Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Verstärkungen Couladins handelte.
Ihm wurde bewusst, dass er mit den Zähnen knirschte. Falls die Shaido nach Cairhien hinein durchbrachen, würde er sie niemals nach Norden vertreiben können. Er müsste sie dann in mühsamen, einzelnen Straßenkämpfen ausheben, und das würde noch viel mehr Leben kosten als bisher schon. Die Stadt selbst würde hinterher wie Eianrod in Schutt und Asche liegen, vielleicht sogar wie Taien. Die Soldaten aus Cairhien und die Aiel hatten sich vermischt wie die Ameisen in einer Schüssel Honig, doch er musste etwas unternehmen.
Er holte tief Luft und verwob Stränge der Macht. Die beiden Frauen hatten die äußeren Bedingungen hergestellt, indem sie die Sturmwolken heraufbeschworen hatten, und er musste ihr Gewebe gar nicht sehen, um es jetzt selbst benützen zu können. Hart umrissene, silberblaue Blitze zuckten herab in die Aieltruppen hinein, einmal, zweimal, so schnell ein Mann nur in die Hände klatschen konnte.
Rand riss den Kopf hoch und versuchte, die brennenden Linien, die immer noch in seiner Sicht tanzten, unter Tränen wegzuzwinkern. Als er wieder durch das lange Rohr blickte, lagen die Shaido wie abgemähte Getreidehalme auf der Fläche, die von seinen Blitzen getroffen worden war. Näher am Tor lagen auch andere Männer und Pferde in ihren letzten Zuckungen am Boden, und manche rührten sich schon nicht mehr, doch die Unverletzten schleppten die Verwundeten hinein, und das Tor begann sich gerade hinter den letzten von ihnen zu schließen.
Wie viele von ihnen werden nie mehr zurückkommen? Wie viele meiner eigenen Leute habe ich da getötet? Die kalte Logik sagte ihm, dass es gar keine Rolle spiele. Es hatte sein müssen und es war erledigt.
Und das war auch gut so. Entfernt nahm er war, wie seine Knie zitterten. Er würde Ruheperioden einlegen müssen, wenn er das den ganzen Tag über durchhalten wollte. Er konnte nicht mehr nach allen Richtungen gleichzeitig zuschlagen, sondern musste sich auf bestimmte Ziele konzentrieren, wo seine Hilfe benötigt wurde, wo er am meisten ausr … Die Sturmwolken türmten sich nur über der Stadt und den Hügeln im Süden, und dennoch zuckte urplötzlich aus dem klaren, blauen Himmel über dem Turm ein Blitz hernieder, mitten zwischen die unten versammelten Töchter des Speers, wo er mit einem ohrenbetäubenden Knall einschlug.
Rand starrte betäubt hinunter, und das Haar stand ihm knisternd zu Berge. Er hatte diesen Blitz auch noch auf andere Weise wahrgenommen, hatte das Gewebe aus der Energie Saidins gefühlt, das ihn erzeugt hatte. Also war die Versuchung für Asmodean selbst dort hinten im Zelt zu groß, um ihr zu widerstehen.
Es blieb jedoch keine Zeit zum Überlegen. Wie schnelle, rhythmische Schläge auf eine riesenhafte Trommel folgte nun Blitz auf Blitz. Sie krachten in einer Reihe zwischen den Töchtern in den Boden, bis der letzte schließlich das Fundament des Turms traf und eine Explosion Splitter von der Größe von Armen und Beinen emporschleuderte.
Als sich der Turm langsam zur Seite neigte, warf sich Rand Egwene und Aviendha entgegen. Irgendwie brachte er es fertig, beide mit einem Arm zu umfassen und sich mit dem anderen an eine senkrechte Strebe zu klammern, die sich nun schräg über ihnen an der Seite der Plattform befand. Sie starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen an, öffneten die Münder, aber es war genauso wenig Zeit, etwas zu sagen, wie überhaupt nachzudenken. Das angeschlagene Balkengerüst des Turms kippte und krachte durch die Zweige der darunterstehenden Bäume. Einen Moment lang hoffte er, die Bäume würden den Sturz abfangen.
Mit einem berstenden Geräusch brach die Strebe, an die er sich geklammert hatte. Der Boden kippte ihm entgegen und schlug ihm wie ein Hammer gegen die Brust; raubte ihm den Atem. Einen Herzschlag später schlugen die beiden Frauen auf seinem Körper auf. Dunkelheit umfing ihn.
Er kam nur ganz langsam wieder zu sich. Zuerst konnte er hören.
»… haben uns wie ein Felsblock unter sich begraben und uns in der Dunkelheit den Hang abwärts gerollt.« Das war Aviendhas Stimme, leise, als spreche sie nur zu sich selbst. Auf seinem Gesicht bewegte sich irgendetwas. »Du hast uns alles genommen, was wir sind, was wir waren. Du musst uns dafür etwas geben, was wir sein können. Wir brauchen dich.« Was sich da oben bewegte, wurde langsamer und berührte sein Gesicht noch sanfter. »Ich brauche dich. Nicht für mich selbst, das musst du verstehen. Für Elayne. Was nun
Weitere Kostenlose Bücher