Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
sie die Augen öffnete, sah er sie an.
»Wie bin ich hergekommen?«, fragte er leise.
»Annoura«, erklärte sie. »Sie fand Euch auf dem Schlachtfeld.«
»Meine Wunden?«
»Andere Heiler werden kommen, wenn sie Zeit haben. Eure Hand …« Sie stählte sich. »Eure Hand ist verloren, aber diesen Schnitt in Eurem Gesicht können wir entfernen.«
»Nein«, flüsterte er. »Das ist doch bloß … ein kleiner Schnitt. Spart Euch das Heilen für diejenigen auf, die sonst sterben würden.« Er schien so müde zu sein. Kaum wach.
Sie biss sich auf die Unterlippe, nickte aber. »Natürlich.« Sie zögerte. »Die Schlacht verläuft schlecht, oder?«
»Ja.«
»Also … hoffen wir einfach?«
Er entzog sich ihrer Hand und wollte unter sein Hemd greifen. Wenn die Aes Sedai kam, würden sie ihn ausziehen und seine Verletzungen behandeln müssen. Bis jetzt war nur der Stumpf provisorisch versorgt, da das die schlimmste Wunde war.
Galad seufzte, dann erbebte er. Seine Hand glitt vom Hemd fort. Hatte er es ausziehen wollen?
»Hoffnung …«, flüsterte er, dann verlor er das Bewusstsein.
Rand weinte.
Er kauerte in der Finsternis, und vor ihm drehte sich das Muster, gewebt aus den Lebensfäden der Menschen. So viele dieser Fäden endeten.
So viele.
Er hätte sie beschützen müssen. Warum konnte er das nicht? Obwohl er es nicht wollte, spulten sich in seinem Verstand wieder die Namen ab. Die Namen all jener, die für ihn gestorben waren. Es fing zuerst mit den Frauen an, weitete sich dann aber auf jede Person aus, die er hätte retten müssen – aber es nicht getan hatte.
Während die Menschheit in Merrilor und am Shayol Ghul kämpfte, war Rand gezwungen, ihrem Tod zuzusehen. Er konnte sich nicht abwenden.
Der Dunkle König wählte den Augenblick zu einem machtvollen Angriff. Wieder kam der Druck und versuchte Rand zu zermalmen, bis nichts mehr von ihm übrig war. Er konnte sich nicht bewegen. Jeder noch so kleine Teil seiner Essenz, seiner Entschlossenheit und seiner Kraft konzentrierte sich darauf, den Dunklen König davon abzuhalten, ihn in Stücke zu reißen.
Er konnte bloß zusehen, wie sie starben.
Rand verfolgte, wie Davram Bashere bei einem Sturmangriff fiel, und seine Frau folgte ihm nur kurze Zeit später. Er schrie auf, als er seinen Freund sterben sah. Er weinte um Davram Bashere.
Der liebe, treue Hurin fiel bei einem Angriff der Trollocs auf der Anhöhe, wo Mat sein letztes Aufgebot anführte. Rand weinte um Hurin. Um den Mann, der so sehr an ihn geglaubt hatte, den Mann, der ihm überallhin gefolgt wäre.
Jori Congar lag unter einem Trolloc-Kadaver begraben und wimmerte um Hilfe, bis er verblutete. Rand weinte um Jori, als sein Faden schließlich verschwand.
Enaila, die sich entschieden hatte, den Far Dareis Mai zu entsagen, und dem Siswai’aman Leiran einen Brautstrauß zu Füßen gelegt hatte, rammten vier Trollocs ihre Speere in den Leib. Rand weinte um sie.
Karldin Manfor, der ihm so lange gefolgt war und bei den Brunnen von Dumai dabei gewesen war, starb, als er nicht länger die Macht lenken konnte und erschöpft zusammenbrach. Sharaner warfen sich auf ihn und stachen mit ihren schwarzen Dolchen auf ihn ein. Seine Aes Sedai Beldeine stolperte und fiel Augenblicke später. Rand weinte um sie beide.
Er weinte um Gareth Bryne und Siuan. Er weinte um Gawyn.
So viele. So furchtbar viele .
DU VERLIERST.
Rand krümmte sich noch mehr zusammen. Was konnte er tun? Sein Traum, den Dunklen König aufzuhalten … tat er das, würde er einen Albtraum erschaffen. Verraten von den eigenen Absichten.
GIB AUF, WIDERSACHER. WOZU NOCH KÄMPFEN? HÖR AUF, DICH ZU WEHREN, UND RUHE DICH AUS.
Es war verlockend. Oh, wie verlockend das doch war. Licht! Was würde Nynaeve denken? Er konnte sie sehen, wie sie versuchte, Alanna zu retten. Wie schrecklich würden sie und Moiraine sich schämen, hätten sie gewusst, dass er in diesem Augenblick einfach aufgeben wollte.
Schmerzen begruben ihn unter sich, und er schrie wieder.
»Bitte, lass es aufhören!«
DAS KANN ES.
Rand kauerte sich zusammen, zitterte und bebte am ganzen Leib. Und noch immer prasselten ihre Schreie auf ihn herab. Ein Tod nach dem anderen. Er hielt kaum noch durch. »Nein«, flüsterte er.
NUN GUT, sagte der Dunkle König. ICH HABE DIR NOCH EINES ZU ZEIGEN. EIN WEITERES VERSPRECHEN, WAS SEIN KANN …
Ein letztes Mal webte der Dunkle König die Fäden der Möglichkeiten.
Alles wurde dunkel.
Taim schlug mit der Einen Macht zu und
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