Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
sterbt dabei, M’Hael. Erweist Euch würdig, zu den Auserwählten zu gehören.«
M’Hael befeuchtete sich die Lippen. »Und falls der Wiedergeborene Drache endlich zu Euch kommt?«
Demandred lachte. »Ihr glaubt, ich würde ihn damit bekämpfen? Was würde das beweisen? Unsere Kräfte müssen gleich sein, wenn ich mich als der Bessere erweisen soll. Nach allen Berichten kann er Callandor nicht ohne Gefahr einsetzen, und den Choedan Kal hat er närrischerweise vernichtet. Er wird kommen, und wenn er das tut, werde ich ihm ohne Hilfsmittel entgegentreten und mich als der wahre Herr dieses Reiches beweisen.«
Die Dunkelheit in ihm …, dachte Taim. Er hat völlig den Verstand verloren, oder? Es war seltsam, in diese Augen zu blicken, die so klar erschienen, und sich den Wahnsinn anzuhören, der ihm über die Lippen kam. Als Demandred das erste Mal zu ihm gekommen war und das Angebot gemacht hatte, dem Großen Herrn zu dienen, war der Mann nicht so gewesen. Überheblich, das schon. Alle Auserwählten waren arrogant. Demandreds Entschlossenheit, al’Thor persönlich zu töten, hatte wie ein Feuer in ihm gelodert.
Aber das … das war etwas völlig anderes. Das Leben in Shara hatte ihn verändert. Ihn auf jeden Fall geschwächt. Und jetzt das. Welcher Mann gab denn seinem Rivalen freiwillig ein so mächtiges Artefakt?
Nur ein Narr, dachte M’Hael und griff nach dem Sa’angreal. Dich zu töten, das wird sein, als würde man ein Pferd mit drei gebrochenen Beinen erlösen, Demandred. Ich hatte gehofft, dich als Rivalen vernichten zu können.
Demandred wandte sich ab, und M’Hael zog die Eine Macht durch Sakarnen und trank gierig von seinem Geschenk. Die Süße Saidins tränkte ihn, ein tobender Strom köstlicher Macht. Wenn er ihn hielt, war er gewaltig. Er konnte alles tun. Berge zerbrechen, Armeen vernichten, und das alles ganz allein.
Es juckte M’Hael in den Fingern, Ströme zu nehmen, sie zu verweben und diesen Mann zu vernichten.
»Passt auf«, sagte Demandred. Seine Stimme klang armselig, schwach. Das Quieken einer Maus. »Lenkt diese Macht nicht gegen mich. Ich habe Sakarnen an mich gebunden. Versucht Ihr es gegen mich zu benutzen, brennt es Euch aus dem Muster.«
War das eine Lüge? Konnte ein Sa’angreal überhaupt an eine bestimmte Person gebunden werden? Er wusste es nicht. Er dachte nach, dann senkte er Sakarnen und verspürte trotz der ihn durchströmenden Macht Bitterkeit.
»Ich bin kein Narr, M’Hael«, sagte Demandred trocken. »Ich gebe Euch gewiss nicht die Schlinge, mit der man mich aufhängt. Geht und tut, was man Euch befohlen hat. Ihr seid in dieser Angelegenheit mein Diener, die Hand, die meine Axt hält, um den Baum zu fällen. Vernichtet die Amyrlin; nehmt Baalsfeuer. Wir haben unsere Befehle, und wir werden gehorchen, was das angeht. Die Fäden der Welt müssen aufgelöst werden, bevor wir sie nach unserer Vision wieder neu weben.«
M’Hael knurrte den Mann an, gehorchte aber und webte ein Tor. Er würde die Aes-Sedai-Hexe vernichten. Und dann … dann würde er entscheiden, wie er mit Demandred verfuhr.
Elayne sah frustriert zu, wie ihre Pikenformationen zurückgedrängt wurden. Dass es Birgitte gelungen war, sie davon zu überzeugen, sich aus der vordersten Linie zurückzuziehen – jeden Augenblick konnten die Trollocs durchbrechen –, gefiel ihr gar nicht.
Sie war fast bis zu den Ruinen geritten, wo sie im Augenblick nicht in unmittelbarer Gefahr schwebte. Ein doppelter Kreis aus Gardisten umgab sie; die meisten davon saßen auf dem Boden und aßen, sammelten so viel neue Kraft wie möglich in den Kampfpausen.
Elayne hatte ihr Banner nicht aufgezogen, aber sie hatte Boten ausgeschickt, um ihre Kommandanten wissen zu lassen, dass sie noch immer lebte. Sie hatte sich so bemüht, ihre Truppen gegen die Trollocs zu führen, aber es hatte nicht gereicht. Ihre Streitkräfte wurden sichtlich schwächer.
»Wir müssen zurück«, sagte sie zu ihrer Behüterin. »Sie müssen mich sehen, Birgitte.«
»Ich weiß nicht, ob das etwas ändern würde«, erwiderte Birgitte. »Die Formationen können einfach nicht gegen Trollocs und das verfluchte Machtlenken standhalten. Ich …«
»Was ist?«
Birgitte wandte den Blick ab. »Ich könnte schwören, ich hätte mich einst an eine vergleichbare Situation erinnert.«
Elayne biss die Zähne zusammen. Birgittes Verlust ihrer Erinnerungen brach ihr das Herz, aber das war bloß das Problem einer Frau. Tausende ihrer Untertanen
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