Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
er.
Plötzlich wurde ihm das bewusst, und seine Augen weiteten sich. Der Zirkel verschwand in der Zeit eines Blinzelns, und ihre Macht gehörte wieder ihr. Ohne nachzudenken schlug sie zu. Das würde nicht wieder geschehen. Sie würde die Kontrolle haben. Bevor sie sich überhaupt bewusst war, was sie da tat, schleuderte sie die nötigen Gewebe.
Androl fiel auf die Knie, seine Hand zuckte über den Tisch, während er den Kopf zurückwarf, schleuderte Werkzeuge und Lederstreifen zu Boden. Er keuchte auf. »Was habt Ihr getan?«
»Taim sagte, wir könnten jeden von euch nehmen«, murmelte Pevara, als ihr klar wurde, was sie da getan hatte. Sie hatte ihn mit dem Behüterbund an sich gebunden. In gewisser Weise genau das, was er ihr angetan hatte. Sie versuchte ihr aufgeregt pochendes Herz zu beruhigen. In ihrem Hinterkopf breitete sich die Wahrnehmung seiner Gegenwart aus, genau wie zuvor im Zirkel, aber irgendwie persönlicher. Intimer.
»Taim ist ein Ungeheuer!«, knurrte er. »Das wisst Ihr. Ihr beruft Euch auf sein Wort, um das zu tun, und Ihr tut es ohne meine Erlaubnis?«
»Ich … ich …«
Androl biss die Zähne zusammen, und Pevara spürte etwas . Etwas Fremdes, etwas Seltsames. Als würde sie sich von außen betrachten. Sie fühlte, wie ihre Gefühle endlos zu ihr zurückkreisten.
Scheinbar eine Ewigkeit lang verschmolzen sein und ihr Ich . Sie wusste, wie es war, er zu sein, seine Gedanken zu denken. Sie sah sein ganzes Leben in der Zeit eines Wimpernschlags, wurde von seinen Erinnerungen aufgesogen. Keuchend fiel sie vor ihm auf die Knie.
Es verblich. Nicht völlig, aber es verblich. Es fühlte sich an, als wäre man hundert Längen durch kochendes Wasser geschwommen, um nach dem Heraussteigen vergessen zu haben, wie sich alles sonst anfühlte.
»Beim Licht …«, flüsterte sie. »Was war das?«
Er lag auf dem Rücken. Wann war er gestürzt? Blinzelnd schaute er zur Decke. »Ich habe es ein paar der anderen tun sehen. Einige Asha’man gehen den Bund mit ihren Ehefrauen ein.«
»Ihr habt mich gebunden ?«, stieß sie entsetzt hervor.
Stöhnend drehte er sich auf die Seite. »Ihr habt es zuerst mit mir gemacht.«
Erschüttert wurde ihr bewusst, dass sie noch immer seine Gefühle wahrnahm. Sein Ich. Sie bekam sogar etwas von dem mit, was er dachte. Nicht die formulierten Gedanken, aber ein paar Eindrücke davon.
Er war verwirrt, besorgt und … neugierig. Neugierig auf die neue Erfahrung. Dummer Mann!
Sie hatte gehofft, dass sich die beiden Behüterbunde irgendwie gegenseitig aufheben würden. Das hatten sie nicht. »Wir müssen damit aufhören«, sagte sie. »Ich gebe Euch frei. Ich schwöre es. Bloß … gebt mich frei.«
»Ich weiß nicht, wie das geht«, sagte er, stand auf und atmete tief durch. »Es tut mir leid.«
Er sagte die Wahrheit. »Dieser Zirkel war eine dumme Idee«, sagte sie. Er reichte ihr die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Sie nahm sie nicht an und stand allein auf.
»Ich glaube, das war lange vor mir Eure dumme Idee.«
»Das war es«, gab sie zu. »Nicht unbedingt meine erste, aber es könnte eine meiner schlimmsten sein.« Sie setzte sich. »Wir müssen das durchdenken. Eine Möglichkeit finden, um es …«
Die Werkstatttür knallte auf.
Androl fuhr herum, und Pevara umarmte die Quelle. Androl schnappte sich seine Ahle und hielt sie wie eine Waffe. Außerdem hatte er die Eine Macht ergriffen. Sie konnte die Kraft in ihm spüren – wegen seines mangelnden Talents war sie wie ein kleiner Lavastrom und damit dennoch heiß und brennend. Sie konnte seine Ehrfurcht fühlen. Also empfand er darin genau wie sie. Die Eine Macht zu halten war, als würde man zum allerersten Mal die Augen aufschlagen, als erwachte die Welt zum Leben.
Glücklicherweise wurden weder die Waffe noch die Eine Macht gebraucht. Der junge Evin stand in der Tür, Regenwasser tropfte von seinem Gesicht. Er schloss die Tür und eilte zu Androls Werkbank.
»Androl, es …« Er erstarrte, als er Pevara sah.
»Evin«, sagte Androl. »Ihr seid allein.«
»Ich ließ Nalaam auf dem Posten zurück.« Er atmete schwer. »Es war wichtig!«
»Wir sollen niemals allein sein, Evin«, sagte Androl streng. »Niemals. Immer nur zu zweit. Ganz egal, um was für einen Notfall es sich auch handelt.«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Evin. »Es tut mir leid. Es ist nur – die Neuigkeit, Androl.« Er warf Pevara einen Blick zu.
»Sprecht.«
»Welyn und seine Aes Sedai sind zurück.«
Pevara konnte
Weitere Kostenlose Bücher