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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und einem freien Platz im Innern. Die langen Piken machten es den Shaido schwer, heranzukommen, so heftig sie auch anstürmten, und die Bogen- und Armbrustschützen schossen ihre Pfeile und Bolzen ebenso hitzig und schnell ab wie jene unter den Aiel. Männer fielen auf beiden Seiten, doch die Pikeure rückten einfach zusammen, wenn einer von ihnen fiel, und machten das Viereck etwas dichter. Natürlich machten auch die Shaido keineswegs den Eindruck, als wollten sie mit ihren Angriffen nachlassen.
    Die Verteidiger des Steins befanden sich im Innenraum und waren abgesessen, und dazu kamen etwa die Hälfte der tairenischen Lords mit ihren Gefolgsmännern. Die Hälfte. Das war es, was ihn hatte fluchen lassen. Der Rest trieb sich zwischen den Aiel in Gruppen von fünf oder zehn Mann oder auch allein herum, stach mit den Lanzen zu oder hieb mit dem Schwert nach den Shaido. Der Anblick einiger Dutzend reiterloser Pferde machte deutlich, mit welchem Erfolg. Melanril war bis auf seinen Bannerträger allein und fuchtelte wild mit seinem Schwert. Zwei Aiel huschten heran und schnitten problemlos seinem Pferd die Sehnen durch. Es stürzte, und sein Kopf zuckte von einer Seite zur anderen. Mat war sicher, dass das Tier schrie, doch der Lärm verschluckte alles. Dann verschwand Melanril hinter mit dem Cadin’sor bekleideten Gestalten, die mit ihren Speeren zustießen. Der Bannerträger überlebte nur ein paar Augenblicke länger.
    Die wären wir los, dachte Mat grimmig. Er stellte sich in die Steigbügel, hob seinen Speer mit der Schwertklinge als Spitze und deutete dann damit nach vorn, wobei er schrie: »Los! Los caba’drin!«
    Er hätte gern diese Worte zurückgenommen, wäre es möglich gewesen, und das nicht nur, weil sie in der Alten Sprache erklungen waren. Drunten im Tal ging es zu wie in einem überkochenden Kessel. Doch obwohl wahrscheinlich keiner der Männer aus Cairhien das Kommando ›Reiter voran‹ in der Alten Sprache verstand, verstanden sie doch die Geste, spätestens, als er sich wieder in den Sattel setzte und Pips die Fersen spüren ließ. Nicht, dass er dazu die geringste Lust gehabt hätte, aber er hatte keine andere Wahl mehr. Er hatte diese Männer dort hinunter geschickt. Vielleicht wären einige entkommen, hätte er ihnen befohlen, davonzulaufen. Nein, es gab keine andere Wahl mehr.
    Mit wehenden Flaggen und Cons donnerten die Männer ihm hangabwärts nach und schrien dabei wild. Mit den Schlachtrufen wollten sie zweifellos ihn imitieren, doch was er mittlerweile schrie, hieß lediglich: »Blut und verfluchte Asche!« Von der anderen Seite her galoppierte Talmanes mit seinen Leuten genauso schnell auf die Shaido zu.
    Die Shaido waren sicher gewesen, alle Feuchtländer eingeschlossen zu haben, und so sahen sie die anderen überhaupt nicht kommen, bis sie von beiden Seiten her über sie hereinbrachen. Dann zuckten die ersten Blitze vom Himmel. Und danach ging es erst richtig zur Sache.

KAPITEL 44

    Der geringere Kummer
    R ands Hemd klebte an seinem Oberkörper, so schwitzte er vor Anstrengung, aber er behielt den Mantel an, um sich gegen den Wind zu schützen, der in heftigen Böen gegen Cairhien blies. Die Sonne würde mindestens noch eine Stunde brauchen, um den mittäglichen Zenit zu erreichen, doch er fühlte sich bereits jetzt, als sei er den ganzen Morgen über gerannt und zum Schluss mit einem Knüppel geprügelt worden. Ins Nichts gehüllt, war er sich seiner Erschöpfung nur ganz entfernt bewusst. Er nahm verschwommen den Muskelkater in Armen, Schultern und Rücken und das Pochen unter der noch immer nicht ganz verheilten Wunde an seiner Seite wahr. Dass er die Schmerzen überhaupt spürte, zeigte, wie stark sie wirklich waren. Von der Macht erfüllt konnte er auf dreihundert Schritt Entfernung an einem Baum noch jedes einzelne Blatt erkennen, doch alles, was ihn physisch beeinflusste, sollte eigentlich so sein, als geschehe es jemand anderem.
    Er war schon lange dazu übergegangen, Saidin durch das Angreal in seiner Tasche aufzunehmen – die kleine Steinskulptur des fetten Mannes. Doch selbst damit begann ihm die Arbeit mit der Macht Mühe zu bereiten, da er über viele Meilen hinweg weben musste. Nur die widerwärtigen Strähnen der Verderbnis, die alles durchsetzten, hielten ihn davon ab, mehr Macht an sich zu ziehen, zu versuchen, alles an Energie auf einmal in sich aufzunehmen. So süß war die Macht, Verderbnis hin oder her. Und so müde war er nach Stunden der pausenlosen Arbeit.

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