Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
müssen. Außerdem hatte er es für dieses Grinsen durchaus verdient. »Ihr werdet nun das Feuer löschen und Euch schlafen legen. Jetzt sofort. Keine Ausreden, Thom. Ohne Schlaf seid Ihr sonst morgen zu nichts zu gebrauchen.«
Gehorsam begannen sie, mithilfe ihrer Stiefel Erde auf das Feuer zu treten, aber als sie die groben Holzstufen erreichte, die in den Wagen hochführten, hörte sie Thom sagen: »Sie hört sich manchmal wirklich wie ihre Mutter an.«
»Dann bin ich froh, diese Frau niemals kennengelernt zu haben«, grollte Juilin als Antwort. »Werfen wir eine Münze, wer die erste Wache hat?« Thom murmelte etwas Zustimmendes.
Beinahe wäre sie zurückgegangen, aber stattdessen ertappte sie sich, wie sie lächelte. Männer! Es war ein wohlwollender Gedanke. Ihre gute Laune hielt an, bis sie drinnen war.
Nynaeve saß auf der äußersten Bettkante, stützte sich auf beide Hände, und die Augen fielen ihr immer wieder zu, während sie über Birgitte wachte. Ihre Füße waren immer noch schmutzig.
Elayne legte Birgittes Pfeil in eine der Kommoden hinter einige grob gewebte Säckchen mit getrockneten Erbsen. Glücklicherweise warf ihr die andere nicht einmal einen Blick zu. Sie hatte das Gefühl, der Anblick des silbernen Pfeils sei im Augenblick nicht das Richtige für Nynaeve. Aber womit konnte sie ihr helfen?
»Nynaeve, es ist höchste Zeit, dass du dir die Füße wäschst und ins Bett gehst.«
Nynaeves Oberkörper drehte sich schwankend zu ihr hin und sie blinzelte müde. »Füße? Was? Ich muss Wache halten.«
Also besser ein Schritt nach dem anderen. »Deine Füße, Nynaeve. Sie sind schmutzig. Wasche sie.«
Mit gerunzelter Stirn sah Nynaeve auf ihre staubigen Füße hinab und nickte dann. Sie kippte die große, weiße Kanne ein wenig über der Waschschüssel aus, wobei sie einiges verschüttete. Noch mehr spritzte heraus, bevor die Füße gewaschen waren und sie sich ein Handtuch nahm, um sie abzutrocknen. Sogar dabei setzte sie sich hin. »Ich muss über sie wachen. Im Falle, dass … dass … Sie hat einmal etwas im Schlaf gerufen. Nach Gaidal.«
Elayne drückte sie auf die Matratze zurück. »Du brauchst Schlaf, Nynaeve. Du kannst ja die Augen nicht mehr offenhalten.«
»Kann ich doch«, murmelte Nynaeve mürrisch und versuchte, sich aufzusetzen, obwohl Elayne ihre Schultern nach unten drückte. »Ich muss bei ihr wachen, Elayne. Ich muss.«
Verglichen mit Nynaeve waren die beiden Männer draußen geradezu vernünftig und willig. Und selbst wenn Elayne willens gewesen wäre, zu dieser Methode zu greifen, gab es wohl keine Möglichkeit, sie jetzt betrunken zu machen und einen – einen hübschen jungen Mann für sie zu finden. Also ein kurzer Tritt stattdessen? Mit Vernunft und Mitgefühl hatte sie nichts erreicht. »Ich habe genug von dieser Schmollerei und deinem Selbstmitleid, Nynaeve«, sagte sie energisch. »Du wirst jetzt schlafen, und morgen sagst du kein einziges Wort darüber, welch arme Kreatur du bist. Wenn du deinen klaren Kopf, den du sonst an den Tag legst, nicht behalten kannst, werde ich Cerandin bitten, dir statt des einen, das ich beseitigt habe, zwei blaue Augen zu verpassen. Du hast mir noch nicht einmal dafür gedankt. Jetzt leg dich schlafen!«
Nynaeve riss empört die Augen auf. Wenigstens wirkte sie jetzt nicht, als wolle sie gleich wieder in Tränen ausbrechen. Doch Elayne schloss ihr die Augenlider einfach mit den Fingern. Es ging leicht, und trotz des gemurmelten Protests verfiel Nynaeve fast augenblicklich in das ruhige, gleichmäßige Atmen eines tiefen Schlafs.
Elayne tätschelte Nynaeves Schulter, bevor sie sich wieder aufrichtete. Sie hoffte, die andere werde friedlich schlafen und vielleicht sogar von Lan träumen. Aber jedes bisschen Schlaf, gleich wie unruhig, war jetzt besser als nichts. Sie unterdrückte ein Gähnen und beugte sich über Birgitte. Sie konnte jedoch nicht erkennen, ob die Gesichtsfarbe oder das Atmen der Frau nun einen besseren Eindruck machten. Sie konnte nichts anderes tun als warten und hoffen.
Der Lampenschein schien die beiden Frauen nicht im Schlaf zu stören, also ließ sie sie brennen und setzte sich auf den Boden zwischen die Betten. Das Licht half ihr sicherlich, wach zu bleiben. Sie wusste eigentlich selbst nicht genau, warum sie unbedingt wach bleiben musste. Sie hatte doch, genau wie Nynaeve, alles getan, was ihr möglich gewesen war. Unbewusst lehnte sie sich an die Vorderwand des Wagens und ihr Kinn sank langsam auf die
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