Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
vermutlich genauso wenig von den anderen beherrscht werden wie von mir. Ihr werdet jedes Mal zu einem Pferd werden, wenn ich Euch hierher mitbringe. Ihr bekommt sogar einen eigenen Sattel und Zaumzeug. Ich werde auch Eure Mähne extra schön flechten.« Nynaeves Zopf wurde ihr von unsichtbaren Händen fast aus der Kopfhaut gerissen. »Natürlich werdet Ihr auch in diesem Zustand wissen, wer Ihr seid. Ich glaube, ich werde diese Ausritte genießen – im Gegensatz zu Euch.« Moghedien atmete tief durch, und ihr Kleid färbte sich dunkel und glänzte schwach im trüben Mondschein. Nynaeve mochte sich täuschen, aber sie hielt das für die Farbe frischen Blutes. »Andererseits, falls Ihr ungehorsam seid, werde ich Euch vielleicht doch Semirhage übergeben. Dort seid Ihr bestimmt gut aufgehoben, und ich kann meine ganze Aufmerksamkeit wichtigeren Dingen zuwenden. Befindet sich das kleine blonde Flittchen bei Euch in der Menagerie?«
    Das dicke Etwas verschwand aus Nynaeves Mund. »Ich bin allein, Ihr dummes …« Schmerzen. Als habe man sie von den Schultern bis zu den Waden herab verprügelt, und zwar mit einem einzigen Schlag. Sie heulte schrill auf. Noch einmal. Sie versuchte, die Zähne zusammenzubeißen, und doch schmerzte ihr eigener Schrei in ihren Ohren. Sie schämte sich der Tränen, die ihr über die Wangen rollten, konnte aber das Schluchzen nicht zurückhalten, während sie ohne Hoffnung auf den nächsten Schlag wartete.
    »Ist sie bei Euch?«, fragte Moghedien geduldig. »Verschwendet Eure Zeit nicht damit, mich provozieren zu wollen, dass ich Euch töte. Das werde ich nicht tun. Ihr werdet viele Jahre in meinen Diensten erleben. Eure bemitleidenswert geringen Fähigkeiten werden vielleicht zu etwas gut sein, wenn ich sie ausbilde. Wenn ich Euch ausbilde. Aber ich kann Euch auch dazu bringen, das, was Ihr gerade gespürt habt, für eine Liebkosung zu halten. Beantwortet jetzt meine Frage.«
    Nynaeve brachte es mit Mühe fertig, wieder genug Luft zu schöpfen, um ihr zu antworten. »Nein«, weinte sie drauflos. »Sie ist mit einem Mann verschwunden, nachdem wir Tanchico verlassen hatten. Er war alt genug, um ihr Großvater zu sein, aber er hatte Geld. Wir hatten gehört, was sich in der Burg abgespielt hatte« – sicherlich hatte Moghedien davon erfahren –, »und sie fürchtete sich davor, dorthin zurückzukehren.«
    Die andere lachte. »Eine wunderbare Geschichte. Ich begreife beinahe, was Semirhage daran findet, Widerstand zu brechen. Oh, Ihr werdet mich noch prächtig unterhalten, Nynaeve al’Meara! Aber zuerst werdet Ihr mir dieses Mädchen Elayne herbringen. Ihr werdet sie abschirmen und sie dazu bringen, dass sie sich mir zu Füßen wirft. Wisst Ihr auch, warum? Weil manche Dinge in Tel’aran’rhiod noch stärker wirken als in der wachenden Welt. Deshalb werdet Ihr auch jedes Mal eine glänzend weiße Stute sein, wenn ich Euch herbringe. Und es sind nicht nur Verletzungen, die man von hier aus mitnimmt, wenn man erwacht! Mit der Macht gewobener Zwang auch. Ich will, dass Ihr ein paar Augenblicke lang in aller Ruhe darüber nachdenkt, bevor Ihr anfangt, alles was kommt für Eure eigene Idee zu halten. Ich vermute, das Mädchen ist Eure Freundin. Aber Ihr werdet sie mir zuführen, wie ein Haustierchen …« Moghedien schrie laut auf, als urplötzlich ein silberner Pfeil unter ihrer rechten Brust aus ihrem Oberkörper ragte.
    Nynaeve plumpste zu Boden wie ein Kartoffelsack. Der Sturz raubte ihr die Luft, als habe ein Hammerschlag ihren Unterleib getroffen. Sie rang nach Atem und versuchte mit aller Macht, ihre Muskeln zu Bewegungen anzutreiben und sich durch die Schmerzen hindurch zu Saidar zu kämpfen.
    Birgitte taumelte und zog mühsam einen weiteren Pfeil aus dem Köcher. »Geht, Nynaeve!« Selbst dieser Ruf klang mühevoll und erzwungen. »Flieht!« Birgittes Kopf wankte, und sie hob unsicher den silbernen Bogen.
    Das Glühen um Moghedien intensivierte sich, bis sie von blendendem Sonnenschein umgeben schien.
    Die Nacht schlug über Birgitte zusammen wie eine Meereswoge und hüllte sie in Schwärze. Als sie vorübergezogen war, fiel der Bogen auf leere Kleidungsstücke herab. Nur Bogen und Pfeile verblieben dort und schimmerten im Mondschein.
    Moghedien sank keuchend auf die Knie nieder und umklammerte mit beiden Händen den Pfeilschaft in ihrer Brust, während das Glühen verflog und ganz erstarb. Dann verschwand sie, und der silberne Pfeil fiel zu Boden, wo sie sich gerade noch befunden

Weitere Kostenlose Bücher