Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
zugehört. Habt Ihr die Werke jener gelesen, die das studiert, darüber nachgedacht haben?«
»Spekulationen von Aes Sedai.«
»Die einzigen Informationen, die wir haben! Öffnet den Kerker des Dunklen Königs, und alles könnte verloren sein. Wir müssen vorsichtiger sein. Zu diesem Zweck existiert der Amyrlin-Sitz, nicht zuletzt aus diesem Grund wurde die Weiße Burg überhaupt erst gegründet!«
Er zögerte. Tatsächlich. Beim Licht, er dachte nach. Konnte sie zu ihm durchdringen?
»Es gefällt mir nicht, Egwene«, sagte er dann leise. »Wenn ich mich ihm stelle und die Siegel sind nicht gebrochen, bleibt mir nur die Möglichkeit, eine weitere unzulängliche Lösung zu finden. Ein Flicken, der noch schlimmer als beim letzten Mal ist – denn mit den alten, geschwächten Siegeln schmiere ich bloß neuen Gips in tiefe Risse. Wer weiß, wie lange sie dieses Mal halten? In ein paar Jahrhunderten könnten wir wieder vor dem gleichen Kampf stehen.«
»Wäre das so schlimm?«, meinte Egwene. »Zumindest ist das sicher. Ihr habt den Stollen das letzte Mal versiegelt. Ihr wisst, wie man es macht.«
»Am Ende haben wir wieder den Makel.«
»Diesmal sind wir darauf vorbereitet. Nein, ideal wäre es nicht. Aber Rand … Wollt Ihr das wirklich riskieren? Das Schicksal eines jeden lebenden Wesens aufs Spiel setzen? Warum nicht den einfachen Weg nehmen, den bekannten Weg? Repariert die Siegel. Verstärkt den Kerker.«
»Nein, Egwene.« Rand wich einen Schritt zurück. »Beim Licht! Geht es darum? Ihr wollt, dass Saidin wieder makelbehaftet ist. Ihr Aes Sedai … ihr fühlt euch von der Vorstellung bedroht, dass Männer, die die Macht lenken können, eure Autorität untergraben!«
»Rand al’Thor, wagt es ja nicht, ein solcher Narr zu sein.«
Er erwiderte ihren Blick. Die Herrscher schienen der Unterhaltung nur wenig Aufmerksamkeit zu schenken, obwohl das Schicksal der Welt davon abhing. Sie hatten die Köpfe über Rands Dokument gesenkt und murmelten zornig. Vielleicht war das ja sogar seine Absicht gewesen, sie mit dem Dokument abzulenken und dann die eigentliche Schlacht zu schlagen.
Langsam wich der Zorn aus seiner Miene, er hob die Hand an die Schläfe. »Beim Licht, Egwene. Du schaffst es noch immer, wie die Schwester, die ich nie hatte – machst mir einen Knoten ins Hirn, und ich muss dich zugleich anbrüllen und doch lieben.«
»Zumindest bin ich konsequent«, sagte sie. Sie sprachen jetzt sehr leise, beugten sich über den Tisch nahe aneinander. Perrin und Nynaeve standen an der Seite, möglicherweise nahe genug, um sie zu verstehen, und Min hatte sich zu ihnen gesellt. Gawyn war zurückgekehrt, hielt aber Abstand. Cadsuane ging im Raum umher und schaute in die andere Richtung – viel zu auffällig. Sie hörte auch zu.
»Ich sage das doch nicht, weil ich den Makel zurückholen will! Das ist doch albern!«, sagte Egwene. »So kleinlich bin ich nicht, und das weißt du auch. Hier geht es darum, die ganze Menschheit zu beschützen. Ich kann einfach nicht glauben, dass du aufgrund einer vagen Möglichkeit alles aufs Spiel setzen willst.«
»Eine vage Möglichkeit?«, wiederholte Rand. »Wir sprechen davon, in die Finsternis zu treten, statt ein weiteres Zeitalter der Legenden zu begründen. Wir könnten Frieden haben, das Leid beenden. Oder wir könnten eine weitere Zerstörung der Welt erleben. Beim Licht, Egwene. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Siegel überhaupt reparieren oder auf die gleiche Weise neue herstellen kann . Der Dunkle König wird auf diesen Plan vorbereitet sein.«
»Hast du denn einen anderen?«
»Davon rede ich doch. Ich breche die Siegel, um den alten unzuverlässigen Flicken loszuwerden, und versuche es auf eine neue Weise.«
»Der Preis für ein Scheitern wäre die Welt selbst, Rand.« Sie dachte kurz nach. »Da steckt doch mehr dahinter. Warum sagst du es mir nicht?«
Rand sah zögerlich aus, und einen Augenblick lang kam er ihr wie der kleine Junge vor, den sie zusammen mit Mat dabei erwischt hatte, wie sie heimlich an Frau Cauthons Kuchen naschten. »Ich werde ihn töten, Egwene.«
»Wen? Moridin?«
»Den Dunklen König.«
Entsetzt wich sie zurück. »Entschuldigung. Was hast du gesagt …?«
»Ich werde ihn töten «, sagte Rand leidenschaftlich und beugte sich weiter vor. »Ich werde dem Dunklen König ein Ende bereiten. Solange es ihn gibt und er im Hintergrund lauert, werden wir niemals echten Frieden haben. Ich werde den Kerker aufreißen, ihn betreten und ihm
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