauben?«
»Nun, ja.« Gill erschien verwirrt. »Warum sollte ich nicht?«
Die Schläger musterten Rand vorsichtig. In den Händen hielten sie Keulen.
»Wegen des Gesetzes«, sagte Rand.
»Warum sollte es denn Gesetze gegen Diebstahl geben?« Gill schüttelte den Kopf. »Wie kommt Ihr denn auf solche Ideen? Wenn ein Mann sein Eigentum nicht beschützen kann, warum sollte er es dann haben? Wenn ein Mann sein Leben nicht
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