Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
denn?« Canler runzelte die Stirn. »Ihr wollt nicht gehorchen?«
»Nein. Er sagte, das gilt für Männer, die noch keine anderen Befehle haben. Wir erhielten sie aber. Am Anfang der Schlacht befahl er uns, nach Taims Komplizen zu suchen und etwas gegen sie zu unternehmen.«
»Ich bin nicht davon überzeugt, dass er sich noch an diesen Befehl erinnert, Androl«, sagte Emarin und rieb sich das Kinn. »Und selbst wenn er es tut, glaube ich kaum, dass er will, dass wir damit weitermachen. Er scheint sehr auf dieses Zepter versessen zu sein.«
»Trotzdem hat er uns diesen Befehl gegeben«, beharrte Androl.
»Androl.« Canler hockte sich auf die Fersen. »Ich bin so müde, ich hätte nicht einmal genug Kraft, Euch zu verfluchen, selbst wenn ich wollte. Keiner der Jungs sieht viel besser aus, und Ihr habt Mühe, ein kleines Wegetor zu öffnen. Wie sollen wir gegen Mishraile und die anderen bestehen?«
Androl runzelte die Stirn, wusste darauf aber keine Erwiderung. Pevara jedoch kam ein Einfall. Vielleicht eine Möglichkeit, etwas trotz ihrer Erschöpfung zu erreichen …
Androl wurde wieder munterer, seine Augen weiteten sich, und dann grinste er. »Pevara, Ihr seid ein Genie.«
»Danke«, sagte sie steif. »Canler, steht auf. Ich gehe mit Euch Herren jede Wette ein, dass wir Taims Männer bei dem Versuch erwischen, die Drachen zu vernichten. Wir bereiten ihnen eine Überraschung …«
Was für ein Desaster.
Moghedien versetzte Demandreds Leiche einen Tritt. Sie war einfach dort liegen geblieben, die Sharaner waren auf der Stelle losgezogen, um gegen Cauthons Armee zu kämpfen und ihren Anführer zu rächen.
Demandred. Der Narr hatte sich ablenken lassen. Befasste man sich mit persönlichen Abrechnungen und ließ sich in die Angelegenheiten der Würmer verwickeln, mit denen man arbeitete … nun, Demandred hatte seinen Lohn bekommen. Den Tod und vermutlich ewige Bestrafung durch den Großen Herrn.
Jetzt, wo Demandred tatsächlich tot war, griff sie nach der Einen Macht – und fand etwas anderes. Einen glühenden Fluss von zehnfacher Macht, zehnmal so süß. Da so viele der Auserwählten gefallen waren, hatte sich der Große Herr ihr geöffnet. Überleben war wirklich der beste Weg, um sich ihm zu beweisen.
Das veränderte ihre Pläne auf dramatische Weise. Zuerst verbrannte sie Demandreds Leiche zu Asche. Dann webte sie schnell eine Spiegelmaske – oh, wie süß die Wahre Macht doch war! – und ersetzte ihr Aussehen mit dem Abbild Demandreds. Sie sorgte grundsätzlich dafür, die anderen Auserwählten imitieren zu können. Demandred würde schwierig sein, da er sich in letzter Zeit so sehr verändert hatte, aber sie hatte genau aufgepasst. Allerdings würde sich niemand täuschen lassen, der sie anfasste; sie würde vorsichtig sein müssen.
Mit fertiger Verkleidung Reiste sie zu den hinteren Linien der sharanischen Armee, die gegen Cauthons Truppen kämpften. Hier waren die Reserveeinheiten, die darauf warteten, zur Front gerufen zu werden, außerdem Versorgungswagen und einige der Verwundeten.
Die Sharaner hielten mit der Sichtung des Nachschubs inne und starrten sie an. Sie trafen tatsächlich Vorbereitungen, vom Schlachtfeld zu fliehen. Wie alle anderen auch waren sie sich bewusst, dass die große seanchanische Armee in den Kampf eingegriffen hatte. Moghedien fiel auf, dass eine Handvoll Ayyad bei der Gruppe war – nur drei, die sie sehen konnte. Zwei Frauen mit Tätowierungen und ein schmutziger Mann, der zu ihren Füßen kauerte. Die meisten von ihnen waren beim Kampf mit den Aes Sedai getötet worden.
Die Seanchaner. Der Gedanke an sie und ihre herrische Anführerin ließ Moghedien sich innerlich winden. Wenn der Große Herr den Schlamassel entdeckte, den sie angerichtet hatte …
Nein. Er hatte ihr die Wahre Macht verliehen. Moghedien hatte die anderen überlebt, und im Augenblick war das das Einzige, was zählte. Er konnte nicht überall hinsehen und wusste vermutlich noch nicht, dass man sie entlarvt hatte. Wie hatte das Mädchen nur ihre Verkleidung durchschauen können? Das hätte unmöglich sein sollen.
Jemand musste sie verraten haben. Aber sie hatte während der Schlacht eng mit Demandred zusammengearbeitet, und auch wenn sie nie eine so gute Taktikerin wie er gewesen war – das war mit Ausnahme von Sammael keiner gewesen –, verstand sie diese Schlacht gut genug, um den Befehl zu übernehmen. Sie verabscheute es, das tun zu müssen, denn es entblößte sie auf eine Weise, die
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