Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Brust herunter.
Ihr Traum war angenehm, wenn auch eigenartig. Rand kniete vor ihr, und sie legte ihm eine Hand auf den Kopf und band ihn als Behüter an sie. Einer ihrer Behüter. Nun würde sie sich für die Grünen entscheiden müssen, da sie ja auch noch Birgitte hatte. Es waren noch andere Frauen anwesend, deren Gesichter von einem Blick zum anderen wechselten: Nynaeve, Min, Moiraine, Aviendha, Berelain, Amathera, Liandrin, weitere, die sie nicht kannte. Wer sie auch waren – sie wusste, dass sie ihn mit ihnen teilen musste, denn im Traum war sie sicher, dass Min das so gesehen hatte. Sie war sich ihrer eigenen Gefühle den anderen gegenüber nicht sicher. Ein paar waren dabei, denen sie am liebsten das Gesicht zerkratzt hätte. Doch wenn das Muster es so wollte, dann würde es geschehen. Aber eines hatte sie den anderen bei ihm voraus, das sie nie kennen würden: die Bindung zwischen Behüter und Aes Sedai.
»Wo sind wir hier?«, fragte Berelain mit rabenschwarzem Haar und so schön, dass Elayne am liebsten die Zähne gefletscht hätte. Die Frau trug das tief ausgeschnittene rote Kleid, das Nynaeve auf Lucas Wunsch anziehen sollte. Sie zog sich immer mehr aus als an. »Wach auf. Das ist doch nicht Tel’aran’rhiod .«
Elayne fuhr hoch und sah, dass sich Birgitte über die Bettkante beugte und kraftlos nach ihrem Arm gegriffen hatte. Ihr Gesicht war viel zu blass und feucht von Schweiß, als habe sie gerade heftiges Fieber überwunden, doch der Blick aus ihren blauen Augen war klar und scharf auf Elaynes Gesicht gerichtet.
»Das ist nicht Tel’aran’rhiod .« Es war nicht als Frage gestellt, doch Elayne nickte bestätigend, und Birgitte sank mit einem langen Seufzer auf das Bett zurück. »Ich erinnere mich an alles«, flüsterte sie. »Ich bin körperlich hier, und ich habe mein Erinnerungsvermögen. Alles hat sich geändert. Gaidal ist irgendwo dort draußen – ein Baby oder vielleicht ein kleiner Junge. Und selbst wenn ich ihn finde, was wird er dann von einer Frau halten, die mehr als alt genug ist, um seine Mutter zu sein?« Sie rieb sich ärgerlich die Augen und knurrte: »Ich weine nicht. Ich weine niemals. Ich weiß es noch genau, das Licht helfe mir. Ich weine nie.«
Elayne richtete sich soweit auf, dass sie neben dem Bett der Frau kniete. »Du wirst ihn finden, Birgitte.« Sie sprach leise. Nynaeve schien nach wie vor tief zu schlafen. Ihr leises, schnarrendes Schnarchen war nicht zu überhören. Aber sie benötigte auch dringend Ruhe. Es durfte jetzt nicht gleich wieder alles auf sie einstürmen. »Irgendwie findest du ihn. Und er wird dich lieben. Ich weiß das.«
»Glaubst du, das sei das Wichtigste daran? Ich kann es schon ertragen, wenn er mich nicht liebt.« Ihre tränenglitzernden Augen straften ihre Worte Lügen. »Er wird mich brauchen, Elayne, und ich werde nicht dasein. Er zeigt immer mehr Mut, als gut für ihn ist. Ich muss ihn bremsen und zur Vorsicht mahnen. Noch schlimmer: Er wird herumwandern, mich suchen, ohne zu wissen, wonach er eigentlich sucht und warum er sich so unausgefüllt und unvollständig fühlt. Wir sind immer zusammen, Elayne. Zwei Hälften eines Ganzen.« Die Tränen quollen nun doch heraus und rannen ihr über das Gesicht. »Moghedien sagte, sie werde dafür sorgen, dass ich für immer weine, und sie …« Mit einem Mal verzog sich ihre Miene, und sie schluchzte so bitterlich, dass ihr ganzer Körper durchgeschüttelt wurde.
Elayne nahm sie in die Arme und murmelte ihr tröstende Worte zu, von denen sie wusste, dass sie nutzlos waren. Wie würde sie sich fühlen, wenn man ihr Rand wegnähme? Der bloße Gedanke daran reichte, um fast noch ihren Kopf an den Birgittes zu legen und mitzuweinen.
Sie wusste nicht, wie lange Birgitte gebraucht hatte, um sich auszuweinen, aber schließlich schob sie Elayne weg und legte sich auf dem Bett zurück. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Das habe ich noch nie gemacht, seit ich ein kleines Kind war. Nie!« Sie verdrehte den Kopf und runzelte die Stirn, als sie Nynaeve auf dem anderen Bett schlafen sah. »Hat Moghedien sie schlimm verwundet? Ich habe noch nie gesehen, wie jemand derart zusammengeschnürt wurde, seit Tourag Mareesh nahm.« Elayne machte wohl eine verwirrte Miene, denn sie fügte hinzu: »Das war in einem anderen Zeitalter. Ist sie verletzt?«
»Nicht schlimm. Eher ihr Stolz. Was du getan hast, hat ihr die Flucht ermöglicht, aber nur, nachdem …« Elayne brachte es nicht fertig,
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