Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
von uns, das zu unterschreiben?«
»Ja.«
Die Empörung der Herrscher ließ nicht auf sich warten, aber Egwene stand ganz ruhig da und warf den anderen Aes Sedai ein paar Blicke zu. Sie erschienen besorgt. Was auch richtig so war – schließlich handelte es sich hier nur um einen Teil von Rands »Preis«.
Die Herrscher murmelten, jeder von ihnen wollte sich das Dokument ansehen, aber keiner wollte den anderen zur Seite stoßen und über Elaynes Schulter blicken. Glücklicherweise hatte Rand vorausgedacht, und Abschriften des Dokuments wurden verteilt.
»Aber manchmal gibt es sehr gute Gründe für einen Konflikt!«, sagte Darlin und überflog sein Blatt. »Wenn man zum Beispiel eine Pufferzone zwischen sich und einem aggressiven Nachbarn schaffen will.«
»Oder was sein, wenn Menschen aus deinem Land auf der anderen Grenzseite leben?«, fügte Gregorin hinzu. »Haben wir nicht das Mandat, einzugreifen und sie zu beschützen, wenn man sie unterdrückt? Oder wenn jemand wie die Seanchaner Land beanspruchen, das uns gehören? Den Krieg zu verbieten erscheinen lächerlich!«
»Ich stimme zu«, sagte Darlin. »Lord Drache, wir sollten das Mandat haben, Land zu verteidigen, das uns rechtmäßig gehört!«
»Ich bin viel mehr daran interessiert«, übertönte Egwene die Beschwerden, »seine anderen beiden Forderungen zu hören.«
»Eine davon kennt Ihr, Mutter«, sagte Rand.
»Die Siegel.«
»Dieses Dokument zu unterzeichnen hätte für die Weiße Burg keine Bedeutung«, sagte Rand und ignorierte die Bemerkung anscheinend. »Ich kann euch schlecht verbieten, andere zu beeinflussen; das wäre Irrsinn.«
»Das hier ist bereits Irrsinn«, fauchte Elayne.
Jetzt ist sie nicht mehr so stolz auf ihn. Den Gedanken konnte sich Egwene nicht verkneifen.
»Und solange politische Spielchen gespielt werden können«, führte Rand an Egwene gerichtet fort, »werden die Aes Sedai sie meistern. Tatsächlich kommt Euch der Vertrag zupass. Die Weiße Burg war schon immer der Ansicht, dass Krieg kurzsichtig ist. Stattdessen verlange ich etwas anderes von Euch. Die Siegel.«
»Ich bin ihre Wächterin.«
»Nur dem Namen nach. Sie wurden erst kürzlich entdeckt, und ich besitze sie. Ich bin an Euch herangetreten und habe Euch aus Respekt vor Eurem traditionellen Titel darum gebeten.«
»Ihr seid an mich herangetreten? Ihr habt keine Bitte geäußert«, sagte sie. »Ihr habt nicht einmal eine Forderung gestellt. Ihr seid vorbeigekommen, habt mir mitgeteilt, was Ihr zu tun beabsichtigt, und seid wieder verschwunden.«
»Ich besitze die Siegel«, wiederholte er. »Und ich werde sie brechen. Ich erlaube niemandem, nicht einmal Euch, sich zwischen mich und den Schutz dieser Welt zu stellen.«
Um sie herum wurde weiterhin über das Dokument debattiert, die Herrscher murmelten mit ihren Vertrauten und Nachbarn. Egwene trat vor und starrte Rand auf der anderen Seite des kleinen Tisches an; im Augenblick ignorierte man sie größtenteils. »Ihr werdet sie nicht brechen, wenn ich Euch daran hindere, Rand al’Thor.«
»Warum solltet Ihr mich aufhalten wollen? Nennt mir nur einen einzigen Grund, warum das eine schlechte Idee ist.«
»Einen anderen Grund, als dass es den Dunklen König auf die Welt loslässt?«
»Im Krieg der Macht war er nicht frei«, sagte Rand. »Er konnte die Welt berühren, aber den Stollen zu öffnen wird ihn nicht befreien. Nicht sofort.«
»Und was für einen Preis müssten wir bezahlen, wenn er die Welt berührt? Wie hoch ist er denn jetzt schon? Schrecken, Terror, Zerstörung. Ihr wisst genau, was mit dem Land passiert. Die Toten wandeln, das Muster wird auf diese seltsame Weise verzerrt. Und das passiert bereits, wo die Siegel bloß geschwächt sind! Was passiert, wenn wir sie brechen? Das weiß das Licht allein.«
»Das ist ein Risiko, das wir eingehen müssen.«
»Dem stimme ich nicht zu. Ihr wisst nicht, was passiert, wenn man die Siegel zerstört – Ihr wisst nicht, ob er dann entkommt. Ihr wisst nicht, wie nahe er davorstand, als der Stollen das letzte Mal versiegelt wurde. Die Zerstörung dieser Siegel könnte die ganze Welt zerstören! Was ist, wenn unsere einzige Hoffnung in der Tatsache liegt, dass er dieses Mal Einschränkungen unterliegt, dass er nicht völlig frei ist?«
»So funktioniert das nicht.«
»Das wisst Ihr nicht. Wie könntet Ihr auch?«
Er zögerte. »Viele Dinge im Leben sind ungewiss.«
»Also wisst Ihr es tatsächlich nicht«, sagte sie. »Nun, ich habe geforscht, gelesen,
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