Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
erweiterte sich, als rotiere sie, zu einem Tor. Eisig kalter Wind wirbelte in das Zimmer herein und peitschte dichten Schnee vor sich her.
»Ich muss weg!«, heulte sie und sprang in den Schneesturm hinein.
Sofort begann sich das Tor wieder zu schließen. Der Spalt wurde enger, drehte sich erneut, doch diesmal reagierte Rand ohne weiteres Nachdenken. Er benutzte die Macht und blockierte das erst halb geschlossene Tor. Er wusste überhaupt nicht, was er getan hatte und wie, aber er war sicher, dass es sich hier um ein Wegetor für das Schnelle Reisen handelte, von dem ihm Asmodean berichtet hatte. Der hatte es ihm aber nicht beibringen können. Nun hatte er keine Zeit, um zu überlegen. Wohin Aviendha auch verschwunden war, sie steckte jedenfalls nackt mitten in einem Schneesturm. Rand verknotete schnell die soeben gewebten Stränge, während er alle Decken von seinem Bett riss und sie auf ihre Kleider warf, die auf ihrer Bettunterlage lagen. Dann packte er alles, Decken, Kleider und Bettunterlage, und warf sich nur Augenblicke nach ihr durch das Tor.
Der eisige Wind pfiff durch die von einem weißen Wirbel durchtobte Winternacht. Sogar in das Nichts eingehüllt fühlte er, wie sein Körper vor Kälte zitterte. Er konnte trübe, verstreute Umrisse in der Dunkelheit erkennen, die er für Bäume hielt. Riechen konnte er außer der Kälte nichts. Vor ihm bewegte sich etwas, von Dunkelheit und Schneesturm fast unkenntlich gemacht. Er hätte sie fast übersehen, wenn nicht seine Augen im Nichts besonders scharf gewesen wären. Es war Aviendha, die, so schnell sie konnte, davonrannte. Er stampfte durch den kniehohen Schnee hinter ihr her und drückte das dicke Bündel an seine Brust.
»Aviendha! Halt!« Er fürchtete, der heulende Sturm werde seine Worte verwehen, aber sie hörte sie. Und lief womöglich noch schneller. Er zwang sich zu größerer Eile, taumelte und stolperte vorwärts, während der immer tiefer werdende Schnee seine Stiefel festhalten wollte. Die Spuren ihrer bloßen Füße wurden schnell wieder aufgefüllt. Falls er sie hier aus den Augen verlor … »Halt, du törichte Närrin! Willst du dich denn umbringen?« Der Klang seiner Stimme schien sie nur noch weiter zu treiben.
Grimmig zwang er sich vorwärts, stürzte beinahe und rappelte sich wieder hoch, wurde vom Wind gepackt und fast umgeworfen, blieb dann wieder im Schnee stecken oder stieß gegen Bäume. Er musste sie im Blick behalten. Er war dankbar dafür, dass die Bäume in diesem Wald, oder was es auch sein mochte, so weit voneinander entfernt standen.
Pläne schrammten über das Nichts und wurden verworfen. Er konnte versuchen, den Sturm zu ersticken, aber vielleicht würde die Wirkung der Macht dann die Luft in Eis verwandeln. Eine Luftblase, um den wirbelnden Schnee von ihm abzuhalten, würde den unter seinen Füßen nicht beseitigen. Er konnte mithilfe des Feuers eine Spur hineinschmelzen – und stattdessen durch Schlamm waten. Außer …
Er benutzte die Macht, und der Schnee vor ihm schmolz auf etwa eine Spanne Breite. Während er weiterrannte, schmolz auch der Schnee vor seinen Füßen immer weiter. Dampf stieg auf, und der dicht fallende Schnee löste sich einen Fuß über dem sandigen Boden auf. Er spürte die Hitze durch seine Stiefel hindurch. Bis fast zu seinen Knöcheln hinab zitterte sein Körper von der beißenden Kälte, während seine Füße schwitzten und beinahe vor der sengenden Hitze des Bodens zurückzuckten. Doch wenigstens holte er jetzt auf. Noch fünf Minuten, und …
Plötzlich verschwand die verschwommene Gestalt, der er gefolgt war, als sei sie in ein Loch gefallen.
Er hielt den Blick auf den Fleck gerichtet, an dem er sie zuletzt gesehen hatte, und rannte, so schnell er nur konnte. Mit einem Mal klatschten seine Beine bis auf halbe Kniehöhe durch eiskaltes, fließendes Wasser. Vor ihm enthüllte der schmelzende Schnee eine dunkle Wasseroberfläche und eine Eiskante, die sich schnell vor ihm zurückzog. Kein bisschen Dampf erhob sich von der schwarzen Wasseroberfläche. Ob Bach oder Fluss, die Macht, die er einsetzte reichte jedenfalls nicht aus, das rasch strömende Wasser auch nur eine Spur aufzuwärmen. Sie musste aufs Eis hinausgerannt und eingebrochen sein, aber er würde sie nicht retten können, indem er einfach hinauswatete. Von Saidin erfüllt, war er sich der Kälte wohl kaum bewusst, aber seine Zähne klapperten unkontrolliert.
Er zog sich ans Ufer zurück und richtete den Blick auf die Stelle,
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