Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
murmelte etwas mit geschlossenen Augen. Dann öffnete sie sie und webte erneut. Zwang.
Aviendha arbeitete energischer, zog zwei, drei, ein halbes Dutzend Fäden aus dem Wegetor. Fast geschafft …
»Was tust du da?«, wollte Graendal wissen.
Aviendha arbeitete noch schneller, und in ihrer Hast erwischte sie den falschen Faden. Erstarrt verfolgte sie, wie ein Strom aus Macht erbebte und die anderen Fäden in seiner Umgebung auflöste.
Graendal zischte und setzte an, Aviendha mit dem Zwang zu belegen.
Das Tor explodierte mit einem grellen Blitz aus Licht und Hitze.
Shaisam nahm vom Schlachtfeld Besitz, sein Nebel drängte sich durch Wölfe und Männer, die glaubten, ihm den Weg zu al’Thor versperren zu können.
Ja, al’Thor . Den, den er töten, vernichten, verschlingen würde. Ja, al’Thor!
An der Grenze seiner Sinne bebte etwas. Shaisam zögerte, zog in Gedanken die Stirn kraus. Was stimmte hier nicht? Ein Stück von ihm … ein Stück von ihm hatte zu fühlen aufgehört.
Was war das? Er ließ seinen Körper durch den Nebel rennen. Seine Finger bluteten, zerschnitten von dem Dolch, den er trug, diesen wundervollen Samen, das letzte Stück seines alten Selbst.
Er kam zu einer Leiche, die sein Nebel getötet hatte. Shaisam runzelte die Stirn, beugte sich vor. Der Mann sah bekannt aus.
Die Hand der Leiche schoss in die Höhe und packte Shaisam bei der Kehle. Er keuchte, versuchte sich zu befreien, als der Tote die Augen öffnete.
»Merkwürdige Sache, die ich mal über Krankheiten gehört habe, Fain«, flüsterte Matrim Cauthon. »Fängt man sich eine schwere Krankheit ein und überlebt, kann man sie nicht noch einmal bekommen.«
Shaisam wand sich voller Panik. Nein. Nein, so sollte ein Wiedersehen mit einem alten Freund nicht ablaufen! Er krallte nach der Hand, die ihn hielt, dann durchzuckte ihn ein Stich des Entsetzens, als ihm bewusst wurde, dass er den Dolch fallen gelassen hatte.
Cauthon zog ihn nach unten, schleuderte ihn zu Boden. Shaisam rief nach seinen Drohnen. Zu spät! Zu langsam!
»Ich bin gekommen, um dir dein Geschenk zurückzugeben, Mordeth«, flüsterte Cauthon. »Ich betrachte unsere Schuld als beglichen.«
Cauthon rammte ihm den Dolch zwischen die Rippen, direkt in Shaisams Herz. Gefesselt an diese erbärmliche sterbliche Gestalt, schrie Mordeth auf. Padan Fain heulte auf und erlebte, wie sein Fleisch von den Knochen schmolz. Der Nebel erzitterte, wirbelte wild durcheinander.
Sie starben zusammen.
Perrin versetzte sich in den Wolfstraum und spürte Gaul am Blutgeruch auf. Er hatte sich gesträubt, Mat mit Mashadar zurückzulassen, aber nach dem Blick, den sein Freund ihm zugeworfen hatte, nachdem er auf dem Boden gelandet war, war er zuversichtlich, dass er den Nebel überleben konnte und wusste, was er da tat.
Gaul hatte sich gut versteckt, hatte sich wenige Schritte außerhalb des Kraters des Verderbens in eine Felsspalte gedrängt. Er trug noch immer einen Speer und hatte seine Kleidung dunkel genug gemacht, damit sie zu den Felsen um ihn herum passte.
Als Perrin ihn fand, war er am Einnicken. Gaul war nicht nur verletzt, er war viel zu lang im Wolfstraum. Wenn schon Perrin eine quälende Erschöpfung verspürte, musste es für Gaul viel schlimmer sein.
»Komm, Gaul«, sagte Perrin und half ihm aus dem Felsen.
Der Aiel sah benommen aus. »An mir ist niemand vorbeigekommen«, murmelte er. »Ich habe aufgepasst, Perrin Aybara. Der Car’a’carn ist sicher.«
»Das hast du gut gemacht, mein Freund«, erwiderte Perrin. »Besser, als jeder hätte erwarten können. Du hast viel Ehre errungen.«
Gaul lächelte, als er sich an Perrins Schulter lehnte. »Ich sorgte mich … als die Wölfe verschwanden, sorgte ich mich.«
»Sie kämpfen in der wachen Welt weiter.« Perrin hatte ein tiefes Bedürfnis zur Rückkehr verspürt. Gaul zu finden war ein Teil davon gewesen, aber da war noch etwas anderes, ein Drang , den er nicht erklären konnte.
»Halt dich fest«, sagte er und legte Gaul den Arm um die Hüfte. Er versetzte sie zum Feld von Merrilor und dann aus dem Wolfstraum mitten ins Lager der Zwei Flüsse.
Blicke richteten sich auf Perrin, Rufe ertönten. »Licht, Perrin!«, sagte ein Mann in der Nähe. Grady eilte herbei, tiefe Tränensäcke unter den Augen. »Ich hätte Euch beinahe zu Asche verbrannt, Lord Goldauge. Wie seid Ihr auf diese Weise erschienen?«
Perrin schüttelte den Kopf, dann setzte er Gaul ab. Grady betrachtete die Wunde in der Seite des Aiel, dann rief
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