Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Windsucherin, die es irgendwie zu den Drachenverschworenen verschlagen hatte. Alivia, die ehemalige Damane . Zusammen mit Amys und ihr waren das einige der stärksten Machtlenkerinnen, die das Licht hatte.
Der Ursprungsort des Baalsfeuers war zumindest ein Hinweis auf Graendals neue Position. Aviendha umrundete den schwebenden Felsen – das Baalsfeuer hatte ihn durchlöchert, statt ihn zu vernichten – und verspürte weiteres Unbehagen, als sie sah, wie überall im Tal Steine in die Luft stiegen. Es war eine Blase des Bösen, nur in einem viel größeren Ausmaß als sonst. Während sie vorwärtsschlich, vernahm sie ein leises Dröhnen , das vom Berg kam. Wieder bebte der Boden, Steinchen tanzten in die Höhe. Aviendha blieb tief gebückt und sah, dass im ganzen Tal unbegreiflicherweise neue Pflanzen wucherten. Der eben noch unfruchtbare Boden verwandelte sich in eine grüne Fläche, und die Pflanzen schienen sich zu winden, während sie in die Höhe kletterten.
Überall im Tal sprossen diese Pflanzeninseln, explosionsartige grüne Ausbrüche. Die weißen und schwarzen Wolken am Himmel wirbelten umeinander, weiß auf schwarz, schwarz auf weiß. Blitze schlugen ein, dann erstarrten sie auf dem Weg zum Boden. Sie schienen sich groteskerweise in riesige, gezackte Glassäulen verwandelt zu haben, die noch immer die Form im Moment ihres Einschlags aufwiesen, aber nicht länger glühten.
Diese Wolken am Himmel bildeten ein Muster, das bekannt erschien. Schwarz auf weiß, weiß auf schwarz …
Es ist das Symbol, schoss es Aviendha durch den Kopf. Das uralte Symbol der Aes Sedai.
Unter diesem Zeichen … soll er erobern.
Aviendha klammerte sich an die Eine Macht. Irgendwie war er dieses Dröhnen. Er war das wachsende Leben. Während der Dunkle König das Land zerriss, nähte Rand es wieder zusammen.
Sie musste in Bewegung bleiben. Geduckt rannte sie weiter, benutzte die in die Höhe wuchernden Gewächse als Deckung. Sie waren genau dort erschienen, wo sie sie brauchte. Zufall? Sie wollte es nicht glauben. Im Hinterkopf konnte sie ihn fühlen. Er kämpfte, ein echter Krieger. Seine Schlacht gab ihr Kraft, und sie versuchte ihm das Gleiche zu übermitteln.
Entschlossenheit. Ehre. Ruhm. Kämpfe weiter, Schatten meines Herzens. Kämpfe weiter.
Sie stieß auf Graendal – die noch immer von ihren unter Zwang stehenden Handlangern umgeben war –, die mit Cadsuane und Alivia tödliche Gewebe der Einen Macht austauschte. Aviendha verlangsamte ihr Tempo und beobachtete, wie die drei Frauen Feuerstöße aufeinanderschleuderten, die Gewebe der anderen mit Geist zerschnitten, die Luft durch die Hitze verformten und so schnell webten, dass es schwerfiel, den Ereignissen überhaupt zu folgen.
Es juckte ihr in den Fingern, in den Kampf einzugreifen und ihnen zu helfen, aber Amys hatte recht. Wenn sie beide gemeinsam angriffen, vor allen Dingen solange Graendal beschäftigt war, hatten sie eine bessere Chance, die Verlorene zu töten. Vorausgesetzt, Cadsuane und Alivia hielten durch, war Warten die bessere Entscheidung.
Aber konnten sie durchhalten? Cadsuane war mächtig, weitaus mächtiger, als Aviendha je gedacht hatte. Ihr Haarschmuck enthielt mit Sicherheit Angreale und Ter’angreale , davon war sie überzeugt, auch wenn sie nie Gelegenheit gehabt hatte, sie in die Hand zu nehmen und es mit ihrem Talent zu bestätigen.
Graendals gefangene Frauen lagen auf dem Boden; sie konnten offensichtlich nicht mehr. Zwei waren zusammengebrochen, Sarene war auf die Knie gefallen und starrte ins Leere.
Cadsuane und Alivia schienen keine Rücksicht darauf zu nehmen, aus Versehen die Gefangenen zu treffen. Das war die richtige Entscheidung. Trotzdem, falls es ihr irgendwie gelingen sollte …
Neben ihr bewegte sich das hohe Gebüsch.
Ohne nachzudenken fuhr Aviendha herum und webte Feuer. Sie brannte einen schwarz verschleierten Angreifer nieder – Sekunden bevor er ihr den Speer ins Genick gerammt hätte. Die Waffe schnitt über ihre Schulter, als der Mann stolperte und dann nach vorn kippte. Sie hatte ihm ein faustgroßes Loch in die Brust gebrannt.
Eine weitere Machtlenkerin griff in den Kampf ein und schleuderte wild Gewebe. Amys war eingetroffen. Glücklicherweise konzentrierte sich Graendal auf sie, statt Aviendhas gerade preisgegebene Position anzugreifen.
Das war auch gut so, denn Aviendha starrte auf den Mann, den sie getötet hatte, einen Mann, den die Verlorene mit einem Zwang auf ihre Seite gezogen hatte. Einen
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