Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
wenn es nicht absolut notwendig war. Nynaeve behauptete, man müsse die Männer zu ihrem eigenen Besten führen, aber man konnte dabei auch zu weit gehen. Es war nicht recht, Männer in eine Gefahr hineinzuführen, über die sie überhaupt nichts wussten.
Also sagte sie ihnen alles. Über Tel’aran’rhiod , dass sich die Verlorenen wieder in Freiheit befanden, und über Moghedien. Natürlich nicht wirklich alles . Ein paar der Vorkommnisse in Tanchico waren einfach zu peinlich gewesen, als dass sie daran erinnert werden wollte. Sie hielt ihr Versprechen bezüglich Birgittes Identität, und es war auf keinen Fall notwendig, ihnen die Einzelheiten darüber mitzuteilen, was Moghedien mit Nynaeve angestellt hatte. Das brachte ein paar Probleme mit sich, als sie ihnen die Ereignisse dieser Nacht beschreiben wollte, aber sie umging das elegant. Sie berichtete ihnen auf jeden Fall alles, was sie ihrer Meinung nach wissen mussten, um sich zum ersten Mal bewusst zu werden, welchen Gefahren sie sich gegenüber sahen.
Nicht nur die Schwarzen Ajah, und schon als sie davon erfuhren, hatten sie schwer zu schlucken gehabt, nein, auch noch die Verlorenen, und eine davon war offensichtlich hinter ihr und Nynaeve her. Darüber hinaus machte sie ihnen auch gleich klar, dass sie beide genauso Moghedien jagten und dass jeder in ihrer Nähe in Gefahr war, zwischen Jäger und Beute gefangen zu werden, gleich, wie herum man es auch sah.
»Jetzt, da Ihr Bescheid wisst«, beendete sie ihren Bericht, »habt Ihr die Wahl, ob Ihr bleiben oder gehen wollt.« Dabei beließ sie es, und sie mied auch sorgfältig jeden Blick in Thoms Richtung. Sie hoffte beinahe verzweifelt, dass er bleiben werde, aber sie wollte ihn nicht glauben lassen, sie bitte ihn darum, nicht einmal durch einen Blick.
»Ich habe Euch noch nicht einmal die Hälfte von dem beigebracht, was Ihr wissen müsst, um eine genauso gute Königin zu werden wie Eure Mutter«, sagte er und bemühte sich, barsch zu klingen. Doch den Eindruck verdarb er sofort wieder, als er ihr mit einem knorrigen Finger eine Strähne schwarz gefärbten Haars von der Wange wischte. »Mich werdet Ihr nicht so leicht los, Kind. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr eine Meisterin im Daes Dae’mar werdet, und wenn ich Euch solange in den Ohren liegen muss, bis Ihr taub seid. Ich habe Euch ja noch nicht einmal beigebracht, wie man mit einem Messer umgeht. Eurer Mutter habe ich es beizubringen versucht, doch sie sagte immer, sie könne einem Mann befehlen, ein Messer zu benützen, wenn sie eines benötigte. Töricht, es so zu betrachten.«
Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf eine lederne Wange. Er blinzelte, zog die buschigen Augenbrauen hoch, lächelte dann und schob sich wieder die Pfeife in den Mund.
»Mich dürft Ihr auch küssen«, sagte Juilin trocken. »Rand al’Thor wird mich an die Fische verfüttern, wenn ich Euch ihm nicht im gleichen Zustand zurückbringe, in dem er Euch zuletzt sah.«
Elayne hob das Kinn. »Ich will nicht, dass Ihr Rand al’Thors wegen bleibt, Juilin.« Sie zurückbringen? Tatsächlich? »Ihr bleibt nur dann, wenn Ihr selbst es wünscht. Und ich entbinde Euch dann auch keineswegs – oder Euch, Thom!« – denn er hatte beim Kommentar des Diebefängers gegrinst – »von Eurem Versprechen, zu tun, was wir Euch sagen.« Thoms überraschter Blick war eine äußerst zufriedenstellende Reaktion. Sie wandte sich wieder Juilin zu. »Ihr werdet entweder mir und natürlich Nynaeve folgen, im vollen Bewusstsein der Feinde, denen wir gegenüberstehen, oder Ihr packt Eure Habseligkeiten und reitet auf Schmoller weg, wohin Ihr wollt. Ich werde ihn Euch lassen.«
Juilin setzte sich so gerade hin, als habe er einen Stock verschluckt, und sein Gesicht färbte sich dunkler. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine Frau in Gefahr im Stich gelassen.« Er zeigte mit seinem Pfeifenstiel auf sie, als sei es eine Waffe. »Schickt mich weg, und ich folge Euch wie ein Spürhund auf den Fersen.«
Nicht genau das, was sie wollte, aber es sollte reichen. »Also gut.« Sie erhob sich ein wenig steif und würdevoll, den silbernen Pfeil an der Seite, und behielt ihr leicht frostiges Benehmen bei. Sie glaubte, die Männer hätten endlich begriffen, wer hier das Sagen hatte. »Der Morgen ist nicht mehr fern.« Hatte Rand tatsächlich die Frechheit besessen, Juilin zu befehlen, er solle sie ihm ›zurückbringen‹? Thom und Juilin würden einfach dafür gemeinsam ein wenig büßen
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