Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
als wünsche sie, ein Schwert in Händen zu halten, angsterfüllt, und doch weigerte sie sich, der Angst nachzugeben. Mara Tomanes. Er war sich so sicher gewesen, dass zumindest sie ihr Wort halten werde, auch ohne einen Eid. »Ich hole sie zurück«, murmelte er in sich hinein. »Ich werde erfahren, warum sie meineidig wurde.«
»Wie Ihr meint, mein Lord«, sagte Caralin. »Ich hatte daran gedacht, sie als Euer Zimmermädchen einzusetzen. Sela wird langsam ein bisschen zu alt, um die Treppen auf und ab zu rennen, wenn Ihr nachts etwas braucht.«
Bryne blickte sie mit großen Augen an. Was? Ach so. Das Domani-Mädchen. Er schüttelte den Kopf über Caralins Torheit. Aber war er selbst nicht genauso töricht? Er war der Lord hier und sollte auch hierbleiben, um sich um das Wohlergehen seiner Untertanen zu kümmern. Doch Caralin hatte das in all den langen Jahren viel besser getan als er, während er weg gewesen war. Er wusste nur von Lagern und Soldaten und Feldzügen und vielleicht ein wenig um die Intrigen am Hof. Sie hatte recht. Er sollte sein Schwert abschnallen, diesen idiotischen Hut abnehmen und Caralin ihre Beschreibungen aufschreiben lassen, um sie …
Stattdessen sagte er: »Behaltet Admer Nem und seine Familie gut im Auge. Sie werden versuchen, Euch übers Ohr zu hauen, wie sie nur können.«
»Wie Ihr wünscht, mein Lord.« Die Worte waren absolut respektvoll gesprochen, doch der Tonfall sagte ihm, er solle gehen und seinem Großvater beibringen, wie man Schafe schert. Er schmunzelte in sich hinein, als er nach draußen ging.
Das Herrenhaus war in Wirklichkeit nicht viel mehr als ein übergroß geratenes Bauernhaus: zwei breit ausgelegte Stockwerke aus Backstein und Naturstein unter einem Schieferdach, an die Generationen von Brynes immer wieder angebaut hatten. Das Haus Bryne besaß dieses Land – oder war von diesem Land besessen worden –, seit Andor vor tausend Jahren aus den Trümmern von Artur Falkenflügels Reich entstanden war. In all diesen Jahren seither hatte es seine Söhne ausgesandt, um in den Kriegen für Andor zu kämpfen. Er würde keine Schlachten mehr schlagen, aber für das Haus Bryne war es zu spät. Es hatte zu viele Kriege, zu viele Schlachten gegeben. Er war der Letzte von seinem Blut. Keine Frau, kein Sohn, keine Tochter. Bei ihm endete der Stammbaum. Alles musste einmal zu Ende sein; das Rad der Zeit drehte sich.
Zwanzig Mann warteten neben gesattelten Pferden auf dem gepflasterten Hof vor dem Herrenhaus. Zumeist waren die Männer noch grauhaariger als er, falls sie überhaupt noch Haare aufwiesen. Alle waren erfahrene Soldaten, frühere Gardisten, Gruppenführer und Bannerträger, die irgendwann im Laufe seiner Karriere unter ihm gedient hatten. Joni Shagrin, einst ranghöchster Bannerträger der Garde, befand sich an der Spitze. Er trug eine Bandage um die Schläfen. Dabei wusste Bryne ganz genau, dass seine Töchter ihre Kinder als Wachen eingestellt hatten, damit er im Bett blieb und sich erholte. Er war einer der wenigen mit Familie. Die meisten hatten sich entschlossen, lieber wieder unter Gareth Bryne zu dienen, als ihre Pension zu versaufen und dabei in Erinnerungen zu schwelgen, die sowieso nur ein anderer alter Soldat hören wollte.
Alle hatten Schwertgürtel über die Mäntel geschnallt, und ein paar trugen lange Lanzen mit Stahlspitzen, die bis zu diesem Morgen jahrelang an einer Wand gehangen hatten. Hinter jedem Sattel war eine pralle Deckenrolle festgemacht, und die Satteltaschen beulten sich aus. Dazu hingen noch Töpfe oder Kessel und volle Wasserschläuche daran, als hätten sie vor, auf einen langen Feldzug zu gehen und nicht bloß eine Woche wegzureiten, um drei Frauen einzufangen, die eine Scheune in Brand gesteckt hatten. Sie sahen darin eben eine Chance, die alten Tage wiederzuerleben oder zumindest so zu tun.
Er fragte sich, ob er nicht aus dem gleichen Gefühl heraus aufbrach. Er war doch eigentlich zu alt, um loszureiten wegen des hübschen Augenpaars einer Frau, die jung genug war, um seine Tochter zu sein. Vielleicht sogar seine Enkelin. Ich bin doch kein so großer Narr, sagte er sich ganz entschlossen. Caralin konnte alles besser erledigen, wenn er ihr nicht ständig im Weg stand.
Ein magerer brauner Wallach kam die Eichenallee entlanggaloppiert, die bis zur Straße führte, und der Reiter warf sich aus dem Sattel, noch bevor das Tier richtig zum Stehen gekommen war. Der Mann stolperte fast, schaffte es aber noch, die Faust zum
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