Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
abberufen, meine Lady die Erste«, antwortete Tam. »Flussabwärts. Ich fürchte, ich habe seit Stunden nichts mehr von ihm gehört.«
»Ah. Nun, Heilen wir Eure Männer und geben ihnen etwas zu essen. Vielleicht trifft ja bald eine Nachricht von Lord Damodred ein.«
Elayne berührte sanft Gareth Brynes Wange. Dann schloss sie seine Augen, erst das eine, dann das andere, bevor sie den Soldaten zunickte, die seine Leiche gefunden hatten. Sie trugen Bryne fort. Seine Beine baumelten über den Rand seines Schildes, der Kopf hing über die andere Seite.
»Er ritt einfach schreiend los«, sagte Birgitte. »Direkt in die feindlichen Linien. Er war nicht aufzuhalten.«
»Siuan ist tot«, sagte Elayne und verspürte ein beinahe überwältigendes Gefühl des Verlusts. Siuan … sie war immer so stark gewesen. Mühsam brachte sie ihre Gefühle unter Kontrolle. Sie musste ihre Aufmerksamkeit auf die Schlacht gerichtet halten. »Gibt es eine Nachricht von dem Befehlshaus?«
»Das Lager am Dasharfels wurde aufgegeben«, meldete Birgitte. »Ich weiß nicht, wo Cauthon steckt. Die Seanchaner haben uns im Stich gelassen.«
»Lass mein Banner noch höher heben«, sagte Elayne. »Bis wir von Mat hören, übernehme ich den Befehl über dieses Schlachtfeld. Schaff meine Berater her.«
Birgitte ritt los, um die Befehle zu geben. Elaynes Gardistinnen sahen argwöhnisch zu, wie die Trollocs am Fluss gegen die Andoraner anstürmten. Sie füllten den Korridor zwischen der Anhöhe und dem Moor völlig aus und drohten den Boden von Shienar zu betreten. Ein Teil von Egwenes Streitmacht hatte die Tiermenschen von der anderen Seite des Korridors angegriffen, was eine Weile etwas Druck von ihren Truppen genommen hatte, aber noch mehr Angreifer hatten sich von oben auf sie gestürzt, und es sah so aus, als würden Egwenes Männer niedergemacht.
Elayne hatte soliden Unterricht in Taktik genossen, hatte aber wenig praktische Erfahrung auf dem Feld. Trotzdem blieb ihr nicht verborgen, wie schlimm sich die Dinge entwickelten. Ja, sie hatte die Nachricht erhalten, dass der Brückenkopf der Trollocs flussaufwärts von dem eintreffenden Lan und seinen Grenzländern aufgerieben worden war. Aber das brachte der Situation hier an der Furt kaum eine Erleichterung.
Jeden Augenblick ging die Sonne am Horizont unter. Der Feind machte keine Anstalten, sich zurückzuziehen, und die Soldaten begannen zögernd, große Feuer und Fackeln zu entzünden. Die Männer rechteckige Formationen bilden zu lassen erleichterte die Verteidigung, aber es bedeutete auch, jede Hoffnung auf einen Vorstoß aufzugeben. Hier kämpften auch die Aiel und die Cairhiener. Aber die Pikenhaufen bildeten das Fundament ihres Schlachtplans.
Sie kreisen uns langsam ein, dachte sie. Und wenn dem Schattengezücht das gelang, konnten sie zudrücken, bis die Andoraner zerplatzten. Beim Licht, das ist schlimm.
Noch einmal loderte die Sonne hinter den Wolken am Horizont grell auf. Die kommende Nacht verschaffte den Bestien einen weiteren Vorteil. Mit der hereinbrechenden Dunkelheit kam auch die Kälte. Ihre ursprüngliche Annahme, dass diese Schlacht Tage in Anspruch nehmen würde, erschien jetzt albern. Der Schatten griff mit seiner ganzen Macht an. Der Menschheit blieben keine Tage mehr, sondern nur noch Stunden.
»Euer Majestät«, sagte Hauptmann Guybon, der mit ihren Befehlshabern angeritten kam. Ihre verbeulten Rüstungen und blutigen Wappenröcke bewiesen, dass niemand vom direkten Kampf verschont blieb, nicht einmal der Befehlsstab.
»Ein Rat«, sagte Elayne und sah ihn, den Kommandanten der Kavallerie Theodor und Birgitte an, die ja ihr Generalhauptmann war.
»Rückzug?«, fragte Guybon.
»Glaubt Ihr wirklich, wir könnten uns vom Feind lösen?«, erwiderte Birgitte.
Guybon zögerte, dann schüttelte er den Kopf.
»Also gut«, sagte Elayne. »Wie siegen wir?«
»Wir halten durch«, sagte Theodor. »Wir hoffen, dass die Weiße Burg ihren Kampf gegen die sharanischen Machtlenker gewinnt und uns zu Hilfe kommt.«
»Es gefällt mir nicht, einfach hier herumzusitzen«, sagte Birgitte. »Es …«
Ein brodelnder Strahl aus weiß glühendem Feuer schnitt durch Elaynes Leibwache und verdampfte Dutzende von ihnen. Guybons Pferd löste sich unter ihm auf, obwohl er selbst haarscharf dem Tod entging. Elaynes Pferd stieg auf die Hinterbeine.
Fluchend zwang sie das Tier zur Räson. Das war Baalsfeuer gewesen!
»Lews Therin!« Eine mit der Macht verstärkte Stimme hallte über das
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