Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Schmieden, Tagelöhnern, eben Männern jeder Art, und alle unterhielten sich oder lachten, so laut sie konnten, während eine Hand nach dem Becher griff und die andere nach den Mädchen grabschte, die sie bedienten. Damit unterschied er sich kaum von allen Schankräumen und Tavernen in vielen anderen Städten, auch wenn es in den meisten etwas weniger wild zuging. Eine junge Frau mit großem Busen, der beinahe ihre Bluse sprengte, tanzte und sang auf einem Tisch an einem Ende des Raums, im Lärm fast unhörbar begleitet von zwei Flöten und einer zwölfseitigen Zither.
Er war nicht sehr musikalisch, doch blieb er einen Augenblick stehen, um ihrem Lied zu lauschen. Sie hätte noch in jedem Soldatenlager für Aufsehen gesorgt. Andererseits wäre sie nicht weniger bewundert worden, wenn sie kein bisschen hätte singen können. Mit dieser Bluse am Leib hätte sie innerhalb kürzester Zeit einen Ehemann gefunden.
Joni und Barim befanden sich bereits hier. Jonis mächtige Gestalt hatte ihnen trotz seines dünnen Haars und der Bandage um die Schläfen einen Tisch für sie allein verschafft. Sie lauschten ebenfalls dem Lied des Mädchens. Oder starrten sie einfach an – schwer zu sagen. Er berührte jeden der beiden an der Schulter und nickte in Richtung einer Seitentür, die zum Stallhof führte, wo ihnen ein mürrischer, schielender Stallbursche gegen drei Silberpfennige ihre Pferde übergab. Vor etwa einem Jahr noch hätte Bryne für ein ordentliches Pferd nicht mehr zahlen müssen. Die Auseinandersetzungen im Westen und in Cairhien hatten den Handel gründlich durcheinandergebracht und die Preise ins Uferlose steigen lassen.
Niemand sprach, bis sie das Stadttor passiert hatten und sich auf einer wenig benutzten Straße befanden, die sich nach Norden zum Stornfluss hin schlängelte. Es war kaum mehr als ein Feldweg. Dann sagte Barim: »Sie waren gestern noch hier, Lord Gareth.«
Das hatte Bryne selbst auch in Erfahrung gebracht. Drei hübsche junge Frauen zusammen, offensichtlich Ausländerinnen, kamen nicht durch eine Stadt wie Lugard, ohne aufzufallen. Jedenfalls den Männern.
»Sie und ein breitschultriger Bursche«, fuhr Barim fort. »Klingt, als sei vielleicht dieser Dalyn bei ihnen, derselbe wie bei dem Brand von Nems Scheune. Ist egal, wer er auch sein mag, aber sie waren eine Weile im Neunergespann . Sie tranken was und gingen dann wieder. Dieses Domani-Mädchen, haben mir die Kerle erzählt, die hätte beinahe einen Aufstand hervorgerufen mit ihrem Lächeln und diesem aufreizenden Gang. Wie die ihren Arsch schwenken kann, o Mann! Dann hat sie aber alle wieder auf die gleiche Weise beruhigt. Verdammich, ich hätte auch gern so ein Domani-Mädchen.«
»Hast du gehört, in welcher Richtung sie weiterzogen, Barim?«, fragte Bryne geduldig. Das hatte er nicht in Erfahrung bringen können.
»Ach, leider nicht, mein Lord. Aber ich hörte, dass eine Menge Weißmäntel hier durchziehen, alle nach Westen zu. Glaubt Ihr, dass der alte Pedron Niall irgendetwas im Schilde führt? Vielleicht in Altara?«
»Das geht uns nichts mehr an, Barim.« Bryne war sich bewusst, dass seine Ungeduld diesmal nicht zu überhören war, aber Barim war ein so alter Hase, dass er wusste, er habe sich an seine Aufgabe zu halten und sonst nichts. »Ich weiß, wohin sie zogen, mein Lord«, sagte Joni. »Nach Westen auf der Straße nach Jehannah, und meinen Informationen nach hatten sie es sehr eilig.« Es klang besorgt. »Mein Lord, ich habe zwei von den Wagenbegleitern getroffen, die früher Mitglieder unserer Garde waren, und wir haben zusammen was getrunken. Zufällig waren die beiden in einer Spelunke namens Zum guten Nachtritt , als dieses Mädchen Mara hereinkam und eine Stellung als Sängerin haben wollte. Sie hat sie nicht bekommen, weil sie ihre Beine nicht so zeigen wollte, wie die Sängerinnen in den meisten Kneipen hier, und wer könnte ihr daraus einen Vorwurf machen, und dann ist sie wieder gegangen. Wenn das stimmt, was Barim berichtet, sind sie kurz danach nach Westen aufgebrochen. Das gefällt mir nicht, mein Lord. Sie ist nicht die Art von Mädchen, die in einer solchen Spelunke arbeiten will. Ich glaube eher, sie versucht, von diesem Kerl Dalyn wegzulaufen.«
Seltsamerweise hegte Joni trotz der dicken Beule an seinem Kopf keine feindseligen Gefühle diesen drei jungen Frauen gegenüber. Seiner Meinung nach, und das hatte er öfters kundgetan, seit sie das Herrenhaus verlassen hatten, befanden sich die Mädchen in
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