Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Gai’shain kämpfen.«
»Dann sollen sie eben nicht kämpfen«, erwiderte Berelain. »Vielleicht können sie ja helfen, die Verwundeten zu bergen. Rosil, seid Ihr mit dieser Gruppe fertig?«
Die erschöpfte Frau nickte. Es gab nicht eine Aes Sedai im Palast, die nicht so aussah, als würde sie jeden Moment umkippen. Berelain blieb auf den Beinen, weil sie ein paar Kräuter genommen hatte, von denen sie sich nicht vorstellen konnte, dass Rosil sie gutheißen würde.
Nun, hier konnte sie nichts mehr ausrichten. Besser, sie sah nach den Verwundeten in den Lagerräumen. Sie hatten …
»Meine Lady die Erste?«, fragte da eine Stimme. Es war Kitan, eine der Mägde, die zurückgeblieben waren, um bei der Versorgung der Verwundeten zu helfen. Die schlanke Frau nahm ihren Arm. »Da gibt es etwas, das Ihr Euch ansehen müsst.«
Berelain seufzte, nickte dann aber. Welches Grauen erwartete sie jetzt schon wieder? Eine weitere Blase des Bösen, die Gruppen von Verwundeten hinter Mauern einsperrte, die es eben noch nicht gegeben hatte? Waren ihnen schon wieder die Verbände ausgegangen? Vermutlich gab es in der ganzen Stadt kein Laken, Tischtuch oder Unterzeug mehr, das nicht bereits zu Verbänden zerschnitten worden war.
Das Mädchen führte sie die Stufen zu ihren eigenen Gemächern hinauf, wo ein paar der Verwundeten versorgt wurden. Sie betrat eines der Zimmer und entdeckte überrascht ein bekanntes Gesicht. Annoura saß auf der Bettkante. Sie trug mit Grau geschlitztes Rot, ihre unweigerlichen Zöpfe waren zurückgelegt und auf eine sehr unvorteilhafte Weise gebunden. Um ein Haar hätte Berelain sie nicht erkannt.
Annoura erhob sich bei ihrem Eintreten und verneigte sich, obwohl sie so aussah, als würde sie gleich vor Erschöpfung zusammenbrechen.
Auf dem Bett lag Galad Damodred.
Berelain keuchte auf und eilte an seine Seite. Er war es, obwohl er eine hässliche Wunde im Gesicht hatte. Noch atmete er, aber er war bewusstlos. Berelain wollte nach seiner Hand greifen, entdeckte aber, dass der Arm in einem Stumpf endete. Einer der Feldscher hatte ihn bereits kauterisiert, damit er nicht verblutete.
»Aber wie?«, fragte Berelain, umklammerte seine andere Hand und schloss die Augen. Die Hand fühlte sich warm an. Als sie gehört hatte, was Demandred da brüllte, dass er den Mann in Weiß besiegt hatte …
»Ich war der Meinung, dass ich Euch das schuldete«, sagte Annoura. »Ich entdeckte ihn auf dem Schlachtfeld, nachdem Demandred seinen Sieg verkündet hatte. Ich zog ihn dort fort, während er gegen einen Mann von der Schwarzen Burg kämpfte.« Sie ließ sich auf einen Hocker neben dem Bett fallen, beugte sich vor. »Ich konnte ihn nicht Heilen, Berelain. Ich war bloß dazu fähig, ein Wegetor zu machen, um ihn herzubringen. Es tut mir leid.«
»Schon gut«, erwiderte Berelain. »Kitan, holt eine der Schwestern. Annoura, Ihr werdet Euch besser fühlen, wenn Ihr Euch ausgeruht habt. Vielen Dank.«
Annoura nickte. Sie schloss die Augen, und Berelain sah entsetzt, dass sich dort Tränen bildeten.
»Was ist? Annoura, was ist los?«
»Nichts, was Euch betrifft, Berelain«, sagte sie und stand auf. »Wisst Ihr, das bringt man allen bei. Lenkt nicht die Macht, wenn ihr zu müde seid. Es kann Komplikationen geben. Aber ich brauchte ein Wegetor zurück in den Palast. Um ihn in Sicherheit zu bringen, um …«
Annoura brach zusammen. Berelain sank neben ihr auf die Knie, hielt ihren Kopf hoch. Erst jetzt fiel ihr auf, dass nicht die Zöpfe Annoura so anders hatten aussehen lassen. Auch das Gesicht war nicht richtig. Es war verändert. Nicht länger alterslos, sondern jugendlich.
»Ach, beim Licht, Annoura«, sagte sie. »Ihr habt Euch selbst ausgebrannt, nicht wahr?«
Die Frau war in Ohnmacht gefallen. Berelains Herz verkrampfte sich. In letzter Zeit hatten sie ihre Differenzen gehabt, aber Annoura war davor jahrelang ihre Vertraute und auch Freundin gewesen. Die arme Frau. Wenn man Aes Sedai zuhörte, betrachteten sie so etwas als schlimmer als den Tod.
Sie hob die Schwester auf das Sofa des Zimmers und deckte sie mit einer Decke zu. Dabei kam sie sich so schrecklich hilflos vor. Vielleicht … vielleicht kann man sie ja irgendwie Heilen …
Sie ging zurück zu Galad, um seine Hand zu halten, rückte den Hocker zurecht und setzte sich. Nur einen Moment ausruhen. Sie schloss die Augen. Er lebte. Zwar hatte er einen schrecklichen Preis entrichtet, aber er lebte.
Sie zuckte zusammen, als er sprach. »Wie?«
Als
Weitere Kostenlose Bücher